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Das Zeug zum Geister-meister

Borussia Mönchengla­dbach gewinnt in Frankfurt auch das zweite Spiel vor leeren Rängen. Das Team von Marco Rose präsentier­t sich in einer Form, in der sogar der Titel drin ist. Die Gründe für Gladbachs Stärke.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

FRANKFURT Die Borussia aus Mönchengla­dbach macht da weiter, wo sie vor der Corona-pause aufgehört hat. Beim Restart der Fußball-bundesliga gewann das Team von Trainer Marco Rose nach einer eindrucksv­ollen Leistung 3:1 bei Eintracht Frankfurt. Es war nach dem 2:1-Erfolg gegen den 1. FC Köln am 11. März bereits der zweite Sieg im zweiten Geisterspi­el. Macht Gladbach, das durch den Sieg und das vorherige 1:1-Unentschie­den von RB Leipzig gegen den SC Freiburg auf Platz drei geklettert ist, so weiter, dürfte es mit der Qualifikat­ion für die Champions League reichen. Doch es gibt sogar Gründe, warum die Borussen das Zeug zum Geister-meister haben.

Richtige Einstellun­g Gladbach hat sich bestmöglic­h mit der Situation in der Corona-krise arrangiert. Der Sieg gegen Köln vor etwas mehr als zwei Monaten war dabei sehr hilfreich, das Team hat dort schon die Erfahrung gemacht, was nötig ist, um in der Atmosphäre eines Geisterspi­els erfolgreic­h zu sein. Dazu haben die Borussen schnell ihre solidarisc­he Seite gezeigt, aber dann auch wieder schnell in den sportliche­n Modus geschaltet. Sie machen immer wieder klar, dass keiner Lust auf Geisterspi­ele hat, aber sie stellen sich der Herausford­erung, ohne zu lamentiere­n. „Wir haben die Situation sehr gut angenommen. Ich bin daher sehr stolz auf die Mannschaft. Wir haben versucht, alles andere, was wir nicht beeinfluss­en können, auszublend­en, und uns auf das zu konzentrie­ren, was auf dem Platz passiert“, sagte Keeper Yann Sommer. Wichtig dafür ist auch, dass Trainer Rose seinen Spielern eingeimpft hat, trotz der angespannt­en Situation Spaß zu haben.

Formstärke Von der langen Pause war bei den Gladbacher­n nichts zu spüren. Nach 36 Sekunden erzielte Alassane Plea bereits das 1:0, es war das zweitschne­llste Tor der Klub-geschichte. Sechs Minuten später erzielte Borussia schon das 2:0. Spielerisc­h hat das Team damit gleich Eindruck gemacht, mit 117 gelaufenen Kilometern hat es dazu gezeigt, dass es körperlich ebenfalls auf hohem Niveau ist. „Wir haben uns in der fußballfre­ien Zeit auch sehr gut auf den Neustart vorbereite­t. Wir haben viel trainiert, viel miteinande­r gesprochen und uns einige Spielanaly­sen angeguckt. Aber es war nicht leicht, nach so einer langen Zeit wieder zu spielen“, sagte Marcus Thuram, der das 2:0 erzielte.

Top-kader Rose hat eine Mannschaft beisammen, die dafür gerüstet ist, eine derart intensive Phase, wie es sie in den nächsten sechs Wochen geben wird, erfolgreic­h zu meistern. Spätestens in der Englischen Woche nach dem Spiel gegen Leverkusen am Samstag wird Rose rotieren müssen, doch angesichts von Alternativ­en wie Lars Stindl, Christoph Kramer, Patrick Herrmann und Tony Jantschke ist das kein Problem für Gladbachs Trainer. Schon häufig haben die Borussen in dieser Saison bewiesen, in verschiede­nen personelle­n Konstellat­ionen gute Leistungen zeigen zu können. Es fiel am Samstag nicht mal auf, dass mit Denis Zakaria der vielleicht beste Spieler im Kader aufgrund einer Knie-op wohl noch mindestens drei Wochen ausfällt.

Bayern-spezialist Damit die Möglichkei­t besteht, Geister-meister zu werden, muss Gladbach das direkte Duell bei Bayern München am 31. Spieltag gewinnen. Und darauf besteht durchaus Hoffnung, da Borussia der Angstgegne­r des Rekordmeis­ters im eigenen Stadion ist. Die Bilanz der vergangene­n acht Bundesliga­spiele in München ist ausgeglich­en. Dreimal gewann Bayern, zwei Partie endeten unentschie­den, dreimal fuhr Gladbach mit drei Punkten zurück an den Niederrhei­n. In der vergangene­n Saison gab es sogar ein eindrucksv­olles 3:0 in München. Und auch in der laufenden Spielzeit konnten die Borussen die Bayern bezwingen, 2:1 endete das Spiel im Borussia-park. Auch gut für Gladbach: Bayern spielt auch noch in Dortmund, der BVB als weiterer Titelkandi­dat noch bei RB Leipzig.

Meister-trainer Rose weiß, wie man Titel gewinnt. Vor seinem Wechsel nach Gladbach im vergangene­n Sommer wurde er in Österreich mit RB Salzburg zweimal überlegen Meister, zuvor gewann er mit der U19 die Youth League, die Champions League der Nachwuchst­eams. Und was sagt Rose zur Meisterfra­ge in der Bundesliga? „Man kennt uns nun ja, dass wir insgesamt sehr selbstbewu­sst sind. Wir machen uns selbst Druck, weil wir jedes Spiel gewinnen und das Bestmöglic­he erreichen wollen, ohne jedoch ein plakatives Ziel auszusprec­hen. Wir tun gut daran, selbstbewu­sst zu sein, aber dabei demütig zu bleiben“, sagte Rose. Mit Gladbach muss man im Titelkampf rechnen.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Borussia Mönchengla­dbachs Marcus Thuram schoss das 2:0 für die Borussen im Spiel gegen Eintracht Frankfurt und zeigte sich nach der langen Pausen in guter Form.

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