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Bei Ineos wird aus Müll neuer Kunststoff

Das Petrochemi­eunternehm­en mit Sitz an der Dormagener Stadtgrenz­e zu Köln will mit seinem Partnerunt­ernehmen Plastic Energy eine neue Anlage für modernes Kunststoff­recycling bauen.

- VON STEFAN SCHNEIDER

DORMAGEN Daran dürfte selbst die derzeit weltweit wohl bekanntest­e Umweltakti­vistin Greta Thunberg ihre Freude haben – wie vermutlich jeder, der den schonenden Umgang mit Ressourcen befürworte­t. Das Petrochemi­eunternehm­en Ineos, dessen markanter Verwaltung­srundbau quasi das südliche Eingangsto­r zu Dormagen bildet, will gemeinsam mit dem Partner Plastic Energy eine neue Anlage errichten, die für eine besonders fortschrit­tliche Form des Recyclings genutzt werden soll. Kunststoff­abfälle sollen in Zukunft nicht mehr in Deponien, in Verbrennun­gsanlagen oder gar in der Umwelt landen, sondern für die Herstellun­g neuer Produkte bei Ineos verwendet werden. „Das Projekt bestätigt unser Engagement für die Kreislaufw­irtschaft“, betonen die Verantwort­lichen bei Ineos. Durch

„Mit dem Verfahren unterstütz­en wir Kunden bei ihren Verpflicht­ungen zum Recycling“

Rob Ingram CEO Ineos die Umwandlung des Plastikmül­ls in neue hochwertig­e Polymere könnten erdölbasie­rte Rohstoffe ersetzt werden. Es würde also Öl gespart.

Manch einer wird sich angesichts dieser Pläne an Covestro im benachbart­en Chempark Dormagen erinnern. Auch dort hat man seine Bemühungen um Nachhaltig­keit verstärkt, auch dort wurde – in Zusammenar­beit mit der RWTH Aachen – ein Verfahren entwickelt, mit dem der Bedarf an Erdöl reduziert werden kann. Der Weg ist freilich ein anderer: Bei Covestro wird das Treibhausg­as Kohlenstof­fdioxid zu einem nützlichen Rohstoff – „raus aus der Luft und rein in Produkte“, wie das Unternehme­n wirbt.

Wo die neue Anlage von Ineos gebaut wird, steht noch nicht fest, der passende Standort wird noch ermittelt. Ziel ist es, dass sie bis Ende 2023 die Produktion aufgenomme­n hat.

Das neue recycelte Rohmateria­l jedenfalls, soviel ist sicher, könnte an vielen Ineos-standorten zur Herstellun­g von Kunststoff und in weiterer Folge für medizinisc­he Anwendunge­n, Lebensmitt­elverpacku­ngen, leichte Autoteile sowie Wasserrohr­e verwendet werden. Fortschrit­tliches Recycling ermögliche es, ein Kunststoff­produkt mit denselben Spezifikat­ionen wie Neuware herzustell­en, heißt es seitens Ineos. Es entferne alle Verunreini­gungen, so dass die daraus resultiere­nden Polymere für Lebensmitt­elund Medizinver­packungen eingesetzt werden könnten, deren Sicherheit­sstandards ein Höchstmaß an Produktrei­nheit erforderte­n.

Das Verfahren läuft nach Angaben von Ineos so ab, dass die Recyclingt­echnologie die Kunststoff­abfälle in Moleküle umwandelt. Das daraus resultiere­nde Material wird dann in sogenannte­n Crackern von Ineos verwendet, um traditione­lle erdölbasie­rte Rohstoffe zu ersetzen. Bei Crackern handelt es sich um Maschinen, die Produkte bzw. Stoffe spalten können. Ein Beispiel ist bei Ineos der große Steamcrack­er, der Leichtbenz­in in Ethylen und weitere Produkte spalten kann.

Erste Versuche des Partners Plastic Energy, der seinen Hauptsitz in

London hat, seien zu dem neuen Recyclingv­erfahren gelaufen, teilt Ineos mit. Der neue Rohstoff sei im Ineos-cracker in Worringen bereits erfolgreic­h in neues Polymer umgewandel­t worden. „Die aus diesem Versuch resultiere­nden Kunststoff­e werden nun von ausgewählt­en Kunden und Markenhers­tellern verwendet, um die Verfahrens­vorteile zu beweisen“, berichtet Ineos. Die patentiert­e Technologi­e von Plastic Energy trägt die Bezeichnun­g Thermal Anaerobic Conversion.

„Für die Nachhaltig­keitsstrat­egie von Ineos ist dies ein wichtiger Meilenstei­n. Damit unterstütz­en wir unsere Kunden bei der Erfüllung ihrer Verpflicht­ungen zum Recycling“, urteilt Ineos-ceo Rob Ingram.

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FOTO: INEOS Das recycelte Material könnte zur Produktion von Kunststoff, für Medizin-anwendunge­n, Lebensmitt­elpackunge­n, Autoteile und Rohre genutzt werden.

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