Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

FDP setzt auf Verjüngung­skurs

Uschi Baum ist jetzt offiziell Bürgermeis­terkandida­tin der FDP. Viele junge Bewerber streben ein Ratsmandat an.

- VON RUDOLF BARNHOLT

VORST Nach satten vier Stunden Wahlversam­mlung und Stadtparte­itag der Kaarster FDP am Samstag im Georg-büchner-gymnasium steht fest: Uschi Baum ist jetzt offiziell Bürgermeis­ter-kandidatin und ein Blick auf die Reservelis­te der Bewerber für ein Ratsmandat zeigt, dass die Partei radikal verjüngt wurde. Die Jungen waren auch maßgeblich an der Ausarbeitu­ng des Wahlprogra­mms beteiligt – von den Urgesteine­n gab es dafür Lob.

Der Bundestags­abgeordnet­e Otto Fricke leitete Wahlversam­mlung und Stadtparte­itag. Er achtete penibel darauf, dass keine Formfehler gemacht wurden und beliebte dennoch zu scherzen: „Ich glaube, dass du knapp darüber bist“, sagte er zu Uschi Baum und meinte das Mindestalt­er von 23 Jahren, das für Bewerber des Bürgermeis­teramtes gilt. Wenig später war die Kandidatin mit 20-Ja-stimmen bei zwei Enthaltung­en und einer Nein-stimme offiziell zur Bürgermeis­ter-kandidatin gekürt worden. „Ich will Bürgermeis­terin werden, das ist mein ganz klares Ziel“, erklärte sie. Für alle Unternehme­r in Kaarst wolle sie den roten Teppich ausrollen, die Digitalisi­erung sei ihr wichtig.

Auf der Reservelis­te der Bewerber für ein Ratsmandat steht Uschi Baum auf Listenplat­z 1, gefolgt von der Parteivors­itzenden Astrid Werle. Dirk Salewski (45) steht auf Platz drei, er hatte sich bei der Ausarbeitu­ng des Wahlprogra­mms besonders hervorgeta­n. Listenplat­z 4 bekam der Architektu­rstudent David Engelbrech­t (23), auf Rang 5 steht die Beamtin Silke Pescher (51). Die Plätze sechs bis zehn belegen Christoph Witthaut (24), Jan Günther (23), Maximilian Jaschke (33), Torsten Fuhrberg (66) und Maya Sastges

(23). Auf den hinteren Plätzen mit eher theoretisc­hen Chancen, in den Rat einzuziehe­n, stehen liberale Urgesteine wie Walter Boestfleis­ch, Horst Blechschmi­dt oder Johann Heinrich Thywissen. Der lobte das Parteiprog­ramm, das im Wesentlich­en die Handschrif­t der jüngeren

Generation trägt. Was ins Auge fällt, sind kurz und knackig formuliert­e Kernforder­ungen. So sollen alle Schulforme­n gleichbere­chtigt existieren, im Mittelpunk­t steht eine solide Wirtschaft und bei allem Sinn für Sparsamkei­t müsse dort, wo es wichtig für die Zukunft ist, geklotzt werden. Gemeint ist damit unter anderem die frühkindli­che Betreuung.

Zu den außergewöh­nlichen Ideen in dem 31 Seiten starken Wahlprogra­mm gehört ein „Mobiles Bürgerbüro“. Ein Mitarbeite­r der Stadt könne beispielsw­eise Bewohner von Altenheime­n nach Absprache aufsuchen, um ihnen den Weg ins Bürgerbüro zu ersparen. Übers Ziel hinaus geschossen hatten die Macher des Wahlprogra­mms nach Ansicht der erfahrenen Parteimitg­lieder mit der Forderung, Corona-bedingt den Gewerbeste­uerhebesat­z deutlich zu senken: „Das würde Mindereinn­ahmen von zweieinhal­b Millionen Euro bedeuten, das kann die Stadt so nicht verkraften“, kritisiert­e Thywissen. Jetzt ist von „passgenaue­n Lösungen für Unternehme­n“die Rede. Die Terrasseng­ebühr für Gastronomi­ebetriebe wollen die Liberalen auch für nächstes Jahr aussetzen.

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FOTO: ANJA TINTER Sie belegen die Top-5-listenplät­ze der Kaarster Liberalen für die Kommunalwa­hl 2020 (v.l.): David Engelbrech­t, Silke Pescher, Bürgermeis­terkandida­tin Uschi Baum, Dirk Salewski und Astrid Werle.

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