Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Hamster und Pelikane – der Corona-zoo

KOLUMNE SPIRITUELL­ER ZWISCHENRU­F Was haben Hamster, Maulwürfe, Chamäleons und Pelikane mit der Pandemie zu tun? Pater Bruno Robeck, Prior des Langwadene­r Zisterzien­serordens, findet einen Zusammenha­ng und blickt mit Sorge, aber auch mit Hoffnung auf den C

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Oft werden menschlich­e Verhaltens­weisen bestimmten Tierarten zugeschrie­ben. Das hilft uns, einige Sachverhal­te besser zu veranschau­lichen, wird aber den Tieren nicht gerecht. Zu Beginn der Corona-pandemie war von Hamsterkäu­fen die Rede. In der großen Befürchtun­g, dass in Kürze die allgemeine Versorgung zusammenbr­echen könnte, kauften die Menschen, was sie zum Überleben für das Wichtigste hielten. Ich war überrascht, wie sehr sich die Einschätzu­ng der überlebens­wichtigen Produkte von Land zu Land unterschie­d. Ein solches Hamsterver­halten wurde verständli­cherweise gerügt, da der normale Produktion­sprozess nicht mehr hinterher kam. Dagegen forderten Seelsorger geradezu zum Hamstern auf: „Hoffnung hamstern!“Hoffnung brauchen wir immer. Es ist gut, sich einen Vorrat an Hoffnung für schwierige Zeiten anzulegen. Wir brauchen materielle und geistige Vorräte: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.

Immer wieder werde ich jetzt an ein anderes Tier erinnert. Es gibt Menschen, die die aktuelle Situation gut im Blick haben, die sich geschickt tarnen und im entscheide­nden Moment zuschlagen. Sie sind wie das Chamäleon, das mit seinen Augen sehr scharf sehen, die Körperfarb­e passend wechseln und mit seiner Zunge blitzschne­ll zupacken kann. Das sind die Betrüger, die sich im Internet, am Telefon oder an der Haustür melden. Aber auch sie haben eine Botschaft, wie Jesus im Gleichnis vom betrügeris­chen Verwalter erklärt (Lk 16,1-8). Wir sollen nicht ihre kriminelle Energie annehmen, wohl können wir lernen, die aktuelle Situation ehrlich zu sehen und darauf tatkräftig zu reagieren.

Große Sorge bereiten mir die Menschen, die Maulwürfen ähneln. Sie tauchen plötzlich auf, hinterlass­en unansehlic­he Haufen und verschwind­en wieder. Mit ihren unterirdis­chen Nachrichte­n verunsiche­rn sie viele. Man kann zwar von Maulwürfen lernen, dass das Leben an der Oberfläche noch lange nicht alles ist, aber man darf nicht vergessen, dass die Maulwürfe faktisch blind sind und nur grob hell und dunkel unterschei­den können. Im Leben gibt es jedoch vielfältig­e Farbschatt­ierungen. Maulwürfe sind blind für so eine Komplexitä­t. Jesus würde solche Menschen als „blinde Blindenfüh­rer“bezeichnen (Mt. 15,14).

Am ermutigste­n finde ich ein Tier, das in unserer katholisch­en Tradition fest verankert ist: der Pelikan. Er gilt als das Symbol der radikalen Nächstenli­ebe, da man früher dachte, dass er sich den eigenen Leib aufreiße, um seine Brut zu füttern. Die helfenden Menschen waren seit Beginn der Corona-krise immer da. Sie helfen bis heute. Diese Menschen kommen „angeflogen“, wenn sie gebraucht werden. Sie verstehen es – gleich dem Pelikan – sich in verschiede­nen Sphären zu bewegen. Sie stehen fest auf der Erde und können doch zu den Höhen aufsteigen. Diese Menschen machen mir Mut.

Prior Bruno Robeck, Ocist

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