Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ein Appell für mehr Ausbildungsplätze
Landrat Hans-jürgen Petrauschke, IHK und Kreishandwerkerschaft Niederrhein schlagen Alarm und wenden sich an die Unternehmen. Sie sollen trotz der Schwierigkeiten durch die Corona-krise auf Ausbildung setzen.
RHEIN-KREIS Die Corona-pandemie hat auch den Ausbildungsmarkt in der Region voll erwischt. Bei der Industrieund Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein werden rund 20 Prozent weniger eingetragene neue Ausbildungsverhältnisse registriert als im Vorjahr. Auch die Kreishandwerkerschaft verzeichnet einen deutlichen Rückgang – bei den Metallbauern gar um 50 Prozent, im Bereich Sanitär, Heizung, Klima um 23 Prozent. Das teilt die Kreishandwerkerschaft auf Anfrage unserer Redaktion mit.
Zwar betont Ihk-hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz: „Wir können und werden hoffentlich aufholen.“Aber es gibt eben auch zahlreiche Unwägbarkeiten, allen
Aktuell rund 20 Prozent weniger neu eingetragene Ausbildungsverhältnisse als vor einem Jahr
voran die weitere Entwicklung der Corona-pandemie und wie sie langfristig auf die Wirtschaft durchschlägt. Schon jetzt stehen viele Betriebe vor ernsten Problemen.
Mit zwei Forderungen wendet sich die IHK daher an die Politik. „Erstens sprechen wir uns für die Einführung von Kurzarbeitergeld auch für Auszubildende aus. Und zweitens würden wir eine Bonuszahlung für Unternehmen, die ihre Ausbildungskontingente aufstocken, begrüßen“, sagt Steinmetz.
In einem gemeinsamen Appell richten sich Landrat Hans-jürgen Petrauschke, IHK und Kreishandwerkerschaft Niederrhein zudem an die Unternehmen im Rheinkreis, auch im derzeit schwierigen wirtschaftlichen Umfeld an ihrer betrieblichen Ausbildung festzuhalten und, wenn möglich, sogar ihre Kapazitäten in diesem Bereich zu erhöhen. Damit würden jungen Menschen angesichts der durch die Corona-krise wegbrechenden Ausbildungschancen berufliche Perspektiven an anderen Stellen eröffnet. Diesen Appell hat Landrat Hans-jürgen Petrauschke in einem gemeinsamen Rundbrief an die heimischen Betriebe formuliert, den er mit Ihk-hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz und Marc Peters, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein, geschrieben hat. „Auch wenn viele Unternehmen im Rhein-kreis Neuss aufgrund der Einschränkungen zur Eindämmung der Epidemie die wirtschaftlichen Einbußen aktuell spüren, so möchten wir mit ihnen optimistisch und motiviert den Blick in die Zukunft richten“, schreiben Petrauschke, Steinmetz und Peters.
Die bisher geleisteten und fortwährenden gemeinsamen Anstrengungen auf allen Ebenen der Gesellschaft sowie die hohe Solidarität bestärken sie in der Einschätzung, „dass wir die Folgen der Pandemie gering halten können, und dass unsere starke Wirtschaft im Rhein-kreis Neuss wieder einen Erfolgsund Wachstumskurs einschlagen wird“.
Dabei richten die Spitzen von Kreis, Kammer und Handwerkerschaft besonders den Fokus auf die Jugendlichen: „Beim Blick nach vorn gehört gerade den jungen Menschen, die wir als Auszubildende in unseren Unternehmen – auch zur Sicherung unseres künftigen Fachkräftebedarfs
– zwingend benötigen, unser Augenmerk und unsere Solidarität. Deshalb möchten wir uns für diese jungen Menschen einsetzen und gleichzeitig an Sie appellieren, dass Sie dem Nachwuchs weiterhin die Perspektive einer beruflichen Chance und einer Ausbildung einräumen“, heißt es in dem Rundbrief an die Betriebschefs.
„Zukunft gestalten – Ausbildung stärken“, so lautet die Devise des Landrats und der Hauptgeschäftsführer. Sie riefen die Unternehmen auf, die Angebote in Sachen Lehrstellen zu nutzen, die die IHK und die Kreishandwerkerschaft zur Verfügung stellen. Das Rundschreiben wurde an 1500 Ihk-unternehmen und 1200 Handwerksbetriebe im Rhein-kreis Neuss versandt.