Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Quarantäne in Wabenhäusern beendet
Tag für Tag haben sich die 450 Bewohner in die Normalität zurückgekämpft. Nun kehrten auch die sechs Personen zurück, mit deren Corona-infektion alles begann. Beim Massentest wurden weitere fünf Virusträger identifiziert.
GREVENBROICH Arbeiter montierten die Zäune rings um das Gelände ab. Die Security steht nicht mehr vor dem Haus. Die Quarantäneauflagen für die Wabenhäuser sind ausgelaufen, ohne dass es zu neuen Infektionen gekommen ist. Und auch die sechs am Coronavirus erkrankten Personen, deren Sorglosigkeit vor gut zwei Wochen einen Großalarm ausgelöst hat, sind zu ihren Familien und in ihre Wohnungen zurückgekehrt. Der Grevenbroicher Sozialdezernent Claus Ropertz zieht diese Bilanz: „Es war gut, gleich von Anfang an solch einen Aufwand zu betreiben, um das Virus einzudämmen.“Nachdem Dolmetscher den Hausbewohnern deutlich machten, worum es den Behörden geht, hätten diese ausnahmslos kooperiert, sagt Ropertz.
So lautet die Bilanz des bundesweit beachteten letzten Aprilwochenendes von Grevenbroich: Mit sechs Personen begann die Corona-krise in den Wabenhäusern. Dann wurden am 26. und 27. April nach Angaben des Kreisgesundheitsamtes 379 der rund 450 Hausbewohner auf das Virus getestet. Dabei entdeckten die Ärzte fünf infizierte Personen und belegten sie über das Ordnungsamt ebenfalls mit Quarantäne-verfügungen. 29 Menschen wurden als A-kontakte der Infizierten eingestuft; dabei handelte es sich um Personen, die mit den Virusträgern in einem Haushalt leben. Diese und alle, die sich testen lassen wollten, durften zwei Wochen lang ihre Wohnungen nicht verlassen.
Wie viel der Einsatz unterm Strich den Steuerzahler gekostet hat, vermag ein Sprecher des Rhein-kreises nicht zu sagen: „Da ist ja niemand, dem wir diese Kosten in Rechnungen stellen könnten.“Also werde kein Gesamtbetrag ermittelt – so die Auskunft. Lediglich die eigentlichen Tests können mit den Krankenkassen
der Betroffenen abgerechnet werden.
Gab es nach dem Test-sonntag – mit Feuerwehr, Hilfsorganisationen, Tv-teams und Polizei vor den abgesperrten Hochhäusern – Ärger mit den Betroffenen? „Überhaupt nicht“, sagt Sozialdezernent Ropertz. Auch die Angestellten einer Sicherheitsfirma seien lediglich vor Ort gewesen, um möglichst rasch auf Unregelmäßigkeiten und größere Menschenansammlungen an den Wabenhäusern hinweisen zu können. Die Security habe Stichproben-kontrollen durchgeführt.
Und jetzt? Da verweist der für den Ordnungsamtsteil in diesem Fall zuständige Dezernent Claus Ropertz auf das zuständige Gesundheitsamt des Kreises. Was den medizinischen Part der Pandemie betreffe, halte sich Grevenbroich strikt an die dort getroffenen Anordnungen. Und die bedeuten für den Moment: Solange niemand erneut mit Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen und trockenem Husten in den Wabenhäusern festgestellt werde, gelten diese als Corona-frei. „Durch das schnelle und konsequente Handeln aller Beteiligten haben wir die Infektionen frühzeitig erkannt und konnten mögliche neue Infektionsketten so unmittelbar unterbrechen“, zeigt sich Landrat Hans-jürgen Petrauschke erleichtert.
Allen erregten Diskussionen in den sozialen Medien zum Trotz bleibt auch für Corona-infizierte die Freiheit in Deutschland ein hohes Gut. Wer mit einer Quarantäne-verfügung
belegt wird, bekommt diese vom Ordnungsamt zugestellt. „Der gesunde Menschenverstand sollte einem sagen, dass man sich an die Auflagen halten sollte – um sich selbst und die Gesundheit seiner nächsten Familienmitglieder und Bekannten zu schützen“, sagt Ropertz. Erst ganz am Ende einer Kette von Verstößen und Widerstand hätte ein Richter die Befugnis, eine freiheitsentziehende Maßnahme anzuordnen. Davon sei man zu allen Zeiten bei den Wabenhäusern weit entfernt gewesen, versichert Ropertz.
Nun sind die Türme am Hammerwerk wieder das, was sie vermutlich immer sein werden: ein ebenso markantes wie bei vielen ungeliebtes Wahrzeichen der Stadt