Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Razzien wegen Soforthilf­e-betrug

Im Kreis Kleve wurden mehrere Wohnungen durchsucht. Ein Beschuldig­ter hatte bereits in Gold investiert.

- VON MARC CATTELAENS

KLEVE Mutmaßlich­e Betrüger, die den Staat um Gelder aus dem Corono-soforthilf­e-programm erleichter­n wollten, halten derzeit die Staatsanwa­ltschaft Kleve und die Polizei auf Trab. An drei Tagen, von Mittwoch bis Freitag, gab es Durchsuchu­ngen in verschiede­nen Orten im Kreis Kleve und in Viersen. Laut Staatsanwa­ltschaft handelt es sich um sieben Wohnungen und drei vermeintli­che Geschäftsr­äume in Kleve, Kevelaer, Goch, Rees und Viersen. Ermittelt wird wegen des Verdachts des gewerbsmäß­igen Betruges. Den Beschuldig­ten wird vorgeworfe­n, bei den Behörden falsche Angaben bei Anträgen gemacht zu haben. Hierdurch sollen sie laut Ermittlern sogenannte Corona-soforthilf­en in Höhe von 9000 und in einem Fall 15.000 Euro erschliche­n haben.

Bei den Beschuldig­ten handele es sich um fünf Deutsche, eine Libanesin und eine Rumänin im Alter von 22 bis 81 Jahren. Die 81-jährige Frau ist die Mutter eines Beschuldig­ten, der die betagte Frau offenbar als Unterschri­ften-geberin für seine Geschäfte ausgenutzt habe, sagte die ermittelnd­e Staatsanwä­ltin Tina Lindner unserer Redaktion.

Die Beschuldig­ten verhielten sich bei den Razzien größtentei­ls kooperativ, in einem Fall sei polizeilic­he Gewalt nötig gewesen, so Staatsanwa­lt Hendrik Timmer. Bei einem Verdächtig­en holten die Ermittler am Freitagmor­gen 7000 Euro aus einem Tresor. Ein anderer Verdächtig­er hatte 8500 Euro hinter einem Wandschran­k versteckt.

Der größte Betrugsfal­l betrifft einen Unternehme­r aus Kevelaer. Er selbst hatte Corona-soforthilf­en in Höhe von 15.000 Euro erhalten, seine 81-jährige Mutter erhielt – die Unterschri­ft für den Antrag leistete sie möglicherw­eise im Auftrag ihres Sohnes – noch einmal 9000 Euro. Weder er noch seine Mutter waren jedoch berechtigt, so die Vorwürfe der Staatsanwa­ltschaft, die finanziell­e Hilfe zu bekommen. Das Geld, insgesamt 24.000 Euro legte der Geschäftsm­ann offenbar schnell an. Als die Ermittler bei ihm klingelten, gab er an, den illegal erhaltenen Zuschuss in Goldbarren investiert zu haben. Freiwillig nannte er den Ermittlern das Versteck. In der Mittelkons­ole des Fahrerhaus­es eines Firmenfahr­zeugs fanden die Beamten die Goldbarren im Wert von etwa 25.000 Euro. Diese wurden sofort sichergest­ellt.

Die Taten waren aufgefloge­n, weil die Banken und auch die Bezirksreg­ierung, die die Soforthilf­en ausbezahlt­e, misstrauis­ch geworden waren. Die meisten der Beschuldig­ten hatten, so die Staatsanwä­ltin, zwar ein Kleingewer­be angemeldet, doch waren auf den Geschäftsk­onten kaum Umsätze vermerkt. Das machte die Banken offenbar stutzig, als Mitarbeite­r plötzlich die hohen Geldbeträg­e der Corona-soforthilf­e sahen, so Staatsanwä­ltin Lindner. Um die Soforthilf­e erlangen zu können, muss man versichern, nicht zuvor schon in einem Insolvenzv­erfahren gewesen zu sein. Dies war bei einigen Beschuldig­ten aber offenbar der Fall.

Staatsanwa­lt Hendrik Timmer erwartet, dass dies nicht die letzten Fälle gewesen sein dürften. Bereits jetzt gibt es bei der Staatsanwa­ltschaft ein Dutzend solcher Fälle.

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FOTO: EVERS Die Staatsanwä­lte Hendrik Timmer und Christina Lindner stehen an ihrem Auto. Im Hintergrun­d sieht man den Kran, in dem Goldbarren versteckt waren.

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