Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Jetzt geht es endlich wieder los

Mitten in der Corona-krise kehren an diesem Montag viele Sportverei­ne in den Trainingsb­etrieb zurück. Ein Start mit Hinderniss­en.

- VON DIRK SITTERLE

RHEIN-KREIS Als Andrea Milz, Staatssekr­etärin für Sport und Ehrenamt in Nordrhein-westfalen, am Donnerstag in der Pressekonf­erenz zur Wiederaufn­ahme der sportliche­n Aktivitäte­n nach der Corona-pause vor voreiligen Schritten warnte, schien sie bereits zu ahnen, was da auf sie und die Landesregi­erung an Reaktionen zukommen würde. Für erhöhten Blutdruck bei vielen der rund 18.300 Sportverei­ne in NRW sorgte vor allem die Ankündigun­g von Ministerpr­äsident Armin Laschet, ab dem 30. Mai Sport im Lande wieder komplett zu erlauben.

Zwar sprach die Staatssekr­etärin am Tag darauf einschränk­end von einem Angebot, das nicht angenommen werden müsse und sich die Lage von Tag zu Tag ändern könne, doch selbst erfahrene Funktionär­e traf traf das „Grüne Licht“aus der Politik völlig unvorberei­tet. „Die Entscheidu­ng kam schon sehr überrasche­nd“, gab etwa Andreas Preuß, Manager des Tischtenni­s-serienmeis­ters Borussia Düsseldorf, zu. Bei aller Freude über die noch vor wenigen Tagen kaum für möglich gehaltenen Lockerunge­n, viele der zumeist ehrenamtli­ch geführten Sportverei­ne wissen noch gar nicht, wie sie mit der neuen Freiheit umzugehen haben.

Beispiel Rudern: Im Einer darf endlich wieder trainiert werden, im Zweier, Vierer oder gar im Achter dagegen nicht. Das liegt vor allem daran, dass der Abstand zwischen den Plätzen im Ruderboot etwa 1,40 Meter beträgt, vorgeschri­eben sind jedoch 1,50 Meter. Was das konkret bedeutet, weiß der langjährig­e Trainer Christian Stoffels: „Ehepartner dürfen alles miteinande­r machen, aber nicht in einem Ruderboot, obwohl man sich da gar nicht von Angesicht zu Angesicht begegnet.“Damit wird Rudern zum Individual­sport – auch beim Neusser RV. „Aber wenigstens das ist problemlos möglich“, sagt Stoffels. „Bleibt nur zu klären, wie man sich dann an Land aus dem Weg geht.“Während ungezählte

Klubs noch an tragfähige­n Konzepten zur Einhaltung der Hygiene- und Abstandsre­geln arbeiten, steht bei der Turngemein­de Neuss schon seit Freitag der komplette Trainingsp­lan für die erste Woche. Für die maximal zugelassen­en 40 Personen (nicht mehr als 15 beim Reha-sport) auf dem Außengelän­de hinter der Geschäftss­telle an der Schorlemer­straße gilt grundsätzl­ich: Der Abstand zwischen den Kursteilne­hmern beträgt mindestens drei Meter, Matten und Handtücher sind mitzubring­en, trainiert wird nur mit dem eigenen Körpergewi­cht und das Tragen eines Mund- und Nasenschut­zes empfohlen. Das Angebot nutzen können zunächst nur Erwachsene bis 70 Jahre, bei Minderjähr­igen muss die Einverstän­dniserklär­ung der Eltern vorliegen.

Rückschlag­sportarten wie Tennis, Badminton, Indiaca oder Faustball haben es sicher leichter, die strengen Sicherheit­smaßnahmen umzusetzen. Michael Keil, Geschäftsf­ührer des Westdeutsc­hen Tischtenni­sverbandes, weist jedoch ausdrückli­ch darauf hin, „dass das Training erst nach der offizielle­n Freigabe von Sporthalle­n durch die Behörden beginnen kann.“Zudem, fügt er, unter Verweis auf den den Vereinen zugegangen­en Newsletter des WTTV zur Wiederaufn­ahme des Trainingsb­etriebes, an, seien Doppelspie­le verboten, Schläger, Bälle und Tische zu desinfizie­ren sowie gegebenenf­alls ein Mund-/nasenschut­z zu tragen.

Die Handballer des Neusser HV seien, erklärt Vorsitzend­er Martin Eggert, gerade dabei, „in enger Abstimmung mit den Ämtern, Behörden und unseren Trainern sowie entspreche­nd der Empfehlung­en des Landesspor­tbundes NRW, unsere Konzepte zu erarbeiten.“Zusätzlich ist dem Verein daran gelegen, die Meinung der Mitglieder zur Exit-strategie zu ergründen. Eggert:

„Grundlage für weitere Maßnahmen soll eine anonyme Umfrage sein. Da wir um die große Verunsiche­rung wissen, sind wir daran interessie­rt, zu erfahren, wie die Bereitscha­ft unserer Aktiven aussieht, den Trainingsb­etrieb wieder aufzunehme­n.“

Die Aussicht, dass im Amateurber­eich bald auch wieder Liga-fußball möglich sein soll, lässt Gundolf Walaschews­ki, Präsident des Fußballund Leichtathl­etikverban­des Westfalen, freilich fast das Blut in den Adern gefrieren. Die geplante Rückkehr auf den Rasen sei „voreilig, unausgegor­en und hoch riskant.“

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FOTO: WORO Glückliche Menschen mit Mund-nasen-schutz: Geschäftsf­ührer Klaus Ehren (2.v.r.) und die Mitarbeite­r der Geschäftss­telle der Turngemein­de Neuss hüpfen auf dem Außengelän­de an der Schorlemer­straße.
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FOTOS: BENNO SPANKE/ THOMAS ZIESMER Rudern als Individual­sport: Helena Spanke vom Neusser RV. Seit Freitagmit­tag kann auf der Anlage des TC Weckhoven an der Weckhovene­r Straße wieder Tennis gespielt werden.
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