Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Hygiene-regeln als Belastung für Vereine
Die meisten Breitensportklubs können die Vorgaben für das Training einhalten. Einige wollen erst einmal abwarten.
DÜSSELDORF Der Sport in NRW darf langsam wieder den Betrieb aufnehmen. Doch viele Vereine sind noch zögerlich, weil die Anforderungen extrem hoch sind – vor allem für Sport in der Halle. Ein Blick in die Region.
Reha-sport Beim mit 5613 Mitgliedern größten Neusser Sportverein haben sich die Auswirkungen im Bereich der gesundheitlichen Rehabilitation besonders bemerkbar gemacht. „Wir haben allein 600 Patienten im Reha-bereich,“sagt Geschäftsführer Klaus Ehren. Für die zahlen die Krankenkassen einen Zuschuss von fünf Euro pro Teilnehmer und Stunde. Bei zwei Wochenstunden kommt in einem halben Jahr ein sechsstelliger Betrag zusammen. In Sachen Reha-sport hat er indes nicht allein die wirtschaftliche Seite im Blick: „Die Reha-patienten trainieren ja nicht nur zum Spaß, sondern aufgrund ärztlicher Verordnungen.“Dies können sie nun wieder unter Auflagen tun.
Handball Der TV Aldekerk, 1400 Mitglieder zählender Verein mit einer leistungssportorientierten Handball-abteilung mit 34 Teams, hat beschlossen, seinen Trainingsbetrieb bis zum 30. Mai nicht zu starten. „Wir haben im Vorstand beschlossen, mit Ruhe, Gelassenheit und Vernunft an die Sache heranzugehen. Erstens besteht kein Druck, trainieren zu müssen, weil weder Meisterschaftsspiele noch andere Wettbewerbe anstehen. Zweitens sind die Vorschriften für eine Wiederaufnahme zu aufwändig – zum
Beispiel, dass genau dokumentiert werden muss, wer denn an einer Übungseinheit teilgenommen hat“, sagt Willi Nellessen, stellvertretender Vorsitzender.
Alexander Kraus, Vorstandsmitglied des TUS 08 Lintorf (zweitgrößter Sportverein in Ratingen): „Wir sind zwar gut vorbereitet, weil wir uns schon auf die Outdoor-angebote vorbereitet hatten und jetzt im Grunde nur unser Studio Tusfit mit dazunehmen müssen, aber andere Studiobetreiber sind da ganz schön ins Schwitzen gekommen.“
Fußball Turu-düsseldorf-vereinspräsident Manuel Rey: „Ich sehe nicht ein, warum ein Mannschafts-training, in welcher Form auch immer, wieder beginnen soll, wenn die Meisterschaft nicht fortgesetzt wird. Der benötigte Aufwand für die Hygiene-maßnahmen wäre groß. In der Oberliga, in der Turu spielt, ist ein Abbruch in Hinblick auf die Meisterschaft, die der SV Straelen mit 19 Punkten Vorsprung so gut wie sicher hat, kein Problem. Schwieriger wird es in der Frage des Abstiegs. Ich erwarte vom
Fußball-verband eine klare Aussage, ob es mit der Saison 2020 weitergeht oder nicht.“Beim SC Hardt in Mönchengladbach wird in Klein-gruppen trainiert. So sollen vor allem Kinder die Möglichkeit bekommt, wenigstens einmal die Woche zurück auf den Platz zu kommen. Der FVN hat verkündet, dass vor den Sommerferien der Spielbetrieb nicht wieder aufgenommen wird.
Segeln Frank Suchanek vom Segelklub Bayer Uerdingen freut sich, dass er endlich wieder auf den Elfrather See kann: „Auf dem Wasser ist das Ansteckungsrisiko geringer, zumal hauptsächlich Einer-boote gesegelt werden. Aber selbst bei Zweierbooten ist noch genügend Abstand zueinander.“
Tennis Stephanie Kickum ist mit dem TC Stadtpark Fischeln schon auf die Lockerung vorbereitet, denn sie ist neben Trainer Stefan Wolf Corona-beauftragte im Verein: „Pro Platz dürfen nur zwei Personen Tennis spielen. Unser Vereinsheim bleibt zu, lediglich die Toiletten, die auch von Außen begehbar sind, bleiben auf. Wir haben eine Mischung aus Reglementierung und Eigenverantwortung.“
Schwimmen Klaas Focken, SV Bayer Uerdingen, ist ratlos. „Die Aussagen der Regierung sind gerade fürs Schwimmen noch zu schwammig. Welche Bedingungen müssen genau erfüllt sein? Unsere Halle darf noch nicht aufgemacht werden, unter was fällt der Waldsee, der ja als Außenschwimmbereich genutzt werden könnte? Das ist nicht geklärt. Wir im Verein stehen aber mit unseren Konzepten schon bereit.“