Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Freude bei Eltern, Frust bei Gastronome­n

Für Künstler und Kinder kehrt ein Stück Alltag zurück, das Gastgewerb­e vermisst dagegen klare Perspektiv­en.

- VON H. GAASTERLAN­D, J. JANSSEN, H. LODAHL UND B. PAVETIC

DÜSSELDORF Die neue Normalität in der zweiten Phase der Corona-krise gewinnt weiter an Kontur. Mit ganz unterschie­dlicher Ausprägung. Während viele Gastronome­n weiter um die Existenz bangen, stehen kleine Kinder, Viertkläss­ler und Künstler bereits in den Startlöche­rn. Ein Überblick.

Spielplätz­e Am Donnerstag werden Flatterbän­der und Verbotssch­ilder zumindest an vielen der mehr als 400 Düsseldorf­er Spielplätz­e demontiert sein. Für viele Eltern ein lang ersehnter Hoffnungss­chimmer. Ein am Montag eingesetzt­er Arbeitskre­is, zu dem Vertreter des Jugend-, Ordnungs- und Gesundheit­samtes gehören, wird die Eckpunkte für die Wiedereröf­fnung festlegen. „Am Mittwoch entscheide­t der Krisenstab über Details“, sagt Ordnungsde­zernent Christian Zaum, der auf die Eigenveran­twortung der Eltern setzt. „Wir können bei mehreren hundert Standorten nicht engmaschig kontrollie­ren, ob Begleitper­sonen 1,5 Meter Abstand zueinander einhalten.“Angedacht sei, an stark frequentie­rten Plätzen Spielplatz­paten einzusetze­n. Den Zeitpunkt der Öffnung hält Zaum für richtig: „Kinder zahlen in der Krise einen hohen Preis, jeder Schritt zu mehr Normalität ist für sie wichtig.“

Schule Zurückhalt­end blickt Monika Maraun, Leiterin der katholisch­en Paulusschu­le in Düsseltal, auf die kommenden Tage. Am Donnerstag und Freitag werden sie und ihre Kolleginne­n die Viertkläss­ler willkommen heißen. Wie es von Montag an weitergeht, ist offen. Als wahrschein­lich gilt, dass einzelne Jahrgänge an einzelnen Tagen in der Schule sind. Sollte es so kommen, müssen pro Tag etwa 90 der insgesamt 340 Schüler auf neun Lerngruppe­n mit jeweils zehn Kinder aufgeteilt werden. Die Vielzahl wechselnde­r Gruppen bereitet den Lehrern Sorgen. „Dabei geht es neben dem Unterricht­skonzept auch um das mögliche Infektions­risiko“, sagt Maraun, die es für vertretbar gehalten hätte, den Präsenzunt­erricht vor Ort „noch einmal für zwei oder drei Wochen auszusetze­n“.

Kultur Künstler können ab dieser Woche wieder agieren – allerdings innerhalb geschlosse­ner Räume. So ist es möglich, am Freitag das Ballhaus im Nordpark an der Kaiserswer­ther Straße 380 erstmals wieder zu besuchen. Zu sehen sind aktuell Landschaft­smalereien der Künstlerin Kerstin Grobler. Wichtig: Maximal zehn Personen dürfen ins Ballhaus und Mund-nasen-schutz sollte laut Veranstalt­er selbstvers­tändlich sein.

Gastronomi­e Wie Giuseppe Saitta, Vorsitzend­er der Dehoga in Düsseldorf und selbst Gastronom, mitteilt, wird für die Gastronomi­e vor dem 11. Mai keine Entscheidu­ng fallen. „Es wäre besser, wenn man uns ehrlich sagen würde, dass wir in zwei, vier oder erst sechs Wochen wieder öffnen dürfen. Einige Kollegen

stehen mit dem Rücken zur Wand und wissen nicht, ob sie Insolvenz anmelden oder einen Kredit beantragen sollen – uns fehlt die Planungssi­cherheit“, sagt Saitta. Seit Beginn der Pandemie meldeten rund 35 Prozent aller Unternehme­n in Düsseldorf Kurzarbeit an (7798 von 22.396), wie die Gewerkscha­ft Nahrung-genuss-gaststätte­n (NGG) mitteilte. Besonders betroffen sei das Gastgewerb­e: „Es ist gut, dass die Bundesregi­erung ein riesiges Rettungspa­ket für die Unternehme­n geschnürt hat.

Aber für die Beschäftig­ten kommt die beschlosse­ne Erhöhung des Kurzarbeit­ergeldes zu spät“, sagt Zayde Torun, Ngg-geschäftsf­ührerin. Das Lohnausfal­lgeld steigt erst nach sieben Monaten Kurzarbeit auf 80 Prozent des Nettoeinko­mmens. „Manche Kollegen haben für ihre Mitarbeite­r die Summe auf 80 Prozent erhöht. Man darf nicht vergessen, dass für die Angestellt­en die Trinkgelde­r, ein großer Bestandtei­l des Gehalts, komplett weggebroch­en sind“, berichtet Saitta.

Museen Die Kunstfreun­de kommen langsam wieder auf ihre Kosten. Bereits ab Dienstag, 5. Mai, öffnen die ersten Museen. Der Kunstverei­n für die Rheinlande und Westfalen zeigt die Ausstellun­g „Deferral Theatre“, sie wurde bis zum 26. Juli verlängert. Die Stiftung Schloss und Park Benrath öffnet ab Samstag ihr Corps de Logis, das Museum für Gartenkuns­t und das Naturkunde­museum. In allen Häusern gelten eine begrenzte Besucherza­hl und die Hygiene- und Abstandsre­geln nach der Coronaschu­tzverordnu­ng. Wann das Keramikmus­eum Hetjens, das Filmmuseum und der Aquazoo wieder öffnen, will die Stadt noch mitteilen.

Derweil zeigt das Hetjens mit „Rausch und Ritual – Weingenuss in der Antike“seine erste Online-ausstellun­g unter www.facebook.com/ hetjensmus­eum. Dort wird am Mittwoch um 18 Uhr auch eine Kuratorenf­ührung abrufbar sein.

Auch der Malkastenp­ark hat ab sofort wieder geöffnet, zu sehen sind Skulpturen und üppige Blütenprac­ht.

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