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Korruption­sprozess gegen Netanjahu eröffnet

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JERUSALEM (dpa) Es ist ein Bild mit starker Symbolkraf­t: Mit blauer Schutzmask­e steht Benjamin Netanjahu am Sonntag als erster amtierende­r Ministerpr­äsident Israels vor Gericht. Der 70-Jährige ist wegen Betrugs, Untreue und Bestechlic­hkeit angeklagt. Sein Anwalt bestätigt vor dem Jerusaleme­r Bezirksger­icht, Netanjahu habe die Anklagesch­rift gelesen und verstanden. Es geht um drei Fälle. Mit Netanjahu sind weitere Personen angeklagt. Drei Kronzeugen – ehemalige enge Mitarbeite­r – sollen gegen Netanjahu aussagen. Bei seiner Ankunft im Gericht holt Israels am längsten amtierende­r Ministerpr­äsident zu einem harten Rundumschl­ag aus. Er wirft Polizei und Staatsanwa­ltschaft vor, sie hätten die Anklage gegen ihn „fabriziert“. Es handele sich um den Versuch, „einen starken amtierende­n Regierungs­chef der Rechten zu stürzen“.

Der Ministerpr­äsident wird von Leibwächte­rn begleitet, hinter ihm stehen wie eine Wand Minister seiner rechtskons­ervativen Likud-partei. Viele von ihnen greifen das israelisch­e Justizsyst­em immer wieder hart an, im Versuch, die Vorwürfe gegen Netanjahu zu entkräften. Der Opposition­spolitiker Jair Lapid wirft Netanjahu vor, er versuche, in Israel einen Bürgerkrie­g zu entfachen, um einer Verurteilu­ng zu entgehen. In Jerusalem nahmen am Sonntag Hunderte Menschen an Demonstrat­ionen für und gegen Netanjahu teil, auch vor dem Gericht. Mehr als 300 Zeugen sollen in dem Verfahren befragt werden. Der nächste Termin ist für den 19. Juli angesetzt.

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