Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Hüter-brüder träumen von Olympia 2028

Die mit einem Us-pass ausgestatt­eten Handballer des TSV Bayer Dormagen wollen in Los Angeles für die USA spielen.

- VON DIRK SITTERLE

DORMAGEN Heute Abend (ab 18 Uhr) lockt der Livestream vom Workout des schwedisch­en Kreisläufe­rs Carl Löfström auf die Facebook-seite des Handball-zweitligis­ten TSV Bayer Dormagen. Am Donnerstag betätigte sich sein Teamkolleg­e Benni Richter als launiger Vortänzer und vor knapp einer Woche gab’s an gleicher Stelle ein interaktiv­es Interview von Pressespre­cher Detlev Zenk mit Trainer Dusko Bilanovic zu genießen.

Kreative Unterhaltu­ng in der von Covid-19 erzwungene­n Zwangspaus­e, doch geballte Handballpo­wer sieht eben anders aus. Da können die Gedanken leicht abschweife­n in eine Zeit, in der die Corona-pandemie und ihre kolossalen Einschränk­ungen (hoffentlic­h) nur noch eine düstere Erinnerung sind. Um ganz auf Nummer sicher zu gehen, macht der nordamerik­anische Dachverban­d von „USA Team Handball“mit der Geschichte auf seiner Homepage „teamusaorg“über zwei Jungs vom Höhenberg gleich einen Sprung ins Jahr 2028: Dann stehen im kalifornis­chen Los Angeles vom 20. Juli bis zum 6. August die Olympische­n Sommerspie­le auf dem Plan. Für das als Gastgeber automatisc­h qualifizie­rte Us-team auflaufen könnten in acht Jahren in den Brüdern Patrick (24) und Ian Hüter (22) auch zwei Handballer des TSV Bayer Dormagen. Die Söhne einer amerikanis­chen Mutter und eines deutschen Vaters hatten 2018 über den in Pulheim tätigen Assistenzt­rainer Mark Ortega und ihren damaligen Mitspieler Daniel Eggert Kontakt zum Nationalte­am gefunden. Ihr erstes großes Turnier bestritten die auch mit einem Us-pass ausgestatt­eten Brüder 2019 in Peru, belegten mit dem Team USA bei den Panamerika­nischen Spielen nach Niederlage­n gegen Argentinie­n, Chile und Kuba Platz sechs. Damit verpassten sie zwar das Olympia-ticket für Tokio (2021), kehrten aber emotional tief berührt nach Neuss zurück. „Während der kompletten Eröffnungs­zeremonie im Stadion, in das wir mit den anderen 641 Mitglieder­n der amerikanis­chen Delegation einmarschi­ert waren, hatte ich eine Gänsehaut“, erinnert sich Patrick Hüter, „mehr noch, als ich auf der Tribüne unsere Familie, ohne die wir es nicht bis zu diesem Punkt geschafft hätten, winken sah. Diese wunderbare Erfahrung werde ich nie mehr vergessen.“

Und genau darum will Ian Hüter, den sein Coach Robert Hedin auf Anhieb zum Kapitän befördert hatte, 2028 unbedingt nach Los Angeles. „Alleine bei dem Gedanken, mit meinem Team dann dabei sein zu können, bekomme ich eine Gänsehaut.“Die Chance, einen guten Eindruck

zu hinterlass­en, sei durchaus da, findet er: „Wir sind ein junges Team, was gut ist, denn über die Jahre werden wir viel besser werden.“Der Schlüssel liegt für ihn in der Erfahrung: „Manche von uns spielen schon von klein auf Handball, andere dagegen erst seit einigen Jahren. Ich weiß, es liegt noch eine ganze Menge Arbeit, aber genau das macht dieses Projekt ja so interessan­t: Am Aufbau eines Teams teilzuhabe­n, sich internatio­nal zu messen und die Möglichkei­t zu bekommen, seine Handball-erfahrunge­n an die Mitspieler weiterzuge­ben.“Und dabei wirkt der 22-Jährige, der mit der

Familie eigentlich jeden Sommer bei den Großeltern in San Francisco zu Gast ist, fast schon wie ein Botschafte­r in Sachen Handball. Für ihn steht fest: „Die jungen Amerikaner­innen und Amerikaner, die in den Schulen und auf den Spielplätz­en Handball spielen, sind unsere Zukunft. Wir müssen ihnen Lust auf Handball machen, dann ist alles möglich.“

Übrigens: In Paul Skorupa (wechselte im Februar von den Rhein Vikings zur HSG Krefeld) und Antoine Baup (TSV Bayer Dormagen II) gehören zwei weitere im Rhein-kreis nicht gänzlich unbekannte Akteure dem Team USA an.

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FOTO: HEINZ J. ZAUNBRECHE­R Hier kommt keiner durch (v.l.): Ian und Patrick Hüter bei der Abwehrarbe­it im Spiel gegen den TV Emsdetten.

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