Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ikea ist die Quittung für Laschets Vorpreschen
Das Bild von Menschenmassen vor einem Ikea-möbelhaus in Köln hat im Internet schnell die Runde gemacht. „Der sogenannte ,Schwedische Weg’“, scherzt ein Nutzer bei Twitter in Anspielung auf die umstrittene lockere Haltung des Landes bei der Bekämpfung des Virus.
Das ist unfair. Denn der schwedische Möbelhausriese hat sich Zeit gelassen, um ein Sicherheitskonzept zu entwickeln, nachdem NRW kurzfristig die vollständige Wiedereröffnung von Möbelhäusern erlaubt hatte. Doch das Wochenende hat gezeigt, dass Beschränkungen innerhalb der Häuser hinfällig sind, wenn es außerhalb zu Menschenansammlungen kommt. Frisches Gehalt am Monatsanfang und ein langes Wochenende – das ist eine ungünstige Kombination, wenn nahezu alle Freizeitmöglichkeiten weiterhin verwehrt bleiben.
Zu Beginn der Krise haben die Menschen ihre Aktivität zurückgefahren, bevor öffentliche Einschränkungen galten. Das hat dazu beigetragen, dass sich die Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland verlangsamt hat. Dadurch gibt es jetzt Spielraum für Lockerungen. Doch je länger die Krise dauert, desto mehr Menschen werden nachlässig – umso besser müssen jetzt die Konzepte von Politik und Wirtschaft greifen.
Das Vorgehen der Landesregierung wirkt allerdings in vielen Fällen unstrukturiert und – Stichwort Öffnung von Möbelhäusern bei gleichzeitiger Flächenbeschränkung für andere Händler – nicht nachvollziehbar. Mehr noch: Im Fall der Möbelhäuser wirkte es für viele offenbar wie ein Freifahrtschein. Dabei gäbe es Alternativen: Beim Düsseldorfer Aquazoo konnten Kunden in der Vergangenheit vorab ein Ticket für bestimmte Zeiträume kaufen. Warum sollten nicht auch Handel und Gastronomie so den Besucherstrom steuern? Kunden könnten sich die spontane Anreise sparen – und gefährliche Menschenmengen wie bei Ikea wären passé. BERICHT ANSTURM AUF IKEA-MÄRKTE, NORDRHEIN-WESTFALEN