Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
RWE trotzt der Krise
Der Energiekonzern ärgert sich über Norwegen. Die Städte halten nur noch 17 Prozent.
ESSEN Der designierte RWE-CHEF Markus Krebber ist enttäuscht: Er könne nicht verstehen, dass der norwegische Staatsfonds, der 0,6 Prozent an RWE hielt, ausgestiegen ist. „Der Fonds schaut auf die Vergangenheit statt auf Investitionspläne“, sagte Krebber. Dabei habe der Kohleausstieg längst begonnen, im Dezember soll mit Niederaußem D der erste Braunkohle-block vom Netz, zugleich investiert RWE Milliarden in Windparks. Doch auch in manchen Städten gibt es Diskussionen, der Anteil der Kommunen an RWE ist von einst 25 Prozent auf 15 bis 17 Prozent gesunken.
Dennoch ist Krebber zuversichtlich, dass der Schritt der Norweger keine Nachahmer nach sich zieht gibt. „Wir sind in guten Gesprächen
mit unseren Investoren.“Wirtschaftlich lohnt sich das Investment auch in der Pandemie: Die Corona-krise lässt den Konzern kalt, er machte im ersten Quartal einen Gewinn (Ebitda) von 1,3 Milliarden Euro, 19 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. RWE profitierte vom Windkraftboom, der Windstrom lieferte fast die Hälfte des Gewinns ab. Strom aus Kohle und Kernkraft trug knapp 300 Millionen Euro bei.
Krebber bekräftigte: Für das 2019 will RWE 80 Cent je Aktie zahlen, das soll die Hauptversammlung genehmigen, die am 26. Juni virtuell stattfindet. Für 2020 plant RWE eine Dividende von 85 Cent. Den Anlegern gefiel das, die Aktie legte leicht zu. Zugleich betonte der Finanzchef: „Wirtschaftlich mache ich mir für RWE wegen der Corona-krise keine Sorgen.“Die Stromnachfrage ging zwar leicht zurück, doch RWE hat seinen Strom teilweise schon bis 2023 verkauft. „Wir brauchen keinen finanziellen Hilfen. Und bei uns sind keine Beschäftigten in Kurzarbeit.“
Für den Braunkohleausstieg erhält RWE allerdings Milliarden, vor allem für die Rekultivierung der Tagebaue und die Absicherung der Mitarbeiter. RWE baut wegen des Kohleausstiegs 6000 der 10.000 Stellen in der Braunkohle bis zum Jahr 2030 ab. Vor dem Sommer solle das parlamentarische Verfahren zum Kohleausstieg abgeschlossen sein, so Krebber. Noch ein Jahr ist er Finanzvorstand, am 1. Juli 2021 soll er das Steuer von Rolf Martin Schmitz übernehmen, der dann in den Ruhestand geht. „Ich kann mich gedulden und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit Rolf Martin Schmitz“, sagte der 47-Jährige.