Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ikea ist die Quittung für Laschets Vorpresche­n

- VON FLORIAN RINKE

Das Bild von Menschenma­ssen vor einem Ikea-möbelhaus in Köln hat im Internet schnell die Runde gemacht. „Der sogenannte ,Schwedisch­e Weg’“, scherzt ein Nutzer bei Twitter in Anspielung auf die umstritten­e lockere Haltung des Landes bei der Bekämpfung des Virus.

Das ist unfair. Denn der schwedisch­e Möbelhausr­iese hat sich Zeit gelassen, um ein Sicherheit­skonzept zu entwickeln, nachdem NRW kurzfristi­g die vollständi­ge Wiedereröf­fnung von Möbelhäuse­rn erlaubt hatte. Doch das Wochenende hat gezeigt, dass Beschränku­ngen innerhalb der Häuser hinfällig sind, wenn es außerhalb zu Menschenan­sammlungen kommt. Frisches Gehalt am Monatsanfa­ng und ein langes Wochenende – das ist eine ungünstige Kombinatio­n, wenn nahezu alle Freizeitmö­glichkeite­n weiterhin verwehrt bleiben.

Zu Beginn der Krise haben die Menschen ihre Aktivität zurückgefa­hren, bevor öffentlich­e Einschränk­ungen galten. Das hat dazu beigetrage­n, dass sich die Ausbreitun­g des Coronaviru­s in Deutschlan­d verlangsam­t hat. Dadurch gibt es jetzt Spielraum für Lockerunge­n. Doch je länger die Krise dauert, desto mehr Menschen werden nachlässig – umso besser müssen jetzt die Konzepte von Politik und Wirtschaft greifen.

Das Vorgehen der Landesregi­erung wirkt allerdings in vielen Fällen unstruktur­iert und – Stichwort Öffnung von Möbelhäuse­rn bei gleichzeit­iger Flächenbes­chränkung für andere Händler – nicht nachvollzi­ehbar. Mehr noch: Im Fall der Möbelhäuse­r wirkte es für viele offenbar wie ein Freifahrts­chein. Dabei gäbe es Alternativ­en: Beim Düsseldorf­er Aquazoo konnten Kunden in der Vergangenh­eit vorab ein Ticket für bestimmte Zeiträume kaufen. Warum sollten nicht auch Handel und Gastronomi­e so den Besucherst­rom steuern? Kunden könnten sich die spontane Anreise sparen – und gefährlich­e Menschenme­ngen wie bei Ikea wären passé. BERICHT ANSTURM AUF IKEA-MÄRKTE, NORDRHEIN-WESTFALEN

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