Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Villa Baumhaus“löst Wohn-probleme

Der Hausbau ist teuer – und Grundstück­e sind nicht immer leicht zu bekommen. Familie Driesen aus Wevelingho­ven hat eine Lösung gefunden: Über ihrem Wohnzimmer an der Oststraße entsteht ein Haus in Holzstände­r-bauweise.

- VON WILJO PIEL

WEVELINGHO­VEN Eines vorweg: Manfred Driesen (72) und seine Frau Edelgard (71) beweisen Mut zur Farbe. Denn das neue Haus, das sie zurzeit bauen, wird ganz zum Schluss komplett mit Blechen in Pastell-türkis verkleidet. „Als ich die Farbe gesehen habe, musste ich erst mal schlucken“, gibt Edelgard Driesen zu. Aber jetzt freut sie sich darauf: „Das wird einen schönen Kontrast zu unserem weiß gestrichen­en Haus geben“, ist sie sich sicher.

Das Domizil an der Oststraße wurde in den 1950ern gebaut und im darauf folgenden Jahrzehnt erweitert. Es bietet ausreichen­d Platz für das Ehepaar. Eigentlich viel zu viel. Dennoch haben sich die Driesens dazu entschloss­en, auf ihrem Grundstück zusätzlich­en Wohnraum zu schaffen – nicht für sich, sondern für Tochter Hannah, Schwiegers­ohn Felix und den dreieinhal­bjährigen Enkel Ole. Die junge Familie lebt zur Miete, würde aber gerne ein eigenes Haus besitzen. „Leider ist das sehr teuer, und Grundstück­e sind auch nicht so einfach zu finden“, sagt Hannah Fitz. Der Traum von den eigenen vier Wänden ist nun aber in greifbare Nähe gerückt.

Denn ihre Eltern haben sich dazu entschloss­en, die Familie zusammen zu führen und etwas in Angriff zu nehmen, das „Nachverdic­htung“heißt. Sie nutzen Vorhandene­s, um Neues zu schaffen, ohne dabei Grundstück­sflächen in Anspruch zu nehmen. Konkret: Auf dem sechs mal acht Meter großen Flachdach eines in den 1960er Jahren errichtete­n Wohnzimmer-anbaus entsteht zurzeit ein weiteres Haus in Holzstände­r-bauweise. Das schmiegt sich direkt an den Giebel und wird mit Ausblick auf den stattliche­n Garten mit seinen hohen Bäumen hochgezoge­n.

Geplant hat es der Wevelingho­vener Architekt Birk Kleszczews­ki –

MELDUNGEN und der hat den Driesens erst einmal zu ihrem Mut gratuliert. „Nicht nur wegen der ungewöhnli­chen Farbe“, sagt Manfred Driesen lächelnd. „Vor allem auch, weil solche Projekte noch relativ selten sind.“Anfangs war auch der 72-Jährige noch etwas skeptisch, je mehr das aus Leimbinder-holz gebaute Schmuckstü­ck aber Gestalt annimmt, umso begeistert­er ist er.

Die ersten Stützen wurden am 15. April gesetzt, mittlerwei­le sind die Arbeiten so weit fortgeschr­itten, dass ein Einzugster­min in Sichtweite ist: „In vier bis sechs Wochen werden wir fertig sein“, sagt Driesen, der mit seiner Frau in das neue Haus einziehen wird. Die junge Familie übernimmt indes den restlichen, etwa 150 Quadratmet­er großen Part des Gebäude-ensembles. Zwar werden sich die Senioren auf etwas weniger als 80 Quadratmet­er verkleiner­n – doch sie werden künftig sehr chic leben.

Im unteren Teil ist ein Wohnzimmer mit offener Küche geplant. Von dort aus wird eine Treppe in das obere Geschoss führen, das ein Schlafzimm­er auf einer Empore und ein Bad bieten wird. Die zwei Meter breiten und bis zu 2,70 hohen, anthrazitf­arbenen Fenster sind schon eingebaut worden. Sie sorgen nicht nur für ausreichen­d Licht in dem 6,70 Meter hohen Holzbauwer­k, sondern bieten auch einen herrlichen Ausblick in den Garten – über die Baumwipfel hinweg. „Deshalb haben das Ganze schon ,Villa Baumhaus’ getauft“, sagt Edelgard Driesen.

Die Baugenehmi­gung war ein Klacks, die Stadt habe alles rasch genehmigt, berichtet Ehemann Manfred. Die einzig zu erfüllende Auflage: Die hintere Häuserfluc­ht an der Oststraße musste erhalten bleiben, was kein Problem war. Was aber eines ist: „Wir werden Abschied von vielen lieb gewonnenen Dingen nehmen müssen“, sagt Edelgard Driesen: „Denn dafür gibt’s im neuen Haus keinen Platz mehr.“

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FOTOS (2): WILP Manfred und Edelgard Driesen mit Tochter Hannah vor der „Villa Baumhaus“, die in wenigen Wochen bezugsfert­ig sein wird. Das Haus entsteht auf einem Wohnzimmer-anbau.
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So wird das Haus aussehen, wenn es fertig ist. Auf dem Architekte­n-modell nicht zu sehen ist der Giebel des vorhandene­n Hauses.

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