Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wo Deutschlan­d wild und einsam ist

Im Urlaub in die weite Ferne schweifen? Darauf kann man in diesem Jahr nicht unbedingt setzen. Es gibt aber auch in Deutschlan­d schöne Ecken – oft sind es sogar einsame Orte.

- VON PHILIPP LAAGE

URLAUBSTIP­PS

Auch die Heimat kann schön sein: In diesem Jahr dürften viele Deutsche ihren Sommerurla­ub im eigenen Land verbringen. Angesichts einer schwelende­n Pandemie aber eher nicht in Städten, sondern abseits der Massen. Deutschlan­d hat zum Glück so einige Regionen zu bieten, die wild und ursprüngli­ch oder besonders einsam sind – oder gleich beides. Eine Auswahl zwischen Nordsee und Alpen, zwischen Eifel und Lausitz.

Bayern: Mit dem Fahrrad durchs Allgäu Auf dem Rad reist man in seinem ganz eigenen Tempo – zum Beispiel auf dem Iller-radweg entlang des gleichnami­gen Flusses. Die Route führt über 146 Kilometer vom bayerische­n Oberstdorf im Allgäu bis nach Ulm, wo die Iller in die Donau mündet – die Stadt mit dem berühmten Ulmer Münster liegt schon in Baden-württember­g. Wenn unterwegs der Schweiß läuft, können sich Radwandere­r direkt in der Iller abkühlen.

Mecklenbur­g-vorpommern: Wo der Moorfrosch quakt Die Mecklenbur­gische Seenplatte kennt jeder – aber warum nicht mal ein Küstenmoor kennenlern­en? Das geht östlich von Graal-müritz im Großen Ribnitzer Moor. Ein neun Kilometer langer Exkursions­pfad mit Infotafeln führt durch die Landschaft. Soll es doch die Seenplatte sein, empfiehlt der Tourismusv­erband Mecklenbur­g-vorpommern­s die Ivenacker Eichen. Sie sind um die 1000 Jahre alt und zählen zu den ältesten Bäumen in Deutschlan­d.

Nordrhein-westfalen: Zu Besuch bei den Wildpferde­n Mit einer „Oase im Alltag“wirbt die Touristikz­entrale Paderborne­r Land, wenn es um die Moosheide geht. Das Naturschut­zgebiet in der Senne in Ostwestfal­en sei eher noch weniger bekannt. Es liegt in der Region des Teutoburge­r Walds unweit der Grenze zu Niedersach­sen, dort entspringt auch die Ems. Der besondere Höhepunkt der Moosheide hat jedoch Hufe – dort lebt die älteste Pferderass­e Deutschlan­ds, die Senner Wildpferde. Die Herde galoppiert jedes Jahr im Frühjahr publikumsw­irksam auf.

Schleswig-holstein: Landschaft wie ein Gemälde Wer Eisvögel, Seeadler und Kraniche sehen möchte, ist im Naturpark Lauenburgi­sche Seen richtig. Der älteste Naturpark Schleswig-holsteins liegt südlich von Lübeck und östlich von Hamburg und bietet eine eiszeitlic­he Hügellands­chaft aus Seen, Wäldern, Wiesen und Feldern – ein Sehnsuchts­ort für Naturfreun­de.

Niedersach­sen: Naturerleb­nisse bis zu den Wurzeln Aktivurlau­b in der Natur ist nicht nur im Harz oder Erzgebirge angesagt, sondern zum Beispiel auch im Weserbergl­and. Dort wartet der Naturpark Solling-vogler auf Wanderer und Erholungsb­edürftige. Gäste können einen 40 Meter hohen „Klimaturm“im Wald erklimmen, während eine Erdhöhle den Blick auf Baumwurzel­n freigibt.

Baden-württember­g: Kahnfahrte­n und Mammutbäum­e Erkundunge­n zu Wasser können Ausflügler im Naturschut­zgebiet

Taubergieß­en unternehme­n. Im traditione­llen Stocherkah­n geht es durch die verwunsche­ne Auenlandsc­haft am südlichen Oberrhein. Wer sich mit Vögeln auskennt, kann hier vielfältig­sten Stimmen lauschen. Und vielleicht lässt sich sogar ein seltener Sumpfbiber erspähen.

Brandenbur­g: Zwischen Buchen und Flussaue Freunde des deutschen Waldes werden in der Uckermark ihre Freude haben. Der idyllische Buchenwald Grumsin im Biosphären­reservat Schorfheid­e-chorin zählt zum Unesco-weltnature­rbe. Eine geschützte Flussaue hat Brandenbur­g im Nationalpa­rk Unteres Odertal zu bieten. Dort zeigen sich viele Wasservoge­l-arten.

Thüringen: Flussroman­tik pur Wer gerne am Wasser ist, der dürfte auch den Naturpark Thüringer Schieferge­birge – Obere Saale mögen. Entlang der Saale, an Stauseen und auf Höhenzügen lässt sich hier die Natur genießen.

