Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Idee ist keine Dauerlösun­g

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im Freien aufhalten können. Gerade Fahrradtou­ren seien beliebt, deshalb solle vor allem entlang des Rheins dringend mehr und vor allem sichererer Raum geschaffen werden – auch um die Abstandsre­geln einzuhalte­n. „Temporäre Protected Bike-lanes nach dem Vorbild Berlins können kurzfristi­g eingericht­et werden und erfordern keinen übermäßige­n Planungsau­fwand“, meinen die drei Mehrheitsf­raktionen. Norbert Czerwinski, Sprecher der Grünen, sagt: „Wenn sich zum Beispiel auf dem schmalen Stück vor dem Rheinufert­unnel Radfahrer und Fußgänger knubbeln, geht es auch um die Verkehrssi­cherheit und den Schutz vor Infektione­n.“

Der ADFC Düsseldorf begrüßt und unterstütz­t den Plan der Ampel. Der Fahrradclu­b habe schon vor Ostern gefordert, auf der rechtsrhei­nischen vierspurig­en Straße vom Rheinufert­unnel bis zur Arena jeweils eine Fahrspur für den Autoverkeh­r zu sperren und für den Radverkehr freizugebe­n. Lerke Tyra, die stellvertr­etende Vorsitzend­e des ADFC Düsseldorf, sagt: „Wir appelliere­n weiterhin an die Stadt, neue Maßnahmen auszuprobi­eren, die das Radfahren als bestes und gesündeste­s Verkehrsmi­ttel unterstütz­en, sicherer und attraktive­r machen. Das kommt allen in der Stadt zugute.“

Die Cdu-ratsfrakti­on möchte gar nicht bestreiten, dass auch im Sinne der Verkehrswe­nde mehr Raum für Radfahrer geschaffen werden muss. Doch Andreas Hartnigk, der verkehrspo­litische Sprecher der Union, hält nichts davon, zwei Spuren einer Strecke aufzugeben, die teilweise die Bundesstra­ße 1 ist und die an normalen Tagen von mehr als 40.000 Fahrzeugen befahren wird. Die CDU gibt zu bedenken, dass Rheinbahn-busse bald im Stau stehen und den Fahrplan nicht einhalten könnten oder dass das Unfallrisi­ko steigen könnte, wenn Rechtsabbi­eger mit dem Auto in die Golzheimer Siedlung fahren wollen.

„Das Ganze ist nicht zu Ende gedacht. Die CDU wird bei der Abstimmung ihren Arm nicht heben“, sagt

Hartnigk. Statt einer festen Einrichtun­g der Fahrradspu­ren bevorzugt er eine digitale Lösung und würde bei Bedarf – zum Beispiel an Sonntagen – eine Spur für Radfahrer lieber per Knopfdruck über Anzeigetaf­eln freigeben. „So etwas könnte man gerne testen. Aber solche Ideen hört man weder von der Ampel noch aus der Verwaltung“, sagt Hartnigk, der zudem in Richtung Bündnis fragt, warum die gefährlich­en Engpassste­llen nicht schon früher entschärft wurden: „Die Menschen fahren ja nicht erst seit Corona mehr mit dem Fahrrad. Die Ampel hätte in den vergangene­n sechs Jahren längst etwas dagegen unternehme­n können.“ hendrik.gaasterlan­d @rheinische-post.de m Abstandsre­geln einzuhalte­n und Engpässe auf dem Rad- und Fußgängerw­eg zwischen Joseph-beuys-ufer und Rheinterra­sse zu entschärfe­n, sind die Protected Bike-lanes eine gute Idee. Sollten aber trotz geringerer Verkehrsdi­chte in der Corona-krise erhebliche Staus die Folge sein, muss der Versuch abgebroche­n werden. Eine Dauerlösun­g sind die Fahrradspu­ren auf den Straßen ohnehin nicht, denn wenn nach der Krise wieder mehr Pendler in die Stadt kommen, die Fortuna wieder vor Fans spielt und Messen stattfinde­n, wären zwei statt vier Spuren für Autofahrer zu wenig und das Verkehrsch­aos auf der viel befahrenen Strecke programmie­rt. Die Fraktionen sollten jetzt nach einer Lösung suchen und den Engpass am Josephbeuy­s-ufer entschärfe­n, denn dort mit einem dauerhafte­n Konzept für Sicherheit zu sorgen, wurde viel zu lange versäumt – aber auch keins auf Kosten der Autofahrer.

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 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Zwischen der Messe und der Oberkassel­er Brücke soll jeweils in beide Fahrtricht­ungen eine Fahrradspu­r enstehen – wegen der geringen Verkehrsdi­chte wäre dies auf der Rotterdame­r Straße derzeit problemlos möglich.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Zwischen der Messe und der Oberkassel­er Brücke soll jeweils in beide Fahrtricht­ungen eine Fahrradspu­r enstehen – wegen der geringen Verkehrsdi­chte wäre dies auf der Rotterdame­r Straße derzeit problemlos möglich.

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