Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Keine Haftbefehle nach Angriff auf ZDF-TEAM
Mitarbeiter der Satiresendung „heute-show“werden bei Dreharbeiten verletzt. Der Staatsschutz ermittelt.
BERLIN (epd) Nach dem Angriff auf ein Team der Zdf-„heute-show“in Berlin sind mögliche politische Hintergründe weiter unklar. Sechs vorübergehend festgenommene Personen wurden am Samstag wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft sah „keinen dringenden Tatverdacht beziehungsweise keine Haftgründe“gegen die zwei Frauen und vier Männer. Journalistenverbände verurteilten die Attacke vom Freitag in scharfer Form und sprachen von einem Angriff auf die Pressefreiheit.
Laut Berliner Polizei war das siebenköpfige Team mit dem Reporter Abdelkarim am Freitagnachmittag unvermittelt von rund 20 bis 25 vermummten Personen angegriffen worden. Die Zdf-mitarbeiter seien geschlagen, getreten und offenbar auch mit einer Metallstange attackiert worden. Anschließend flüchteten die Tatverdächtigen. Beamte nahmen kurz darauf in der Nähe zwei Frauen und vier Männer als Tatverdächtige vorläufig fest.
Die Ermittlungen übernahm der Polizeiliche Staatsschutz. Die Generalstaatsanwaltschaft teilte am Samstagabend via Twitter mit, dass alle Beschuldigten wieder entlassen wurden. Es handelt sich laut Polizei um zwei Frauen im Alter von 25 und 27 Jahren sowie vier Männer zwischen 24 und 31 Jahren.
Nach Angaben der Berliner Polizei verlor ein 50-jähriger Kameramann bei dem Angriff das Bewusstsein, er wurde ins Krankenhaus gebracht. Außerdem wurden eine Frau und zwei Männer verletzt und mussten ebenfalls im Krankenhaus versorgt werden. Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) verurteilte den Angriff: „Aber egal, ob rechts, links oder sonst wie motiviert, Gewalt gegen Medienvertreter ist durch nichts zu rechtfertigen.“Polizeipräsidentin Barbara Slowik sprach von einem „wirklich feigen Angriff“.
Nach Angaben des ZDF geschah der Angriff während Dreharbeiten für die Satiresendung „heute-show“am 8. Mai. Der Reporter Abdelkarim wandte sich in einem Tweet gegen Spekulationen, wonach der Angriff inszeniert gewesen sein könnte: „Ist zwar grad in Mode, aber man muss nicht auf alles mit einer Verschwörungstheorie reagieren.“Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-verbandes,
Frank Überall, sprach von einem „feigen und durch nichts zu rechtfertigenden Überfall“auf Journalisten, die ihrer Aufgabe der Berichterstattung nachgekommen seien. Die Attacke sei ein Angriff auf die Pressefreiheit.
Auch die Deutsche Journalistinnenund Journalisten-union (dju) in ver.di nannte den Überfall einen „Angriff auf die Pressefreiheit, der aufgeklärt werden muss“. Die Täter müssten zur Rechenschaft gezogen werden, forderte Bundesgeschäftsführerin Cornelia Berger. Von einem „Schlag gegen die Presseund Meinungsfreiheit“sprach die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Redakteursausschüsse (Agra) von ARD, ZDF und Deutschlandradio.