Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Die Last der Opposition
Die ganz große Welle ist vorbei. Vorerst. Die Grünen, in Landtagswahlen und Meinungsumfragen kurzfristig aufgewachsen zu einer Art neuen Volkspartei, spüren derzeit wieder die Niederungen der Opposition. Die Zeit großer Krisen ist meistens auch die Zeit der Regierungsparteien. Union und SPD sind erst einmal zurück in der ersten Reihe der Aufmerksamkeit, vor allem die Kanzlerin-partei CDU erlebt lange nicht mehr gekannte Werte. Die Grünen fallen im Bund auf eine Zustimmung von etwas unter 20 Prozent, worüber sie aber immer noch jubeln dürften.
Obwohl sich die öffentliche Aufmerksamkeit derzeit auf die Regierung und deren Umgang mit der Pandemie konzentriert, haben die Grünen eine Chance, ihr Umfragehoch halbwegs zu halten, wenn sie erklären können, warum es Parallelen zwischen der Klimakrise und der Corona-krise gibt. Gegen Corona wird in einiger Zeit ein Impfstoff gefunden sein, gegen die Erderwärmung wird es einen Wirkstoff aus den Labors nicht geben. Aber die Pandemie ist eine Chance zum Umsteuern – hin zum klimaneutralen Wirtschaften.
Die Grünen haben mit ihrem Länderrat gezeigt, dass sie auch digital können. Aktuell mehr als 100.000 Mitglieder bedeuten Rückenwind, aber auch Verantwortung, weil viele Menschen mit der Ökopartei Veränderung verbinden. Ob sie dem in Regierungsverantwortung gerecht werden könnten, ist eine offene Frage. Denn die Reinheit von Parteitagsbeschlüssen lässt sich niemals in Koalitionsverträge übertragen. Wahlergebnisse, wenn sie gut sind, bedeuten meist einen Vertrauensvorschuss der Wähler: Tut endlich etwas! Die Grünen sind immer noch oben auf der Welle. Doch bis zur nächsten Bundestagswahl sind es noch 18 Monate. Bis dahin kann eine mächtige nächste Welle den Zuspruch auch wegspülen. BERICHT ERSTES GEISTERSPIEL DER PARTEIENGESCHICHTE, POLITIK