Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Corona-fälle in zwei Pflegeheim­en

Im Joachim-neander-haus in Benrath sind 28 Bewohner und drei Mitarbeite­rinnen mit Corona infiziert. Jetzt werden alle Mitarbeite­r getestet. Betroffen ist auch die Seniorenre­sidenz am Grafenberg­er Wald.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Im Joachim-neander-haus der Diakonie in Benrath ist nicht eine Mitarbeite­rin positiv auf das Coronaviru­s getestet worden, sondern es sind drei. Das teilte der Wohlfahrts­verband am Montag mit. Und: Es wurden nicht 23, sondern 28 Bewohnerin­nen und Bewohner infiziert. Grund der Korrekture­n: Einige Testergebn­isse waren am Wochenende nicht weitergele­itet worden. Zudem gibt es einen Bewohner und drei Pflegekräf­te, die in der Seniorenre­sidenz am Grafenberg­er Wald positiv auf das Virus getestet wurden.

Nach Auskunft der Diakonie werden jetzt alle Mitarbeite­r und Besucher, die seit Öffnung der Häuser Kontakt zu Infizierte­n hatten, auf Corona getestet. Bis Freitag sollen die Tests der mehr als 130 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r abgeschlos­sen sein. Auch den Kontaktper­sonen der Infizierte­n werden Speichelpr­oben entnommen. „Es ist nicht erwiesen, dass die Infektion der 28 Bewohner mit dem Coronaviru­s von der Mitarbeite­rin ausgegange­n ist, die am Dienstagab­end als Erste mitgeteilt hat, dass sie positiv getestet wurde“, so Diakonie-sprecher

Christoph Wand.

Am Sonntagabe­nd war der Ausbruch in dem Benrather Pflegeheim bekannt geworden. Eine Mitarbeite­rin, die Symptome hatte und schon nicht mehr zur Arbeit gekommen war, teilte nach einem Test am Dienstag mit, dass sie an Covid-19 erkrankt ist. Am Mittwoch folgte eine zweite Mitarbeite­rin mit der gleichen Nachricht, am Samstag die dritte. Alle 103 Bewohner des Pflegeheim­s sind nach Absprache mit dem Gesundheit­samt getestet worden. Fast alle der 28 positiv getesteten Bewohner sind symptomfre­i, eine Frau wurde jedoch vorsichtsh­alber ins Krankenhau­s verlegt. Sie ist nach Angaben der Diakonie in einem unkritisch­en Zustand.

Durch die Lockerunge­n waren auch im Neander-haus seit Anfang Mai für die Bewohner wieder vermehrt Außenkonta­kte möglich, aber dies laut Wand unter strengen Auflagen und Hygienebed­ingungen. Es seien nicht nur Besucher, sondern auch Ärzte ins Haus gekommen, ebenso wurde die medizinisc­he Fußpflege wieder ermöglicht.

Die Besuche Angehörige­r fanden anfangs mit Mund-nase-schutz in einem Pavillon statt, bei dem die Personen drei Meter Abstand hatten. Dann wurden Besuchsbox­en mit Trennschei­be eingesetzt.

Das Neander-haus steht unter Quarantäne. Alle Mitarbeite­r dürfen nur noch mit Ffp2-masken arbeiten. Diese Masken bieten einen deutlich höheren Schutz vor Ansteckung als Op-masken. Das Gesundheit­samt hat jetzt alle Altenheime angewiesen, solche Masken zu nutzen.

Angehörige von Bewohnern machen sich im Gespräch mit unserer Redaktion Sorgen um die Hygiene in dem Heim. So soll es im vorigen Jahr dreimal zu Problemen mit der Krätze gekommen sein. Es habe Monate gedauert, bis die ansteckend­e Hautkrankh­eit im Griff war. Betroffen waren zwei Stationen, die nur durch einen Speiseraum getrennt waren, sagt die Tochter einer Bewohnerin. Aus den Erfahrunge­n solle man jetzt lernen. „Es muss eine Corona-station eingericht­et werden“, fordert eine Angehörige. Anders als bei den Krätze-ausbrüchen sollten Pflegekräf­te, die sich um Corona-fälle kümmerten, andere Bewohner im Haus nicht aufsuchen.

Laut Wand hat es am Hygienekon­zept des Hauses bei den Krätzefäll­en keine Beanstandu­ngen durch das Gesundheit­samt gegeben.

Weitere Corona-fälle gibt es seit Mitte Mai in der Serienresi­denz am Grafenberg­er Wald. Laut Geschäftsf­ührerin Alexandra Orth wurde ein Bewohner positiv getestet, der innerhalb des Hauses auf die Pflegestat­ion umziehen sollte. „Wir führen bei einem solchen Umzug präventiv Tests durch“, sagt die Verwaltung­swirtin. Beim folgenden Test von 41 Mitarbeite­rn seien drei Corona-fälle ermittelt worden. Seit dem ersten Verdachtsf­all arbeiteten alle Kräfte mit Ffp2-masken. Am Montag wurden 66 der rund 150 Bewohner getestet.

Unterdesse­n erneuert Fdp-ratsfrau Christine Rachner, selbst Ärztin in einem Sana-krankenhau­s, ihre Forderung, dass es regelmäßig Reihentest­s in Alten- und Pflegeheim­en geben sollte. Dies habe der Gesundheit­sausschuss des Stadtrates mit den Stimmen von CDU, Grünen und FDP ebenso getan. „Nur wer viel testet, weiß viel und erhöht die Sicherheit“, sagt die Liberale, die den Verantwort­lichen im Joachim-neander-haus keinen Vorwurf machen will. „Das ist ein tragischer Fall.“

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Im Joachim-neander-haus werden jetzt die mehr als 130 Beschäftig­ten auf Corona getestet.

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