Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kleiner Mann ganz groß

Nico Ramon Kleemann spielt im Musical „Hairspray“mit und vor der Fernsehkam­era. Und nebenbei Schule? Klappt auch sehr gut.

- VON LARS WALLERANG UND HELGA BITTNER

NEUSS/DÜSSELDORF Berlin um 1930: Ein kleiner Junge, Hans, steht bei Erich Kästner auf der Matte. Er hatte dessen „Emil und die Detektive“geradezu verschlung­en und will den Autor unbedingt kennenlern­en. Dann das Wunder: In der geplanten „Emil“-verfilmung von 1931 darf er die Rolle des „kleinen Dienstag“übernehmen. So beginnt der Fernsehfil­m „Kästner und der kleine Dienstag“. Der junge Schauspiel­er Nico Ramon Kleemann spielte darin den vaterlosen Jungen an der Seite des Kästner-darsteller­s Florian David Fitz.

Bei Kleemann vermischen sich häufig Spiel und die reale Leidenscha­ft für Literatur und andere Künste. Der heute 18-Jährige schreibt selbst Texte, spielt klassische Gitarre, hat gerade noch mit Klavier angefangen. Schon mit sieben Jahren nahm er an Workshops des Jungen Schauspiel­hauses in Düsseldorf teil, dem er noch heute eng verbunden ist – ebenso wie dem Neusser Theater am Schlachtho­f (TAS). Der dortige Jugendclub wird wie der in Düsseldorf von Sven Post geleitet, er war es auch, der aus William Goldings Buch „Herr der Fliegen“2015 eine eigene Fassung destillier­te, die im TAS mit Nico Kleemann Premiere hatte.

Der kennt den Schauspiel­er schon, seit dieser mit zehn/elf Jahren zu ihm in den Jugendclub kam. „Inzwischen steht er mehr vor der Kamera als ich jemals schaffen werde“, kommentier­t er lachend und ohne jede Spur von Neid in der Stimme die Aktivitäte­n des 18-Jährigen. Ohnehin sei Kleemann immer noch in seinen Jugendclub­s – sowohl in Düsseldorf wie auch im Theater am Schlachtho­f. Außerdem spielt der 18-Jährige in dem Musical „Hairspray“mit, das Regisseur Post gerade für die Neusser Musicalwoc­hen der Alten Post und der Musikschul­e im September im Globe probt. Kleemann hat darin die Rolle des Corny Collins, der eine Tv-show moderiert, übernommen. Wobei die Rolle sicherheit­shalber doppelt besetzt – wie zwei weitere der Produktion. sagt Post. Das gibt dem Regisseur auch Sicherheit, falls die geplanten Aufführung­en wegen der Corina-krise doch verschoben werden müssten.

Das TAS begleitet Kleemann schon seit so vielen Jahren, dass er sich im Moment auch Sorgen um die freie Bühne an der Blücherstr­aße macht: „Die finanziere­n sich selbst, und es wäre schade, wenn die nicht wieder aufmachen können.“

Die große Leidenscha­ft für die Schauspiel­erei kam im Urlaub. „Mit sieben Jahren war ich mit meinen Eltern in Cannes, als gerade die Filmfestsp­iele stattfande­n“, erzählt Nico Kleemann. Einem Star sei er nicht begegnet, aber überall hingen Filmplakat­e. Die illustre Festival-stimmung wirkte wie eine Initialzün­dung. „Ich habe meine Mutter mit meinem Wunsch, Schauspiel­er zu werden, so lange genervt, bis sie sich mit mir in Künstlerag­enturen umgeschaut hat“, erzählt der einstige

„Beim Musikmache­n ist es wie beim Schauspiel­ern: Man spielt teilweise sich selbst“

Nico Ramon Kleemann Schauspiel­er Kinderdars­teller.

Die Umstellung von der Bühne aufs Spielen vor der Kamera fiel nicht schwer: „Ich war noch sehr jung und habe erst mal keinen großen Unterschie­d gemerkt“, sagt Kleemann. „Heute finde ich, dass man vor der Kamera mehr kleine Details einbringen kann auf sehr spielerisc­he Weise – zum Beispiel bei der Mimik oder Bewegung der

Hände.“Doch die Bühne spiele weiterhin eine große Rolle: „Im Theater erarbeitet man sehr viel; ich fühle mich da wohl, weil ich das schon lange mache.“

Gewöhnt ist der junge Erwachsene auch daran, Schule und Schauspiel­erei unter einen Hut zu bringen. Gleichwohl er nicht alles auf eine Karte. Der Schauspiel­er-beruf sei gar nicht das Hauptziel – zu riskant. „Das wäre ein Spiel mit dem Glück, und ich möchte mir nicht die Sorgen machen müssen.“Auf auf ein Psychologi­e-studium hätte Kleemann große Lust. Es passe auch zur Schauspiel­erei mit der Frage: „Was geht im Menschen vor?“Wichtig bleibe auch das Thema Musik. „Beim Musikmache­n ist es wie beim Schauspiel­ern: Man spielt teilweise sich selbst.“

 ?? FOTO: WDR/KATRIN DENKEWITZ ?? An der Seite von Ulrich Turkur (Schulleite­r Pistorius) spielte Nico Kleemann den kleinen Volker in dem Film „Die Auserwählt­en“von 2014.
FOTO: WDR/KATRIN DENKEWITZ An der Seite von Ulrich Turkur (Schulleite­r Pistorius) spielte Nico Kleemann den kleinen Volker in dem Film „Die Auserwählt­en“von 2014.
 ?? FOTO: LEO KAMMER ?? Sven Post leitet die Jugendclub­s in Düsseldorf und Neuss.
FOTO: LEO KAMMER Sven Post leitet die Jugendclub­s in Düsseldorf und Neuss.

Newspapers in German

Newspapers from Germany