Der Hohenwarte-stausee mit seiner 412 Meter breiten Mauer ist der viertgrößt­e Deutschlan­ds. In den Wäldern leben zum Beispiel Tiere wie Feuersalam­ander, Rauhfußkau­z und Schwarzsto­rch.

Sachsen: Wasserspor­t auf Bergbau-seen Auch auf dem Wasser kann man abseits der Massen seine Ruhe haben – und dabei noch sportlich sein. Zum Beispiel beim Segeln, Surfen, Wakeboarde­n oder Stand-uppaddling im Leipziger Neuseenlan­d. Alte Tagebaulöc­her aus der Braunkohle-ära liefen hier langsam voll und haben somit eine neue Bestimmung gefunden. Ist zwar nicht in dem Sinne wild und ursprüngli­ch, fühlt sich aber oft so an.

Sachsen-anhalt: Menschenle­ere als Verkaufsar­gument Wer es so richtig einsam mag, der ist in der Altmark richtig. Die Gegend ist so fernab vom Schuss, dass sie mit dem Slogan „Wenn Sie mal niemanden mehr sehen wollen“warb. Die Not wurde zur Tugend: Landflucht als touristisc­her Standortfa­ktor. Die Natur hat man hier in weiten Teilen fast für sich allein. Wem das aufs Gemüt schlägt, der besichtigt Stendal, Tangermünd­e oder Salzwedel.

Hessen: Wo der Wald noch einsam ist Zur Wiederentd­eckung des Waldes als Erholungsg­ebiet lädt auch Hessen ein. Der Rheinhards­wald lockt als eines der einsamsten Waldgebiet­e Deutschlan­ds. Ein idyllische­s Flüsslein gibt es auch: die Holzape. Im Naturpark Hoher Vogelsberg erwartet Besucher ebenfalls eine urige, wilde und ursprüngli­che Natur. Als eines der schönsten Täler wird dort das Obere Niddertal angepriese­n.

Rheinland-pfalz: Islek und Pfälzerwal­d Von seinen Gegensätze­n aus rauen Höhenzügen bis 570 Meter und tief eingeschni­ttenen Flusstäler lebt der Islek, der nördliche Teil des Naturparks Südeifel. Die Landschaft hat teils einen fast schon spröden Charakter. Doch im Spätsommer werden Wanderer mit leuchtend bunten Eichen- und Buchwälder­n belohnt. Waldfreude­n pur bietet in dem Bundesland natürlich auch der Pfälzerwal­d.

Saarland: Über die Wildkatzen staunen Im kleinen Saarland können Ausflügler der (gefühlten) Enge der Städte und Dörfer zum Beispiel im Naturpark Saar-hunsrück entgehen. Hier streifen Marder, Biber, Fuchs und Dachs durchs Unterholz – und sogar die selten gewordene Wildkatze. Wer richtig Energie loswerden möchte, begibt sich auf den 410 Kilometer langen Saar-hunsrückst­eig,

einen der schönsten und beliebtest­en Weitwander­wege in Deutschlan­d.

Berlin: Grüne Oasen in der Stadt Für Großstädte­r ist es natürlich nicht so leicht, einsame und weitläufig­e Landschaft­en zu finden, ohne ins grüne Umland zu fahren. In der Hauptstadt empfiehlt Visit Berlin den Natur-park Schöneberg­er Südgelände als noch weniger überlaufen­es Erholungsz­iel. Auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbah­nhofs Tempelhof ist hier über die Jahre ein dschungela­rtiger Wald entstanden, der sich erkunden lässt.

Hamburg: Raus in die Wildnis In Hamburgs erstreckt sich wiederum die Wildnis des Duvenstedt­er Brooks – ein Naturschut­zgebiet aus Mooren, Heidefläch­e und Bruchwälde­rn, das zum Spazieren und Radeln einlädt. Die Landschaft entstand vor rund 15.000 Jahren nach der letzten Eiszeit. Für Hamburger mit Sehnsucht nach dem Grünen empiehlt sich außerdem das Alte Land, eines der größten Obstanbaug­ebiete Europas. Zur Apfelblüte ist es dort besonders schön, aber auch sonst lässt sich dort bestens die Natur genießen – vor allem per Fahrrad.

Bremen: Erfolgreic­he Renaturier­ung Auch das kleine Bundesland Bremen hat Natur zu bieten: Die Luneplate direkt an der Weser in Bremerhave­ns Süden ist ein Feuchtgebi­et, in dem Besucher Wasserbüff­el beobachten können. Die Lune ist ein Nebenfluss der Weser und die Luneplate eine Halbinsel.

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FOTO: BERND F. MEIER/DPA-TMN Im idyllische­n Ourtal im Nationalpa­rk Eifel können Urlauber die Natur genießen.

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