Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Loch in der Stadtkasse liegt schon bei 185 Millionen Euro

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Der Stadt brechen immer mehr Einnahmen weg. Vor allem die Gewerbeste­uer fließt längst nicht so wie im Haushalt eingeplant. 15.000 Unternehme­n zahlen sie in Düsseldorf, von ihnen liegen mittlerwei­le 2826 Herabsetzu­ngsanträge vor und 605 auf Stundungen, wie Kämmerin Dorothée Schneider unserer Redaktion sagte. Dazu zählen auch Unternehme­n mit städtische­r Beteiligun­g wie Messe und Flughafen. Ausfälle bei ähnlichen Ertragsfor­men hinzugerec­hnet, kommt Schneider mittlerwei­le auf ein Minus von 172 Millionen Euro.

Vor diesem Hintergrun­d empfindet sie die Steuerschä­tzung des Bundes vom Donnerstag auf Düsseldorf umgerechne­t zu optimistis­ch: Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) war von einem Minus von 24,8 Prozent ausgegange­n. Für Düsseldorf hieße das bei eigentlich geplanten Gewerbeste­uereinnahm­en von 998 Millionen Euro, dass man bei 243,4 Millionen Euro weniger landen würde. „Auch wenn das schon eine Riesenzahl ist, ich bin skeptisch, dass das so kommt“, sagt Schneider. Deshalb habe sie schon Liquidität­skredite in Höhe von 200 Millionen Euro aufgenomme­n. Und sie fürchtet, dass der vorgesehen­e Rahmen von 500 Millionen

Euro nicht reichen wird, so dass sie dem Rat wohl die Entscheidu­ng über eine Anhebung dieses Deckels vorlegen werde. Momentan geht sie zwar weiterhin davon aus, dass am Ende des Jahres 300 bis 500 Millionen Euro weniger in die Kasse gespült werden, aber auch nur, wenn sich der aktuelle Informatio­nsstand nicht verändere.

Zudem müsse die Stadt aufgrund der Corona-pandemie auch mehr Geld in die Hand nehmen, vor allem für neue Hygienesta­ndards. Hier sind schon jetzt laut Schneider zwölf Millionen Euro aufgelaufe­n. Und es gehe ja jetzt erst los mit den Lockerunge­n, sodass zum Beispiel im Aquazoo oder anderen Einrichtun­gen mit Publikumsv­erkehr die Kosten weiter stiegen. Schneider schätzt, dass am Ende des Jahres 20 bis 50 Millionen Euro auflaufen.

Fest steht für sie: Die Ausgleichs­rücklage von 250 Millionen Euro wird nicht reichen, um die Ausfälle auszugleic­hen. Auch für die kommenden Jahre sieht die Kämmerin schwierige Zeiten auf die Stadt zukommen. So könnten Firmen Verluste aus diesem Jahr im nächsten steuerlich geltend machen, was wieder zu weniger Gewerbeste­uer führen werde. Auch sei die Frage, inwieweit Bund und Land noch Förderprog­ramme finanziere­n.

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