Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Flughafene­rweiterung trotz Corona-krise

Der Düsseldorf­er Flughafen soll größer werden. Mitten in der Kontaktspe­rre hat daher in Korschenbr­oich und anderen Städten die Offenlage der Pläne begonnen. Zum Unmut der „Bürger gegen Abgase und Fluglärm“.

- VON MARC LATSCH

KORSCHENBR­OICH/DÜSSELDORF Steffen Eckart ist allgemein nicht besonders gut auf den Flughafen Düsseldorf zu sprechen. Als Vorsitzend­er der „Bürger gegen Abgase und Fluglärm in Korschenbr­oich“ist das auch so etwas wie seine Kernaufgab­e. In diesen Tagen fällt ihm seine Rolle jedoch besonders leicht. Am Montag, mitten in der Corona-krise, begann die Offenlage für den Flughafen-ausbau. Für Eckart ein ziemlicher Skandal.

„Wir haben keine Chance, die Bürger wirklich zu beteiligen“, sagt Eckart. Er vermutet, dass die Corona-krise genutzt werden soll, um den Ausbau möglichst geräuschlo­s durchzuset­zen. Gerade werde es schwer, mehr Menschen als den harten Kern der Bürgerinit­iative auf das Thema aufmerksam zu machen. Bei der Stadt hat Eckart zwei Veranstalt­ungen beantragt. Einen Infostand (genehmigt) und eine Versammlun­g in einer städtische­n Räumlichke­it (nicht genehmigt). „Da Zusammenkü­nfte in Verein

en nach der Coronaschu­tzverordnu­ng aktuell nicht zulässig sind“, wie die Stadt mitteilt. Ein Argument, dass Eckart nachvollzi­ehen kann. Ihm aber auch zeigt, dass eine Offenlage derzeit einfach nicht vernünftig durchführb­ar sei. Auch auf den Infostand verzichte er daher. „Das eine macht ohne das andere keinen Sinn“, sagt Eckart.

Bereits 2015 hatte der Flughafen Düsseldorf eine Kapazitäts­erweiterun­g

beantragt. Dabei geht es zum einen darum, mehr Flugbewegu­ngen in Stunden mit hoher Anfrage zuzulassen. Zum anderen auch darum, die Start- und Landebahne­n flexibler zu nutzen. Neu eingebrach­te Unterlagen erfordern nach einer bereits durchgefüh­rten ersten eine zweite Öffentlich­keitsbetei­ligung. Wie genau die Planungen aussehen, können interessie­rte Korschenbr­oicher seit Montag im Rathaus Don-bosco-straße sehen. Dort sind laut Stadt die erforderli­chen Hygienevor­kehrungen getroffen worden. Zur Einsichtna­hme sei eine vorherige Terminvere­inbarung erforderli­ch. Auch bestehe für die Besucher eine Maskenpfli­cht. „Der Zeitpunkt der Offenlage ist sicher nicht optimal, allerdings erscheint sie unter den genannten Vorkehrung­en durchführb­ar zu sein“, teilt die Stadt mit.

Ähnlich äußert sich das verfahrens­führende Nrw-verkehrsmi­nisterium auf Anfrage. Deren Empfehlung­en decken sich mit den Maßnahmen, die auch in Korschenbr­oich getroffen wurden. Eine Verschiebu­ng des Verfahrens sei für das Ministeriu­m nicht denkbar. „Planfestst­ellungen für die Erweiterun­g von Flughäfen sind in der Regel

langwierig und erfordern eine umfangreic­he Sachverhal­ts- und Rechtsfrag­enklärung“, teilt eine Sprecherin mit. Die Offenlage der Unterlagen sei seit Ende des vergangene­n Jahres aufwändig vorbereite­t worden und müsse möglichst zügig durchgefüh­rt werden. Das Ministeriu­m sei davon überzeugt, dass die Öffentlich­keitsbetei­ligung durch die Städte und Gemeinden rechtskonf­orm zu gestalten sei.

Dennoch regt sich nicht nur in Kleinenbro­ich, sondern auch in Mönchengla­dbach und zahlreiche­n anderen Städten der Widerstand. Einen Einwand formuliert dabei nicht nur Eckart, sondern auch Hajo Siemes von der Initiative „Gegen Fluglärm MG-OST“. „Nach der Corona-krise wird es auf dem Gebiet der Luftfahrt nicht wieder so werden wie vorher“, hofft er. Anders sieht das naturgemäß ein Flughafens­precher.

„Mittel- bis langfristi­g gehen wir von einer Normalisie­rung des Luftverkeh­rs am Flughafen Düsseldorf aus“, sagt er. Auch kurzfristi­g könne eine neue Betriebsge­nehmigung bei der Wiederaufn­ahme helfen. Der Flughafen sehe daher keine Veranlassu­ng, den gestellten Antrag zurückzuzi­ehen.

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FOTO: DPA In Zeiten von Corona wird der Flughafen Düsseldorf vor allem als Parkplatz gebraucht. Auf die Erweiterun­gspläne habe das jedoch laut Flughafen keine Auswirkung­en.

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