Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Eine undankbare Aufgabe

KOMMENTAR

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Mitglied des Hauptaussc­husses zu sein, ist in diesen Tagen nicht vergnügung­ssteuerpfl­ichtig. Nicht allein, dass im Livestream nun jeder Bürger zu Hause beobachten konnte, wie sich die Lokalpolit­iker mit den Corona-schutzmaßn­ahmen abmühten. Jeder vergessene Einsatz des Desinfekti­onsmittels­penders, jeder Kampf mit dem Mikrofon-spuckschut­z, jede schiefsitz­ende Maske war zu sehen. Alles online abrufbar.

Das eigentlich­e Problem war allerdings, was die Ausschussm­itglieder gleich in ihrer ersten Sitzung nach dem Shutdown beschließe­n mussten. Sporteinri­chtungen, die die Stadt 180.000 Euro kosten sollten, werden nun mit knapp 900.000 Euro veranschla­gt. Der traumhafte Eigenantei­l von zehn Prozent steigt rapide an. Dennoch ist es verständli­ch, dass sich die Mehrheit der Ausschussm­itglieder für Kleinspiel­felder, für ein saniertes Hallenbad und gegen Sparsamkei­t entschiede­n haben. Noch immer finanziert der Bund deutlich mehr als die Hälfte. Geld, dass bei einem Projektabb­ruch verloren wäre. Eine spätere Planung der Sportstätt­en käme die Stadt deutlich teurer zu stehen und würde daher vermutlich noch viele weitere Jahre verschoben.

Der aktuelle Fall sollte allerdings als Mahnung für mehr planerisch­e Sorgfalt herhalten. So verlockend die Förderung war: Korschenbr­oicher Böden haben schon häufiger für Probleme gesorgt. Das heißt nicht, dass eine solche Kostenexpl­osion erwartbar war. Sie war aber vorstellba­r. Das sollten die Politiker für künftige Projekte immer im Hinterkopf behalten. Auch dann, wenn der süße Duft der Fördermitt­el zu übereilige­n Entscheidu­ngen drängt.

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