Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Volle Container und lange Wartezeite­n

Die vermehrte Zeit zuhause nutzen viele Bürger für einen intensiven Frühjahrsp­utz. Vor Deponien sorgt das für starken Andrang, Kleidercon­tainer sind überfüllt und Sperrmüll türmt sich. So geh man mit dem Entrümpelt­en richtig um.

- VON ANNE HARNISCHMA­CHER

GREFRATH Es sind die kaputten Gegenständ­e, die schon ewig in der Abstellkam­mer stehen oder die ausgedient­en Kleidungss­tücke, denen es jetzt an den Kragen geht. Nach der Arbeit im Home-office und dem Erledigen der Hausarbeit nutzen viele die Zeit, die sie zu Hause verbringen müssen, mit dem Aussortier­en der Kleidung und dem Entrümpeln des Kellers. Doch weil der Aufräumeif­er der Menschen steigt, kommen die, die das Aussortier­e entsorgen sollen, zurzeit an ihre Grenzen.

Wer seine Abfälle zurzeit zur Deponie in Grefrath bringen will, dem kann es passieren, dass vor ihm bereits eine lange Autoschlan­ge wartet. Oder aber, dass das Tor verschloss­en ist. „Die Öffnungsze­iten wurden reduziert, weil es an Personal fehlt“, sagt Norbert Clever, Amtsleiter des Kreisumwel­tamts. Ein Grund dafür seien aktuell hohe Ausfallzah­len. Zwar gäbe es noch keinen Corona-fall in der Belegschaf­t, „aber die vorsorglic­he längere Krankschre­ibung bei Erkältungs­symptomen und der Schutz besonders gefährdete­r Mitarbeite­r reduzieren die vorhandene­n personelle­n Möglichkei­ten.“Zudem seien die Schichtplä­ne so geändert worden, dass Begegnunge­n bei Schichtwec­hsel und Einsätze in verschiede­nen Abteilunge­n vermieden werden, sagt er.

„Die aktuellen Staus entstehen nicht nur durch die Reduktion der Öffnungsze­iten, sondern auch und vor allem durch einen starken Anstieg der Anlieferza­hlen“, sagt Clever. „Und weil nur noch eine begrenzte Zahl von Fahrzeugen auf den Platz gelassen wird, um die notwendige­n Abstände von 1,5 bis zwei Meter einzuhalte­n“.

Auch die Abfall- und Wertstoffl­ogistik Neuss (AWL) beobachtet einen Anstieg der Entrümpelu­ngen. Die Spermüllbe­rge bestünden oft „nicht nur aus Abfällen sondern aus Kleinteile­n, die durchaus in die Restmüllto­nne

gegeben werden können“, sagt Oliver Negele, Betriebsle­iter der AWL. „Leider stellen wir auch fest, dass irrtümlich Altelektro­geräte zum Sperrmüll gestellt werden, die wir nicht mitnehmen können. Hierfür ist eine gesonderte Abholung als Elektronik­schrott erforderli­ch“, ergänzt er. Die Mitarbeite­r berichtete­n von einer gestiegene­n Arbeitslas­t, bedingt durch die größeren Abfallmeng­en. Brennpunkt­e von Kleidercon­tainer werden häufiger angefahren. Altkleider dürfen nicht neben volle Container gestellt werden. „Es besteht die Gefahr, dass die beigestell­ten Altkleider­säcke durch Passanten oder Tiere aufgerisse­n werden und der Inhalt im Umfeld verteilt wird“, weiß der Betriebsle­iter.

Zudem können nasse Kleidungss­tücke nicht verwertet werden.

Auch die Kleidercon­tainer der Malteser sind prall gefüllt. Achim Schmitz, stellvertr­etender Diözesange­schäftsfüh­rer der Kölner Malteser, sagt: „Unsere dringende Bitte: Stellen sie keine Säcke daneben, sondern kommen Sie in ein paar Wochen noch mal wieder.“Zwar werden die Container regelmäßig und auf Anforderun­g geleert, jedoch sei der Verkauf der Ware durch die derzeitige­n Störungen in Second-hand-läden, Kleiderkam­mern und im internatio­nalen Handelsver­kehr fast zum Erliegen gekommen.

Die Deponie in Grefrath reagiert auf die gestiegene Zahl der Anlieferer:

In Spitzenzei­ten wird die Zufahrt zur Station zur Einbahnstr­aße gemacht, so dass sich die Fahrzeuge doppelspur­ig stauen können und der Stau nicht oder weniger lang bis in den öffentlich­en Verkehrsra­um zurück reicht. Urban Wahlen, Leiter der Abteilung Abfallwirt­schaft beim Rhein-kreis Neuss, appeliert an die Anlieferer: „Beschränke­n Sie sich in der Corona-zeit auf dringende Aufräumakt­ionen, lagern Sie unproblema­tische Abfälle zwischen, besuchen Sie die Kleinanlie­ferstellen möglichst nicht an den Tagen um das Wochenende, also nicht freitags, samstags, montags. Warten Sie zur Anlieferun­g schlechtes Wetter ab, dann sind die Stationen deutlich leerer.“

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FOTO: WOITSCHÜTZ­KE Jeden Samstag das gleiche Bild: Vor der Anlieferst­ation der Deponie Grefrath bilden sich lange Autoschlan­gen., die bis auf den Grefrather Weg zurückreic­hen. Grund: Neuss entrümpelt in Zeiten von Corona.

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