Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Zweite Chance für Cohousing-projekt
Nachdem sich der Verein „Cohousing Kaarst“im Januar aufgelöst hat, wird das Mehrgenerationen-wohnprojekt in Büttgen nun womöglich doch umgesetzt. Stadt und Politik freuen sich über den neuen Anlauf.
BÜTTGEN Mit großem Bedauern hat der Verein „Cohousing Kaarst“im vergangenen Januar mitgeteilt, dass das Mehrgenerationen-projekt an der Birkhofstraße in Büttgen gescheitert ist. Doch nun folgt die Rolle rückwärts: Drei Familien und drei Einzelpersonen, darunter eine Frau aus Berlin, die zurück ins Rheinland ziehen möchte, haben sich entschlossen, das Projekt doch umzusetzen. „Wir hoffen, im September den Kaufvertrag unterschreiben zu können“, erklärt Gerhard Skrobicki, Sprecher der neu gegründeten Planungs GBR. Die Stadt hatte mitgeteilt, dass die Option auf das Grundstück weiter bestehe – und dem Projekt somit eine zweite Chance auf Realisierung eingeräumt. Gesucht werden nun noch Gleichgesinnte.
Der Finanzplan weicht dabei nicht von dem ab, an dem der erste Versuch im Januar gescheitert war. Jeder Interessent wird von einem unabhängigen Experten hinsichtlich seiner Finanzen geprüft, danach wird ermittelt, wie hoch die monatliche Belastung für jeden einzelnen ausfällt. Es besteht auch die Möglichkeit, die Wohnung zu kaufen und weiter zu vermieten – allerdings sucht sich nicht der Vermieter, sondern die Gemeinschaft den Mieter aus. Der Plan von großzügigen Gemeinschaftsräumen, einem großen Innenhof oder einer gemeinsamen Waschküche hat sich im Vergleich zu damals nicht geändert. Der einzige Unterschied: „Wir werden mehr sozialen Wohnraum beantragen“, so Skrobicki. Insgesamt sind 33 Wohnungen geplant, in denen Jung und Alt gemeinsam leben sollen – von einem Stadthaus für junge Familien mit Kindern bis hin zu einem Ein-zimmer-appartement. Diejenigen, die sich schnell entscheiden, dabei zu sein, können beim Schnitt ihrer Wohnung noch mit entscheiden. „Da lässt sich der Architekt drauf ein“, so Skrobicki. Geplant wird das Projekt vom Dortmunder Architekturbüro Post & Welters, das über viel Erfahrung mit Cohousing-projekten verfügt.
So betrübt die Politik nach der Absage im Januar war, so froh ist sie, dass das Projekt wieder aufgenommen wird. „In das geplante Baugebiet an der Birkhofstraße würde sich ein derartig innovatives Projekt sehr gut einfügen. Wir haben die Verwaltung daher beauftragt, konkrete Gespräche zur Umsetzung mit den Vertretern des neuen Vereins zu führen. Seitens der Politik sind alle Ampeln auf grün gestellt“, sagt der Cdu-bürgermeisterkandidat Lars Christoph. Seine Kontrahentin Nina Lennhof (Grüne) meint: „Wir begrüßen die Initiative, in Büttgen generationenübergreifendes Wohnen anzubieten, ausdrücklich. Wir drücken der Initiative die Daumen, dass sie genügend Interessenten findet, die sich diesem spannenden Wohnprojekt anschließen wollen.“Günter Kopp (FDP) ergänzt:
„Dieses innovative Projekt zeigt Eigenverantwortung und Eigeninitiative mit hohem sozialen Engagement und den Blick in die Zukunft für ein nachhaltiges Zusammenleben von Jung und Alt. Schön, dass dieses Projekt weitergeführt wird.“Und auch die Stadt Kaarst ist optimistisch, dass das Projekt umgesetzt werden kann. „Ich freue mich über die Wiederbelebung des Cohousing-projekts. Diese Form des generationsübergreifenden Wohnens kann eine gute Lösung für das funktionierende Zusammenleben in einer älter werdenden Gesellschaft sein“, so Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus.