Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Geisel sieht Deutsches Fotoinstitut weiterhin in Düsseldorf
Die Stadt pocht auf den Beschluss von Bundes- und Landesgremien. OB Geisel attackiert Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die Essen favorisiert.
DÜSSELDORF Die Stadt will durch schnelle Ratsbeschlüsse Fakten schaffen und den Weg für das Deutsche Fotoinstitut in der Landeshauptstadt ebnen. Oberbürgermeister Thomas Geisel reagiert verwundert auf ein Interview, das Kulturstaatsministerin Monika Grütters unserer Redaktion gegeben hat. Grütters spricht sich darin unter Verweis auf ein Votum einer Expertenkommission für Essen als Standort aus. Die Stadt weist dagegen darauf hin, dass der Haushaltsausschuss
des Deutschen Bundestages sowie das Land NRW Finanzmittel in Höhe von 83 Millionen Euro für ein Deutsches Fotoinstitut mit Standort Düsseldorf in Aussicht gestellt haben.
Geisel sagt, es sei erstaunlich, wie eine Kulturstaatsministerin sich über Beschlüsse demokratischer Gremien hinwegsetze. „Eine von ihr handverlesene Expertenkommission dürfte das kaum rechtfertigen, zumal wenn einzelne Mitglieder hinsichtlich der Standortfrage auch noch befangen sind. Düsseldorf jedenfalls wird am Projekt festhalten und die bewilligten Mittel bei Bund und Land abrufen.“Er sehe die Gefahr, dass die Ministerin der Einrichtung eines Deutschen Fotoinstituts mit ihrem Verhalten einen Bärendienst erweise, sagte Geisel, der von „persönlichen Vorlieben“und „Eitelkeiten“Grütters’ spricht.
Zum Hintergrund: Im November 2019 hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages 41,5 Millionen Euro für das Deutsche Fotoinstitut beschlossen. Im Beschluss wird als Standort explizit der Ehrenhof genannt. Der Haushaltsausschuss des Landtags hatte ebenfalls 41,5 Millionen Euro bewilligt. Die Staatsministerin habe das Ergebnis ihrer Expertenkommission erst nach der Entscheidung beider Parlamente vorgestellt. Ein Mitglied dieser Kommission war die ehemalige stellvertretende Leiterin des Essener Folkwang-museums,
Ute Eskildsen. Geisel findet das befremdlich. „Jeder hätte es als merkwürdig empfunden, wenn Andreas Gursky oder der Direktor des Düsseldorfer Kunstpalastes, Felix Krämer, dieser Kommission angehört hätten.“Geisel kann akzeptieren, wenn Grütters das inhaltliche Konzept noch einmal diskutieren wolle, „die Standortfrage im Nachhinein jedoch noch einmal aufzumachen, lehne ich ab“.
Der Stadtrat befasst sich am 18. Juni mit dem Thema. Es geht um den Standort und die Auslobung eines Architekturwettbewerbs für die neue Einrichtung. Die Stadtspitze favorisiert einen Bereich im Übergang von Hofgarten und Ehrenhof, auf dem heute ein Betriebshof des Gartenamtes untergebracht ist. „Dort wären die Eingriffe in den Hofgarten begrenzt, es fände eine Aufwertung des gesamten Bereiches statt“, sagt Geisel. Die Stadt würde das Grundstück zur Verfügung stellen, das Gebäude errichten und das Institut dann dem Betreiber zur Verfügung stellen. Die rechtliche Ausgestaltung müsse mit Bund und Land geklärt werden, beispielsweise sei eine Stiftung möglich.