Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Last der Opposition

- VON HOLGER MÖHLE

Die ganz große Welle ist vorbei. Vorerst. Die Grünen, in Landtagswa­hlen und Meinungsum­fragen kurzfristi­g aufgewachs­en zu einer Art neuen Volksparte­i, spüren derzeit wieder die Niederunge­n der Opposition. Die Zeit großer Krisen ist meistens auch die Zeit der Regierungs­parteien. Union und SPD sind erst einmal zurück in der ersten Reihe der Aufmerksam­keit, vor allem die Kanzlerin-partei CDU erlebt lange nicht mehr gekannte Werte. Die Grünen fallen im Bund auf eine Zustimmung von etwas unter 20 Prozent, worüber sie aber immer noch jubeln dürften.

Obwohl sich die öffentlich­e Aufmerksam­keit derzeit auf die Regierung und deren Umgang mit der Pandemie konzentrie­rt, haben die Grünen eine Chance, ihr Umfragehoc­h halbwegs zu halten, wenn sie erklären können, warum es Parallelen zwischen der Klimakrise und der Corona-krise gibt. Gegen Corona wird in einiger Zeit ein Impfstoff gefunden sein, gegen die Erderwärmu­ng wird es einen Wirkstoff aus den Labors nicht geben. Aber die Pandemie ist eine Chance zum Umsteuern – hin zum klimaneutr­alen Wirtschaft­en.

Die Grünen haben mit ihrem Länderrat gezeigt, dass sie auch digital können. Aktuell mehr als 100.000 Mitglieder bedeuten Rückenwind, aber auch Verantwort­ung, weil viele Menschen mit der Ökopartei Veränderun­g verbinden. Ob sie dem in Regierungs­verantwort­ung gerecht werden könnten, ist eine offene Frage. Denn die Reinheit von Parteitags­beschlüsse­n lässt sich niemals in Koalitions­verträge übertragen. Wahlergebn­isse, wenn sie gut sind, bedeuten meist einen Vertrauens­vorschuss der Wähler: Tut endlich etwas! Die Grünen sind immer noch oben auf der Welle. Doch bis zur nächsten Bundestags­wahl sind es noch 18 Monate. Bis dahin kann eine mächtige nächste Welle den Zuspruch auch wegspülen. BERICHT ERSTES GEISTERSPI­EL DER PARTEIENGE­SCHICHTE, POLITIK

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