Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Schulen: Runder Tisch zu Corona-lehren
Kaum Unterricht bis zu den Sommerferien, fehlende Betreuungsangebote und Probleme bei Online-unterricht und Digitalisierung stellen Eltern, Schüler und Lehrer vor Herausforderungen. Gemeinsam werden Lösungen gesucht.
NEUSS Es ging dann doch schneller als erwartet. Am Dienstag wird der Mitte April vom Stadtelternrat geforderte runde Tisch zum Thema Schulen stattfinden – ganz im Zeichen der Corona-krise per Videokonferenz. Es gibt viel Gesprächsbedarf, die Pandemie wird die Tagesordnung bestimmen. Dirk Jansen, Vorsitzender des Stadtelternrats, hat bereits betont, dass der Blick auf die Digitalisierung, Online-unterricht und die Lehren aus der Corona-zeit gerichtet werden soll, zumal längst noch nicht klar ist, wieviel Präsenzunterricht es nach den Sommerferien geben wird. Zu erwarten ist zudem, dass es auch einen ersten Erfahrungsaustausch zur Open-source-webkonferenzlösung „Big Blue Button“gibt, die seit rund zwei Wochen von zahlreichen Neusser Schulen genutzt wird.
„Vor allem für Eltern mit kleinen Kindern ist es schwierig“
Elena Hambloch Mutter
Eltern berichten, dass das neue Angebot, das grob vereinfacht eine Art „virtuellen Klassenraum“darstellt, nicht an allen Schulen reibungslos funktioniert. „Mein Sohn (6. Klasse) hatte zwei Online-meetings mit diesem System und beide wurde abgebrochen, da die Ton- und Bildübertragung extrem ruckelte und keine Verständigung möglich war“, erklärt ein Vater. „Man traf sich dann wieder über Zoom und Jitsi – beide System sind trotz datenrechtlicher Bedenken bei Schülern, Eltern und Lehrerin beliebt, da sie einfach funktionieren.“Mit Blick auf „Big Blue Button“dürfte es also Gesprächsbedarf geben.
Neben der Digitalisierung soll als zweites Themengebiet die Ogs-betreuung
beim runden Tisch zum Thema Schulen auf den Stundenplan kommen. Da ist zwar in erster Linie die schwarz-gelbe Landesregierung, die das rollierende System an den Grundschulen auf den Weg gebracht hat, der Adressat. Aber die Umsetzung geschieht nun mal vor Ort. Die Mütter Corinna Eppmann und Elena Hambloch, deren Kinder die Richard-schirrmann-grundschule in Hoisten besuchen, haben zwar für ihre Kinder Lösungen gefunden, wissen aber aus Gesprächen mit anderen Eltern, wie hoch die Belastung für diese ist. „Vor allem für Eltern mit kleinen Kindern ist es schwierig“, sagt Hambloch. Denn Ogs-betreuung wird für die Kinder nur an den Tagen angeboten, an denen sie auch Unterricht haben, also in der Regel ein-, maximal zweimal pro Woche. „Die Schule gibt sich extrem viel Mühe, das wissen wir Eltern“, betont Eppmann. „Aber die Möglichkeiten zur Betreuung sind unter den gegebenen Umständen nun mal limitiert.“Mutter Sarah Diekers, die ein Kind an der Albert-schweitzer-grundschule und zwei im Kita-alter hat, findet deutliche Worte zur derzeitigen Lösung. „Mit Blick auf das rollierende System kann ich nur sagen: Es ist ein Hohn, was da passiert. Da haben Kinder insgesamt sechs Mal Schule bis zu den Sommerferien.“
Schuldezernentin Christiane Zangs hat großes Verständnis für die Nöte der Eltern. „Wir halten uns aber streng an die Vorgaben aus Düsseldorf und daran, was laut Corona-schutzverordnung zulässig ist“, sagt sie. Eine komplette Ogs-betreuung brächte, so lange es das rollierende System gibt, ohnehin wenig. „Da wären die Kinder dann nachmittags in der Schule. Wenn sie morgens schulfrei haben, hilft das den Eltern wenig.“Und zusätzliche Kapazitäten lassen sich mit Blick auf Räume und Personal kaum schaffen. Bei der Schulverwaltung geht der Blick zudem schon einmal Richtung Sommerferien. „Wir müssen klären, wie es dann mit einer Ferienbetreuung aussieht und was wir anbieten können“, erklärt Zangs. „Da fehlt es bislang an klaren Vorgaben vom Land.“