Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Sportstätten kosten Stadt das Fünffache
Der Korschenbroicher Hauptausschuss entschied sich dennoch für neue Kleinspielfelder und die Hallenbad-sanierung.
KORSCHENBROICH Die Planungen für die Sanierung des Korschenbroicher Hallenbads und der drei Kleinspielfelder in Glehn, Herrenshoff und Kleinenbroich sollen weitergeführt werden. Das entschieden die Mitglieder des Hauptausschusses am Donnerstag mit großer Mehrheit. Trotz einer enormen Kostensteigerung: Statt der ursprünglich veranschlagten 180.000 Euro Eigenanteil muss die Stadt für die Projekte nach derzeitigem Stand fast 900.000 Euro aus eigener Tasche zahlen. „Es ist wie immer ärgerlich, wenn es zu Mehrkosten kommt“, sagte der Beigeordnete Thomas Dückers. Eine derartige Kostensteigerung sei allerdings bei Planungsbeginn nicht absehbar gewesen.
Für die Projekte waren ursprünglich insgesamt 1,8 Millionen Euro Baukosten veranschlagt. 90 Prozent der Ursprungskosten werden im Rahmen des Bundesprogramms „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“übernommen. Der Antrag wurde damals bereits vor dem Bodengutachten gestellt. Schnelle Planung sei notwendig gewesen, erklärte Cdu-fraktionschef Thomas Siegers: „Da hat man nicht die Möglichkeit alle Eventualitäten zu berücksichtigen.“
Zwei Annahmen der Planung haben sich im Nachhinein als falsch herausgestellt und den Großteil der Zusatzkosten verursacht. Die erste: Der Boden für die Kleinspielfelder ist tragfähig. „Nein“hieß es im Bodengutachten. Die Baukosten steigen somit von rund 670.000 Euro auf mehr als 1,2 Millionen Euro. Die zweite: Die Wasseraufbereitung im kleinen Becken des Hallenbads lasse sich an das andere Becken anschließen. Da auch das nicht möglich ist, entstehen an dieser Stelle Mehrkosten von rund 220.000 Euro. Zwei Fehlannahmen, die im Hauptausschuss teils emotional diskutiert wurden.
Bei der ersten Sitzung seit Beginn der Corona-krise trafen sich die Mitglieder aus Sicherheitsgründen in der Aula des Gymnasiums. Vor ihren Redebeiträgen desinfizierten sich die Lokalpolitiker die Hände und statteten das Mikrofon mit einem neuen „Spuckschutz“aus. Manche kapitulierten und hielten ihre Reden gleich mit Mund-nasen-schutz.
Bei der Fdp-fraktionsvorsitzenden Hanne Wolf-kluthausen funktionierte die „Spuckschutz“-prozedur. Aufgebracht war sie dennoch. „Da wurde ein fataler Fehler gemacht, oder man hat auf Gott vertraut“, sagte sie zu den Planungen für das Förderprogramm. „Für uns ist es absolut untragbar und verantwortungslos, diese Maßnahmen so weiter fortzuführen.“Gerade in Zeiten der Corona-pandemie, in der niemand wisse, wie groß die finanziellen Belastungen noch würden. Hanns-lothar Endell (Die Aktive) bat um getrennte Abstimmung über die Kleinspielfelder und die Außensanierung des Schwimmbads. „Die Maßnahme Schwimmbad halten wir für begrenzt sinnvoll beziehungsweise unsinnig“, sagte er.
Bei den übrigen Fraktionen überwog bei aller Unzufriedenheit der Wille, das Projekt fortzuführen. „Wir wollen diese vier Maßnahmen machen“, sagte Spd-fraktionschef Albert Richter. „Wir werden in den sauren Apfel beißen und allen Maßnahmen zustimmen.“Grünen-fraktionschef Jochen Andretzky erinnerte daran, dass die damals veranschlagten Mittel auch im Straßenbau hätten eingesetzt werden können. „Es ist schon tragisch, dass wir da erneut eine Kostensteigerung mittragen müssen.“deutliche Kritik erhielt Wolf-kluthausen für ihre Aussage, dann halt auf ein Kleinspielfeld verzichten zu müssen. Auch von Verwaltungsseite. „Dann sagen sie das aber den Eltern in Herrenshoff und in Kleinenbroich oder dem SV Glehn, wenn da kein Kleinspielfeld hinkommt“, sagte Thomas Dückers. Albert Richter plädierte für eine getrennte Abstimmung für jedes einzelne Kleinspielfeld: „Frau Wolf-kluthausen: Sagen Sie uns und den Bürgern, welche zwei, eins, null Kleinspielfelder Sie nicht haben wollen.“Darauf ließ sich Bürgermeister Marc Venten (CDU) allerdings nicht ein. Er ließ generell über den Ursprungsvorschlag abstimmen. SPD, CDU, Grüne und Grüne Realos stimmten zu. FDP und Die Aktive lehnten ab.