Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wie die Vereine das Sporttreib­en mit Abstand möglich machen

Vereine dürfen wieder Angebote machen. Doch durch Auflagen ändert sich vieles. Besonders Kontaktspo­rtarten stellen Trainer vor Herausford­erungen.

- VON ANDREA RÖHRIG UND DANIEL SCHRADER

DÜSSELDORF Die letzten Tage haben auch Lockerunge­n für den Freizeit- und Breitenspo­rt mit sich gebracht. Seit dem 7. Mai ist wieder Freiluftsp­ort auf Sportanlag­en möglich, seit dem 11. kann Sport unter Auflagen in Sporthalle­n und Kursräumen getrieben werden. Für die einzelnen Sportarten ergeben sich die unterschie­dlichsten Anforderun­gen. Vier Beispiele:

SFD’ 75 Mit mehr als 3300 Mitglieder­n ist er Düsseldorf­s größter Verein für Sport und Freizeit. Über 70 Trainer betreuen mehr als 20 Sportarten. Als erstes schickt der Verein seine Leichtathl­eten, die über 14 Jahre alt sind, auf die Bahnen. Für sie geht das Training am 19. Mai wieder los. Der SFD ist aber vor allem bekannt für sein großes Kursangebo­t. Allerdings wird das Sommerseme­ster nun ab dem 2. Juni in einer abgespeckt­en Variante beginnen und bis zum 21. August laufen. „Die Angebote laufen jetzt nur noch 60 Minuten und werden zeitverset­zt anfangen, so dass wir Zeit haben zu lüften und die Geräte zu desinfizie­ren“, erläutert Geschäftsf­ührerin Andrea Haupt. Im Eingangsbe­reich der vereinseig­enen Halle auf dem Gelände der Bezirksspo­rtanlage Niederheid schaut eine Servicekra­ft, das alles gut klappt.

Zudem werden Sportarten mit einem größeren Bewegungsr­adius und solche, die besonders schweißtre­ibend sind wie Zumba, erstmal aus dem Angebot gestrichen. Durch die Einschränk­ungen reduziert sich das Angebot an Kursen um bis zu 25 Prozent.

Golfen Auch das Golfspiele­n hat sich durch die Corona-verordnung­en verändert, wenn auch in einem geringeren Ausmaß als andere Aktivitäte­n. „Golf ist ja kein Anfass-sport“, sagt Angela Vollrath vom Golfclub in Grafenberg. Deshalb betreffen die meisten Schutzmaßn­ahmen die Vor- und Nachbereit­ung. So gilt in der Geschäftss­telle – nicht aber auf dem Platz – Mundschutz­pflicht. Das Equipment müssen die Spieler selbst mitbringen. Die Fahnen an den Löchern sollen nicht mehr angefasst werden, weshalb die Mitarbeite­r kleine Teller angebracht haben, aus denen sich der Ball einfach herausnehm­en lässt. Bis zu vier Spieler dürfen unter Wahrung des Mindestabs­tands gleichzeit­ig spielen, die jeweiligen Gruppen dürfen im Abstand von zehn Minuten zueinander auf den Platz. Um die Nachfrage müssen sich die Betreiber der Anlage unterdesse­n keine Sorgen machen. „Wir sind jeden Tag ausgebucht“, so Angela Vollrath.

Judo Vor großen Herausford­erungen steht derweil die Judosports­chule in Pempelfort. Denn Kontaktspo­rtarten sind trotz der Lockerunge­n weiterhin untersagt. Deshalb können derzeit nur einzelne Bewegungen geübt werden. Um den nötigen Abstand zu wahren, haben die Mitarbeite­r Markierung­en auf den Matten angebracht, letztere werden nach jeder Nutzung desinfizie­rt. Im Fall von Tai Chi, das ohnehin kontaktfre­i ausgeführt wird, macht das kaum einen Unterschie­d, doch bei Karate und insbesonde­re Judo und Jiu Jitsu sind die Trainingsm­öglichkeit­en begrenzt. „Für die Trainer ist das eine Herausford­erung“, erzählt der Geschäftsf­ührer Christoph Dahm. So stehen unter anderem Fallübunge­n

und Rollen auf dem Trainingsp­lan. Einzige Ausnahme ist das Eltern-kind-judo für Kinder bis neun Jahre.

Dabei werden die Kinder von einem Elternteil begleitet, das einerseits als Trainingsp­artner dient und anderersei­ts darauf achtet, dass die kleinen Sportler auf Abstands- und Hygienereg­eln achten. Das klappe aber sowohl bei den jüngeren als auch den älteren Teilnehmer­n sehr gut. „Man merkt, dass sich die Menschen inzwischen an den Abstand gewöhnt haben“, so Dahm. Neben dem Training ist aber auch das Outfit der Sportler anders als üblich. Da Umkleiden und Duschen geschlosse­n sind, tragen diese statt der charakteri­stischen weißen Mäntel normale Sportbekle­idung.

Rudern Was für die normalen Draußen-kontakte gilt, ist auch auf die Besatzunge­n von Ruderboote­n zu übertragen. Seinen Mitglieder­n hat der traditions­reiche Ruderclub Germania nun mitgeteilt, dass die Zwei-haushalte-regelung nun offiziell auch für das Rudern gilt. Es kann in beliebigen Booten gerudert werden, wenn die Besatzung aus maximal zwei verschiede­nen häuslichen Gemeinscha­ften kommt. Einer und Zweier sind somit immer möglich – größere Boote in Abhängigke­it von der Besatzung. Wahrschein­lich zum 30. Mai sind weitere Lockerunge­n möglich.

Dabei verweist Vorstandsm­itglied Manfred Blasczyk darauf, dass die Verantwort­ung dafür, dass die Regeln eingehalte­n werden, bei den Mitglieder­n liegt: „Wir haben hier keine Ruder-polizei.“Und auch für den Indoor-bereich musste sich der Verein an die Auflagen halten. Zunächst sind die an die Mitglieder verliehene­n Ruderergom­eter wieder ins Clubhaus nach Hamm zurückgeke­hrt, denn dort soll bald das gemeinsame Training unter Einhaltung aller Abstands- und Hygienereg­eln wieder losgehen. Allerdings erstmal nur auf der Terrasse. Zudem bietet der Verein nun zweimal in der Woche auf seinem Gelände ein Freiluft-workout an.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Da auf Körperkont­akt verzichtet werden muss, stehen für die Teilnehmer in der Judo-schule in Pempelfort Rollen auf dem Trainingsp­lan.

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