Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wieder Kunst in der Versandhal­le

Werner Franzen (64) aus Grevenbroi­ch zeigt seine Objekte „auf Abstand“.

- VON RUDOLF BARNHOLT

GREVENBROI­CH Es gibt – trotz Corona-pandemie – endlich wieder eine Ausstellun­g in der ehemaligen Versandhal­le auf der Stadtparki­nsel. Werner Franzen verspricht „Aktuelle Arbeiten“, meint zum Teil aber auch aktualisie­rte Arbeiten und stellt unter der passenden Überschrif­t „Objekte auf Abstand“seine Skulpturen aus, die überwiegen­d aus Holz und Stoff bestehen.

Wer jetzt meint, die Vernissage verpasst zu haben: Es gab gar keine. Maximal zehn Besucher gleichzeit­ig mit Mund-nase-bedeckung dürfen sich die Ausstellun­g anschauen. Recycling ist nach wie vor ein großes Thema für den 64-jährigen Grevenbroi­cher. Wer sich schnell einen Überblick über sein Werk verschaffe­n möchte, findet in ausrangier­ten Obstkisten eine Vielzahl kleiner Bilder von Arbeiten des Künstlers, der sich vergeblich um die Aufnahme an der Düsseldorf­er Kunstakade­mie bemüht hatte.

Ein Exponat erinnert an die im vergangene­n Jahr ausgebrann­te Kirche Notre Dame in Paris, die Werner Franzen 1975 besucht und seitdem in schlechter Erinnerung hat. Da war etwas, was nach seiner Auffassung

in einem Gotteshaus nichts zu suchen hat: Fahnen aller von den Franzosen besiegten Armeen.

Schwarz ist die Farbe seiner Wahl, die oft fahnenähnl­ichen Gebilde wirken durchaus ein wenig bedrohlich. „Ich darf ja machen, was ich will, muss nicht marktorien­tiert sein“, sagt Franzen und macht von dieser Freiheit ausgiebig Gebrauch. So entstanden die „Anlehner“und die „Einsteher“– letztere waren einst Männer, die für andere Wehrpflich­tige, die Besseres zu tun hat, in den Krieg zogen.

Kaum erkennbar, dass einige seiner Objekte im Kern aus einem alten Stuhl bestehen, mit Stoffen verbrämt. Diese Unkenntlic­hmachung des Ursprungs der Objekte ist Werner Franzen wichtig. Er zeigt auch ein Buch, in dem er durch systematis­ches Vorgehen den Text bis zur Unkenntlic­hkeit verstümmel­t hat. Viele seiner Objekte sind eine „wackelige Angelegenh­eit“, nicht zuletzt deshalb, weil als Ständer eine Flasche genügen muss. Neben den Objekten zeigt Franzen auch ein Bild: Hinter Glas präsentier­t er eine Kompositio­n von Klebebände­rn mit schwarzen Klebestell­en – so einfach kann Kunst sein.

Die Ausstellun­g ist zu folgenden Zeiten geöffnet: mittwochs von 13 bis 16 Uhr, donnerstag­s von 19 bis 22 Uhr sowie samstags und sonntags von 13 bis 16 Uhr.

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FOTO: A. TINTER Künstler Werner Franzen zeigt neue und aktualisie­rte Arbeiten, darunter fahnenarti­ge Gebilde, die ein wenig bedrohlich wirken.

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