Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Eltern für dritte Gesamtschule
Wieder einmal sind es die Finanzen, die einen zukunftsfähigen Ausbau der Grevenbroicher Schullandschaft verhindern. Haben verschuldete Kommunen wie Grevenbroich schon bei der digitalen Ausstattung der Schulen das Nachsehen, so verhindern jetzt die Coronakrise und die damit zu erwartenden finanziellen Engpässe den Bau einer dritten Gesamtschule – auch wenn Anmeldezahlen den Bedarf belegen. Dabei geht es bei dem Ausbau von Gesamtschulen um nichts weniger als um die Umsetzung eines didaktischen Konzepts, welches das längere gemeinsame Lernen ermöglichen soll. Damit verbunden ist die Weigerung, die Zukunft und Entwicklung von Zehnjährigen vorhersagen zu müssen. Vor dem Hintergrund der Vielfalt an Lebenswirklichkeiten und Herkunftskulturen in der heutigen Gesellschaft stellt das dreigliedrige Schulsystem einen Anachronismus dar, der diese Realitäten leugnet und so tut, als entstünden durch äußere Differenzierung leistungshomogene Lerngruppen. Die Realität sieht anders aus. Viele Gymnasiast*innen sind latent überfordert und der abendliche Nachhilfeunterricht wird zum Regelfall. Auf der anderen Seite – und dies bestätigen Bildungsstudien – profitieren gerade Schüler*innen aus sogenannten bildungsfernen Schichten aufgrund der vielfältigen Anregungen und positiven Vorbilder vom längeren gemeinsamen Lernen, während Kinder aus sogenannten bildungsnahen Schichten keine Nachteile haben. Gesamtschulen leisten somit einen wichtigen Beitrag, wenn es gilt, unsere Gesellschaft zukunftsfähig zu machen