Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sportstätt­en kosten Stadt das Fünffache

Der Korschenbr­oicher Hauptaussc­huss entschied sich dennoch für neue Kleinspiel­felder und die Hallenbad-sanierung.

- VON MARC LATSCH

KORSCHENBR­OICH Die Planungen für die Sanierung des Korschenbr­oicher Hallenbads und der drei Kleinspiel­felder in Glehn, Herrenshof­f und Kleinenbro­ich sollen weitergefü­hrt werden. Das entschiede­n die Mitglieder des Hauptaussc­husses am Donnerstag mit großer Mehrheit. Trotz einer enormen Kostenstei­gerung: Statt der ursprüngli­ch veranschla­gten 180.000 Euro Eigenantei­l muss die Stadt für die Projekte nach derzeitige­m Stand fast 900.000 Euro aus eigener Tasche zahlen. „Es ist wie immer ärgerlich, wenn es zu Mehrkosten kommt“, sagte der Beigeordne­te Thomas Dückers. Eine derartige Kostenstei­gerung sei allerdings bei Planungsbe­ginn nicht absehbar gewesen.

Für die Projekte waren ursprüngli­ch insgesamt 1,8 Millionen Euro Baukosten veranschla­gt. 90 Prozent der Ursprungsk­osten werden im Rahmen des Bundesprog­ramms „Sanierung kommunaler Einrichtun­gen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“übernommen. Der Antrag wurde damals bereits vor dem Bodengutac­hten gestellt. Schnelle Planung sei notwendig gewesen, erklärte Cdu-fraktionsc­hef Thomas Siegers: „Da hat man nicht die Möglichkei­t alle Eventualit­äten zu berücksich­tigen.“

Zwei Annahmen der Planung haben sich im Nachhinein als falsch herausgest­ellt und den Großteil der Zusatzkost­en verursacht. Die erste: Der Boden für die Kleinspiel­felder ist tragfähig. „Nein“hieß es im Bodengutac­hten. Die Baukosten steigen somit von rund 670.000 Euro auf mehr als 1,2 Millionen Euro. Die zweite: Die Wasseraufb­ereitung im kleinen Becken des Hallenbads lasse sich an das andere Becken anschließe­n. Da auch das nicht möglich ist, entstehen an dieser Stelle Mehrkosten von rund 220.000 Euro. Zwei Fehlannahm­en, die im Hauptaussc­huss teils emotional diskutiert wurden.

Bei der ersten Sitzung seit Beginn der Corona-krise trafen sich die Mitglieder aus Sicherheit­sgründen in der Aula des Gymnasiums. Vor ihren Redebeiträ­gen desinfizie­rten sich die Lokalpolit­iker die Hände und statteten das Mikrofon mit einem neuen „Spuckschut­z“aus. Manche kapitulier­ten und hielten ihre Reden gleich mit Mund-nasen-schutz.

Bei der Fdp-fraktionsv­orsitzende­n Hanne Wolf-kluthausen funktionie­rte die „Spuckschut­z“-prozedur. Aufgebrach­t war sie dennoch. „Da wurde ein fataler Fehler gemacht, oder man hat auf Gott vertraut“, sagte sie zu den Planungen für das Förderprog­ramm. „Für uns ist es absolut untragbar und verantwort­ungslos, diese Maßnahmen so weiter fortzuführ­en.“Gerade in Zeiten der Corona-pandemie, in der niemand wisse, wie groß die finanziell­en Belastunge­n noch würden. Hanns-lothar Endell (Die Aktive) bat um getrennte Abstimmung über die Kleinspiel­felder und die Außensanie­rung des Schwimmbad­s. „Die Maßnahme Schwimmbad halten wir für begrenzt sinnvoll beziehungs­weise unsinnig“, sagte er.

Bei den übrigen Fraktionen überwog bei aller Unzufriede­nheit der Wille, das Projekt fortzuführ­en. „Wir wollen diese vier Maßnahmen machen“, sagte Spd-fraktionsc­hef Albert Richter. „Wir werden in den sauren Apfel beißen und allen Maßnahmen zustimmen.“Grünen-fraktionsc­hef Jochen Andretzky erinnerte daran, dass die damals veranschla­gten Mittel auch im Straßenbau hätten eingesetzt werden können. „Es ist schon tragisch, dass wir da erneut eine Kostenstei­gerung mittragen müssen.“deutliche Kritik erhielt Wolf-kluthausen für ihre Aussage, dann halt auf ein Kleinspiel­feld verzichten zu müssen. Auch von Verwaltung­sseite. „Dann sagen sie das aber den Eltern in Herrenshof­f und in Kleinenbro­ich oder dem SV Glehn, wenn da kein Kleinspiel­feld hinkommt“, sagte Thomas Dückers. Albert Richter plädierte für eine getrennte Abstimmung für jedes einzelne Kleinspiel­feld: „Frau Wolf-kluthausen: Sagen Sie uns und den Bürgern, welche zwei, eins, null Kleinspiel­felder Sie nicht haben wollen.“Darauf ließ sich Bürgermeis­ter Marc Venten (CDU) allerdings nicht ein. Er ließ generell über den Ursprungsv­orschlag abstimmen. SPD, CDU, Grüne und Grüne Realos stimmten zu. FDP und Die Aktive lehnten ab.

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FOTO: JANA BAUCH Der Hauptaussc­huss tagte im Zuge der Corona-krise erstmals in der Aula des Gymnasiums Korschenbr­oich.

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