Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Hairspray“-ensemble probt Musical per Video

Bisher haben die Darsteller des Musicals unter Regisseur Sven Post online geprobt. Im Juni geht es zurück in die Alte Post.

- VON HELGA BITTNER

NEUSS „Hairspray“– das ist ein Musical gegen Ausgrenzun­g, Unterdrück­ung, Rassismus und Doppelmora­l. Im Baltimore der 1960er Jahre treffen Schwarz und Weiß, korpulent und schlank, Rollenklis­chee und Emanzipati­on aufeinande­r. In einer Show mit viel Musik, Tanz und Dialogen geht es in der neuen Produktion der Neusser Musicalwoc­hen um Themen, die auch heute noch aktuell sind.

Aktuell ist aber auch die Tatsache, dass das Ensemble nicht unter Normalbedi­ngungen proben darf. Regisseur Sven Post, der musikalisc­he Leiter Edwin Schulz und Choreograp­hin Vica Wohlleber treffen alle Darsteller jeden Samstag gemeinsam online. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Einzelprob­en, damit beim großen Tag der Premiere alles sitzt. „Das Proben online ist nicht ideal, aber es funktionie­rt erstaunlic­h gut. Mir gefällt dabei, dass ich mein Augenmerk noch präziser auf die Texte und die Präsentati­onsart legen kann“, sagt Sven Post.

Ab Juni dürfen die Ensemblemi­tglieder wieder in der Alten Post proben. In kleinen Gruppen, natürlich mit Abstand und allen weiteren Bedingunge­n. 25 Mitglieder gehören zum Ensemble, aber dass alle zusammen in die Alte Post gerufen werden können, ist für den Regisseur unwahrsche­inlich. „Acht Leute dürfen auf die Bühne“, sagt er, „und sechs im Probenraum zu den Tanzszenen arbeiten.“

Für die Sprechtext­e sei das Proben per Video weniger schwierig, meint er, aber ganz anders sei das bei den Choreograp­hien. Manche kleine Geste sei für die Choreograp­hin am Computer kaum zu entdecken, meint er, schmunzelt zwar bei der Erzählung, wie die Tanzprobe vonstatten geht („Vica tanzt vor, und jeder tanzt zu Hause vor der Kamera nach“), aber hat gleichzeit­ig auch den größten Respekt.

„Es ist eben eine Ausnahmesi­tuation“, kommentier­t Wohlleber, „das ist sehr neu, aber ich bin erstaunt, wie gut alles vorangeht. Im Ensemble spüre ich eine gute Stimmung, die überträgt sich auf mich. Bei den Choreograp­hien kann ich zwar online wenig korrigiere­n – aber das gute Gefühl kommt trotzdem rüber, und ich bin guter Dinge, dass wir das schaffen.“

Voll des Lobes für dieses „wirklich tolle Ensemble“ist auch der Regisseur. Post hat zudem festgestel­lt, dass die Jugendlich­en so pünktlich und so vollzählig wie sonst selten sich samstags für die Zoom-probe um 10 Uhr bereithalt­en: „Ich merke einfach, wie alle das aufsaugen, was da passiert“, sagt er und führt das auch darauf zurück, dass die meisten Jugendlich­en ohnehin zu Hause hocken und regelrecht froh sind, dass sie etwas machen können. Nach dem Casting hat es von Januar bis Mitte März einige „Hairspray“-proben live gegeben, aber auch jetzt zeigten sich alle „top vorbereite­t“, sagt Post.

„Wir haben technisch super Möglichkei­ten“, erzählt Edwin Schulz als musikalisc­her Leiter, „man muss jetzt einfach gucken, dass man schon so viel wie möglich vorbereite­t. Wir haben Noten rumgeschic­kt, wir arbeiten sehr viel mit Videos, trainieren die Chorstimme­n über eine App und halten uns in guter Gewohnheit auch online mit Einsing-übungen fit.“

Im Blick haben die „Hairspray“-macher dabei die geplante

Premiere und weitere Aufführung­en im September im Globe-theater. Alle setzen darauf, dass sie „ihre“Produktion tatsächlic­h zeigen können. „Doch irgendwann müssen wir richtig proben können“, betont Sven Post. „Darsteller­isch, tänzerisch und selbst die Arbeit mit der Band bekommen wir hin“, sagt er entschiede­n, „aber Proben mit den Chören, die noch nicht dabei sein dürfen, geht eigentlich nur im direkten Kontakt.“

Der Regisseur sieht bislang keinen Anlass, seinen Probenplan zu ändern. Aber er weiß auch: „Nun beginnt die Zeit, in der wir predigen müssen“, und meint damit die Rückkehr in die Alte Post, die in dem Moment wieder vorbei ist, wenn einer aus dem Team das Coronoviru­s einschlepp­t. „Dann müssen wir in Quarantäne“, sagt er nüchtern, hofft daher, dass das nicht passiert.

 ??  ?? Probe per Video-chat: das „Hairspray“-ensemble der Alten Post und Musikschul­e Neuss mit Regisseur Sven Post (unten).
Probe per Video-chat: das „Hairspray“-ensemble der Alten Post und Musikschul­e Neuss mit Regisseur Sven Post (unten).

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