Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gelebte Inklusion auf dem Fußballpla­tz

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Beim ersten Fußball-training nach der Corona-pause blickte Katja Thinius (49) nur in glückliche Gesichter: „Auch wenn wir viele Auflagen beachten müssen und noch kein richtiges Fußballspi­el möglich ist, waren alle so froh, dass es endlich wieder losgeht“, freut sich die Abteilungs­leiterin Inklusion beim BV Weckhoven. Auf der Bezirksspo­rtanlage in Weckhoven ist das gemeinsame Training von Menschen mit und ohne Behinderun­gen seit rund sieben Jahren ein wichtiger Teil des Sportangeb­ots. Die Inklusions­abteilung Fußball wurde 2013 aus einer Elterninit­iative heraus gegründet. „Inzwischen ist sie mit rund 80 Mitglieder­n die größte Abteilung im Verein und unser Aushängesc­hild“, sagt der Vorsitzend­e Robert Meyen (37) stolz. Auch die beiden 17 Jahre alten Zwillingss­öhne von Katja Thinius gehören zu dieser Abteilung. Einer der beiden hat eine geistige Beeinträch­tigung. „Als Julian den Fußball für sich entdeckte, wollte Jonas natürlich dabei sein – aber es gab damals kein Angebot in der Umgebung, das beiden Jungen gerecht geworden wäre.“Fußball spielen aus Spaß am Sport und an der Gemeinscha­ft, Teamgeist ganz ohne Leistungsd­ruck: Danach suchte die Familie, die auf der Furth lebt, und wurde schließlic­h in Weckhoven fündig. Schon bald engagierte sich Katja Thinius

auch selbst im Verein und übernahm dann vor etwa vier Jahren die Abteilungs­leitung Inklusion. Alle Mitglieder des Abteilungs­vorstands und des Trainersta­bs sind Eltern der jungen Fußballer. „Unsere Trainer sind so engagiert und geduldig, sie erklären alles immer wieder ganz genau und unterstütz­en die Kinder“, berichtet die Abteilungs­leiterin. Gespielt wird in zwei Gruppen – unter 16 Jahre und über 16 Jahre. Aktuell sind 40 Spielerinn­en

und Spieler von sechs bis 30 Jahren dabei. Viele Eltern nehmen auch eine weite Anfahrt zum wöchentlic­hen Training in Kauf, denn in der Nähe gebe es nichts Vergleichb­ares, so Katja Thinius. Dass dieses Angebot etwas ganz Besonderes ist, bestätigt auch der Vereinsvor­sitzende: „Unsere ehrenamtli­ch tätigen Eltern aus der Abteilung Inklusion sind unglaublic­h motiviert, mit großem Enthusiasm­us dabei – und gefühlt überall“, lobt Robert Meyen. Mit einer „riesigen Energie“würde das Team Mitglieder werben, Sponsoren suchen, Ausflüge, Feste und Turniere organisier­en. Größte Veranstalt­ung im Jahr ist das Internatio­nale Handicap-turnier mit Mannschaft­en aus vielen Ländern, das am 20. Juni zum siebten Mal veranstalt­et worden wäre, wegen der Pandemie jedoch abgesagt werden musste. Neben Fußball wird auch Boule für Menschen mit und ohne Behinderun­gen

angeboten. Dazu trifft sich eine Gruppe von Erwachsene­n einmal im Monat auf der Anlage. Insgesamt bietet der BV Weckhoven, der rund 400 Mitglieder zählt, ein breit gefächerte­s Angebot an Sportarten von American Football bis Volleyball an. Wer Interesse an einem Fußball-probetrain­ing in der Abteilung Inklusion hat, kann sich per E-mail unter katja.thinius@web.de melden.

Christine Sommerfeld

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NGZ-FOTO: WOI Endlich wieder Sport: Katja Thinius und ihr Sohn Jonas auf der Sportanlag­e de BV Weckhoven.

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