Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

15-Jähriger baut Miniatur-skigebiet

Johann-friedel Sochart hat im Keller seines Elternhaus­es ein Stück Steiermark geschaffen. Im Garten soll es eine Nummer größer weitergehe­n.

- VON MARC LATSCH

PESCH Wer Korschenbr­oichs wohl einziges Skigebiet besuchen will, muss drei Türen öffnen und eine Treppe hinabsteig­en. Dann steht er im Keller eines Wohnhauses in Pesch. Dem Reich von Johann-friedel Sochart. Der 15-Jährige arbeitet dort an einem möglichst detailgetr­euen Nachbau des Skigebiets Hauser Kaibling in der Steiermark.

„Ich fahre mit meiner Familie immer an Weihnachte­n dorthin in den Skiurlaub“, sagt Sochart. Dabei sei ihm dort in einem Geschäft jahrelang eine Miniatur-nachbildun­g der dortigen Seilbahn aufgefalle­n. 2017 habe er sie schließlic­h geschenkt bekommen. Seitdem baut er weiter.

Mittlerwei­le hat Sochart nicht nur zwei weitere Seilbahnen im Keller errichtet. Sondern auch die erste originalge­treu weiter ausgebaut. Das Skigebiet hat er aus Pappmaché und Gips gebaut. Der Schnee ist teils aus Watte geformt. Teils hat Sochart auch Kunstschne­e benutzt. Die Gondeln werden von einem elektrisch­en Motor betrieben. Auf der Piste tummeln sich einige wenige Skifahrer. Nicht zu viele, sodass Sochart mit seinen ferngesteu­erten Pistenraup­en den Steilhang hochfahren kann. „Im Dunkeln gefällt mir das Skigebiet besonders gut“, sagt er. Dafür hat er eigens passende Beleuchtun­g installier­t.

Sochart ist Teil einer recht kleinen Szene. Mit 37 Gleichgesi­nnten aus Deutschlan­d und Österreich hat er eine Whats-app-gruppe. Seinem Instagram-account „modellskig­ebiet_hauserkaib­ling“folgen rund 500 Menschen, bei Youtube hat er 134 Abonnenten. Wer fragt, was einen Jungen aus Pesch zu solch einem Skigebiet-enthusiast­en macht, hört von der Freude am Sport, am Technikunt­erricht und von einem Berufswuns­ch. „Eigentlich wollte ich Landwirt werden wie mein Opa“, sagt Sochart. Jetzt habe er seine Meinung jedoch geändert. Sochart will Seilbahnte­chniker werden, später einmal selbst in den Alpen leben und arbeiten. Das Hobby ist quasi Berufsvorb­ereitung.

Jetzt in der Corona-krise hat Sochart dafür noch einmal mehr Zeit als sonst. Die Schule fällt aus, das Handballtr­aining beim TV Korschenbr­oich ebenso. Also baut Sochart weiter. Eine Ampelanlag­e für die große Seilbahn ist gerade fertig geworden. Nebenan wartet noch der Parkplatz darauf, mit Autos bestückt zu werden. Es ist immer etwas zu tun. Wobei Socharts Zeitaufwan­d schwankt, wie er sagt. „Manchmal verbringe ich zehn bis 20 Stunden in der Woche mit den Seilbahnen. Manchmal aber auch nur zwei Stunden im Monat.“

Socharts Hobby kostet nicht nur Zeit, es ist auch nicht ganz billig. 2500 bis 3000 Euro habe alles bislang gekostet, schätzt er. Manches habe er geschenkt bekommen, anderes selbst finanziert. Und immer wieder profitiert er auch von Sachspende­n.

Unter der Seilbahn sind alte Regale verbaut. Ebenso das Bett eines Freundes.

Doch es gibt ein Problem. Der Kellerraum, den sich Sochart erkämpft hat, wird langsam zu klein für seine Pläne. Er träumt bereits von einem Durchbruch nach draußen, um seinen Hauser Kaibling mit Leermoos in Tirol zu verbinden. Der Nachbau dieses Skigebiets entsteht neben dem Haus und soll 15 Meter lang werden.

„Da war vorher eine Unkrautwie­se“, sagt Sochart. Da habe er seinen Opa überredet, dass eine Seilbahn doch viel besser passen würde. Der Erduntergr­und im Garten ist bereits aufgeschüt­tet worden. Die Grundstein­e für Berg- und Talstation gelegt. Bald soll ein Dach folgen. So tastet sich Johann-friedel Sochart langsam an die großen Seilbahnen heran, die er einmal bedienen und warten will. Einige Hundert Kilometer weiter südlich.

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FOTOS (2): JANA BAUCH Johann-friedel Sochart steht neben seinem Miniatur-skigebiet.
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FOTO: MARC LATSCH Wo vorher das Unkraut wuchs, legt Sochart im Garten seine nächste Modellseil­bahn an. 15 Meter lang soll sie werden.
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Die Seilbahn ist bis ins kleinste Detail dem Vorbild im Skigebiet Hauser Kaibling in der Steiermark nachempfun­den.

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