Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Vietnam-protest: Kent-state-massaker
Die Soldaten trugen Uniformen und Atemmasken, die sie vor Tränengas schützen sollten. Doch die Studenten ließen sich davon nur zum Teil vom Demonstrieren abhalten. An der Kent State University im Us-bundesstaat Ohio protestierten am 4. Mai 1970 etwa 3000 Studierende gegen den Einmarsch von Us-truppen in Kambodscha – wie an vielen anderen Hochschulen des Landes. Präsident Richard Nixon hatte im April Soldaten von Südvietnam aus in das bis dahin neutrale Kambodscha geschickt, um Vietcong-truppen auszuschalten. Kriegsgegner sahen darin eine Ausweitung des Kriegs. Vor allem Studenten mussten befürchten, aufgrund ihres Alters selbst einberufen zu werden. Vor der Demonstration an der Kent-state-hochschule hatte der Bürgermeister der Stadt die Nationalgarde gerufen, er befürchtete, der Protest könnte zu Ausschreitungen führen. Die Situation eskalierte tatsächlich – aber anders als befürchtet. Die Nationalgarde konnte die Demonstration nicht auflösen, auch nicht durch den Einsatz von Tränengas. Als sie sich zurückzogen, geriet einige Soldaten auf einen Hügel, eine Gruppe drehte sich und eröffnete das Feuer. Die Studenten dachten, es seien Platzpatronen. Doch als die Schüsse stoppten, lagen vier Menschen tot am Boden, andere waren schwer verletzt. Auf das so genannte Kent-state-massaker folgten die größten Streiks von Studenten in der amerikanischen Geschichte, kurz darauf demonstrierten Hunderttausende in Washington. Die Todesschützen wurden nie zur Rechenschaft gezogen: Ein Prozess gegen acht Angeklagte wurde aus Mangel an Beweisen eingestellt.