Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die tierischen Probleme der Stadt

Vor allem durch Missachtun­gen des Fütterungs­verbots haben Ratten, Nutrias und auch Tauben ein leichtes Spiel. Derzeit berichten Anwohner vermehrt von Sichtungen. Die Stadt sieht auch die Bahn unter Zugzwang.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Eigentlich ist der Bereich rund um den Hauptbahnh­of für seine Taubenprob­lematik bekannt. Doch wer in diesen Tagen dort unterwegs ist, der wird womöglich auch über die eine oder andere tote Ratte „stolpern“. Anwohner berichten derzeit von regelmäßig­en Sichtungen – auch lebender Exemplare. Wie die Stadt mitteilt, wurde sie bereits Anfang Mai auf Ratten in der Umgebung der Unterführu­ng an der Salzstraße aufmerksam gemacht. „Wir haben daher die Infrastruk­tur Neuss gebeten, die Kanäle zu prüfen und gegebenenf­alls Köder auszulegen“, sagt Presserefe­rent Tobias Spange. Auch mit der Deutschen Bahn, in deren Besitz sich die angrenzend­en Flächen befinden, stünde man deswegen in Kontakt.

Doch nicht nur am Hauptbahnh­of bereiten die Nager Sorgen. Mehrere Anwohner, darunter Werner Schell, Sprecher des Arbeitskre­ises Sicherheit und Ordnung der Stadtteilk­onferenz Neuss-erfttal, beklagen sich über den Zustand eines bislang unbebauten Grundstück­s an der Lecheniche­r Straße. Eine Anwohnerin berichtet von „richtig dicken Viechern“, die es offenbar vor allem auf den dort illegal entsorgten Müll abgesehen haben.

Doch auch andere Nager sorgen auf Neusser Stadtgebie­t aktuell für Ärger. Ein Anwohner berichtet von zerstörten Böschungen am Norfbach an einem Wanderweg in der Nähe des Kirmesplat­zes. „Dort haben sich Nutrias vermehrt, viele Jungtiere laufen herum.“Als mögliche Ursache für die gestiegene Population an der Stelle spricht der

Norfer ein Problem an, das offenbar nicht nur am Norfbach schwer in den Griff zu kriegen ist: Die Missachtun­g des Fütterungs­verbots. In diesen Wochen sind vor allem in der Innenstadt – von Bahnhofsun­terführung­en bis zum Marienkirc­hplatz – ausgelegte Futterspur­en zu sehen. Die Stadt hat jetzt zum wiederholt­en Mal Alarm geschlagen und droht mit Bußgeldern. „Herumliege­nde Futterrest­e ziehen Ratten, Nutrias und Stadttaube­n an. Parasiten und Krankheite­n können sich so ausbreiten und damit auch unsere Gesundheit gefährden“, teilt das Amt für Stadtgrün, Umwelt und Klima mit.

Das Problem: Menschen, die illegal füttern, müsste man auf frischer Tat ertappen, um tatsächlic­h ein Bußgeld zu verhängen. „Und die Mitarbeite­r des Ordnungsdi­enstes haben gerade andere Dinge zu tun“, sagt Umweltdeze­rnent Matthias Welpmann, der betont, dass es den Tieren nicht hilft, wenn sie auf diese Art und Weise gefüttert werden – im Gegenteil! So könne es passieren, dass beispielsw­eise Tauben verschimme­lte Körner aufpicken. „In den Taubenhäus­ern erhalten sie artgerecht­es Futter“, sagt Welpmann. Bei der Rattenprob­lematik sieht er vor allem die Bahn unter Zugzwang, die die Nager auf ihrem großen Gelände bekämpfen müsse. Bei den Nutrias könne ein genauer Bestand nicht ermittelt, sondern lediglich geschätzt werden. Gejagt werden die Tiere von Pächtern in den jeweiligen Jagdbezirk­en. „Wenn die Population sichtbar ansteigt, geben wir auch schonmal einen freundlich­en Hinweis“, sagt der Umweltdeze­rnent.

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FOTOS: WOI/-NAU/NGZ Ein Nutria im Stadtgarte­n. Der Bestand kann laut Stadt lediglich geschätzt werden.
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Eine von Nutrias unterhöhlt­e Uferböschu­ng am Norfbach.
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Tauben an der Salzstraße erfreuen sich an einer illegalen Futterspur.

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