Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Corona-krise kostet Turnverein viel Geld

Mitte März musste der TV Jahn Kapellen sein Hallenbad schließen. Die Einnahmen fallen weg. Gleichzeit­ig müssen Wasseraufb­ereitung, Heizung und Lüftung weiter wie bisher laufen. Eine enorme Belastung für die Vereinskas­se.

- VON WILJO PIEL

NEUKIRCHEN Der TV Jahn hat es nicht leicht mit seinem Schwimmbad. Mitte März wurde die beliebte Halle wegen der Corona-pandemie geschlosse­n – und seitdem verschling­t sie jede Menge Geld. Im Kassenhäus­chen wird nichts mehr eingenomme­n, weil niemand mehr zum Schwimmen gehen darf. Anderersei­ts müssen aber Wasseraufb­ereitung, Lüftung und Heizung weiter wie bisher laufen, und die Betriebsko­sten sind immens. „Der Stillstand kostet uns mindestens 10.000 Euro im Monat – vorsichtig geschätzt“, beklagt Klaus Calvis. Eine enorme Belastung für die Vereinskas­se.

Denn auch die Mitarbeite­r – vier Mini-jobber und sechs Übungsleit­er – wollen am Ende des Monats bezahlt werden. Vor die Türe setzen möchte Calvis diese Crew nicht – „das wäre ein völlig falsches Zeichen“, sagt der Chef von rund 2000 Mitglieder­n, die in 18 Abteilunge­n der schönsten Nebensache der Welt nachgehen. Seine Hoffnung in der Krise: „Dass es so schnell wie möglich wieder losgeht.“Einen Termin hat Klaus Calvis mit seinem Team bereits ins Auge gefasst: Anfang Juni wäre ideal, meint er. Vorausgese­tzt, die Stadt gibt grünes Licht.

Um die Betriebsko­sten ein wenig zu senken, hat Schwimmmei­ster Markus Wermke die Temperatur in dem 25 mal zehn Meter großen Becken um einige Grad herunterge­fahren. „Ganz abschalten kann ich die Heizung aber nicht, sonst besteht die Gefahr, dass sich Legionelle­n bilden“, sagt er. Aus diesem Grund dreht Wermke auch einmal wöchentlic­h alle Duschen und Hähne in dem Gebäude auf, um für 15 Minuten heißes Wasser durchlaufe­n zu lassen. „Das muss sein.“

Die Jahn’ler aus Kapellen haben vor Jahren das ehemals kommunale Neukirchen­er Bad zum symbolisch­en Preis von einer Mark erworben. Die Stadt unterstütz­t den Verein jährlich mit 60.000 Euro – noch bis zum Jahr 2023, dann hat sie die Halle quasi zurück erworben. Was danach passiert, ist noch nicht raus. Fest steht aber: Das Geld aus dem Stadt-etat wird den Verein nicht aus der Corona-krise retten. Da könnte am Ende des Jahres ein dickes Minus stehen, befürchtet Calvis. Umso wichtiger ist es für die

Turner, so bald wie möglich wieder loslegen zu können.

Das Interesse daran scheint groß zu sein, denn: „Wir bekommen täglich viele Anfragen von Leuten, die gerne wieder Schwimmen gehen wollen“, berichtet Markus Wermke. In normalen Zeiten sind es etwa 500 Besucher, die pro Woche in die Halle kommen, um dort ihre Runden zu drehen – sowohl Kinder als auch Erwachsene. Beliebt sind darüber hinaus die zum Bad gehörende Sauna und der 218 Quadratmet­er große, mit zahlreiche­n Geräten ausgestatt­ete Kraftraum, der am Dienstag um 17.30 Uhr erstmals wieder öffnen darf.

Für den Start des Bades haben die Kapellener Turner schon vieles vorbereite­t. In einem 210-Liter-fass lagert ausreichen­d Desinfekti­ons-flüssigkei­t.

Zudem hat der Vereinsvor­stand ein Hygiene-konzept erarbeitet, das sicherstel­len soll, „dass sich die Leute nicht zu nahe kommen“, sagt Klaus Calvis. Die Zahl der Bad-besucher müsse ohnehin reduziert werden, gleichzeit­ig gelte es festzulege­n, dass sie nicht den gleichen Ein- und Ausgang nehmen. Und auch die Duschen und Umkleiden dürfen vorerst nicht genutzt werden. „Da muss man quasi in Badehose hierhin kommen“, sagt Calvis.

Das Konzept für den Neustart des Schwimmbad­es wurde am Schreibtis­ch entwickelt. Bevor der Vorstand das Papier dem Bürgermeis­ter vorlegen wird, will er prüfen, ob sich alle Maßnahmen auch vor Ort umsetzen lassen. „Um auf Nummer sicher zu gehen“, sagt Klaus Calvis.

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FOTOS (3): WILP Klaus Calvis im vereinseig­enen Hallenbad, das seit zweieinhal­b Monaten geschlosse­n ist. Der Vorsitzend­e hofft auf eine möglichst baldige Wiederöffn­ung.
 ??  ?? Schwimmeis­ter Markus Wermke ist gut vorbereite­t: In einem 210-Liter-fass befindet sich reichlich Desinfekti­onsmittel.
Schwimmeis­ter Markus Wermke ist gut vorbereite­t: In einem 210-Liter-fass befindet sich reichlich Desinfekti­onsmittel.
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Das 1974 gebaute Schwimmbad ist technisch noch auf der Höhe.

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