Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kunsthisto­rikerin schreibt über die Liebe

Als Kind wollte Vera Kerick Schriftste­llerin werden. Der Wunsch geriet in Vergessenh­eit. Nun macht die 41-Jährige ihren Traum doch wahr. Aufgewachs­en ist sie in Neuss, hat am Marienberg-gymnasium das Abitur gemacht.

- VON DANIEL BOSS

RHEIN-KREIS Kürzlich hat Vera Kerick beim Aufräumen ein altes „Freunde-buch“gefunden. Mädchen und Jungen, mit denen sie gemeinsam zur Grundschul­e ging, haben sich darin verewigt. Auch sie selbst hat den kindlichen Fragebogen damals ausgefüllt. Hinter „Was möchtest Du einmal werden?“hat sie „Schriftste­llerin“geschriebe­n. „Ich hatte gar nicht mehr gewusst, dass ich schon in jungen Jahren davon geträumt habe“, sagt Vera Kerick heute, mehr als 30 Jahre später.

Der Wunsch der Grundschül­erin von einst hat sich erfüllt. Die promoviert­e Kunsthisto­rikerin, die mit ihrer Familie in Meerbusch-büderich wohnt, aber in neuss zur Schule ging, hat bereits zwei Bücher veröffentl­icht. Derzeit arbeitet sie an ihrem dritten Familienro­man, was in Corona-zeiten für eine zweifache Mutter allerdings nicht so einfach sei, wie sie erzählt. „Wer schreiben will, braucht Ruhe.“Deswegen arbeitet sie ausschließ­lich in einem Büro in Düsseldorf, das sie sich mit ihrem Mann Ulrich, einem selbststän­digen Unternehme­r, teilt.

Ein behütetes Elternhaus in Neuss, ein gutes Abitur am katholisch­en Mädchen-gymnasium Marienberg, Studium in Münster mit Doktorarbe­it, glücklich verheirate­t, zwei Kinder. Auf dem Papier ist die Vita makellos. Doch Vera Kerick kennt auch die dunklen Seiten. Ein klinischer Notfall brachte die junge Frau im Jahr 2015 an physische und psychische Abgründe. „Ich habe damals gesehen, wie schnell es zu Ende gehen kann und dass man nichts auf die lange Bank schieben sollte.“Auch nicht beim Schreiben.

Im Rahmen ihrer Recherchen stieß sie auf einen Schreibwet­tbewerb und reicht auf gut Glück die ersten 30 Seiten ein. Dann geht es plötzlich ganz schnell: Einladung zum Finale auf der Leipziger Buchmesse 2016. Sie bekommt fünf Minuten zur Präsentati­on einer Art „Höhle der Löwen“für Literatur. Den Sieg trägt sie zwar nicht davon, allerdings wird der Amazon-verlag „Tinte und Feder“auf sie aufmerksam.

Noch im selben Sommer ist ihr Roman „Ava“fertig, die rund 190 Seiten erscheinen im März 2017. Das zweite Buch bringt Vera Kerick Ende 2019 selbst heraus (beim „Self-publishing“-anbieter Tredition). Sie plant Lesungen in ihrer Umgebung und freut sich schon auf den „Self Publishing Day“für unabhängig­e Autoren im Juni in Düsseldorf.

Aber dann kam Corona dazwischen: Lesungen werden auf Eis gelegt, der Tag der Autoren ist nun auf Mai 2021 verschoben.

Die 41-Jährige mag ihre Protagonis­tinnen und formt sie nicht für den schnellen Erfolg. Sie denkt sich Geschichte­n aus, deren Menschen und Handlungen ihr nahe sind. Genauso die Orte: Ob Chicago oder Paris, Museen oder die Rennbahn - alle Schauplätz­e in ihren Büchern sind der Autorin aus eigener Anschauung vertraut. Ihr Vater, der ehemalige Pharmaunte­rnehmer Jürgen Hoyer und seine Frau Astrid, sind bekannte Persönlich­keiten im deutschen Galopprenn­sport. Tochter

Vera war mehrere Jahre als Pressespre­cherin des Hamburger Rennclubs tätig. Weitere Stationen waren eine Agentur für Sportlerve­rmarktung und verschiede­ne Galerien in Düsseldorf.

Vera Kerick geht sehr strukturie­rt an ihre Projekte heran. So liest sie zum Beispiel neben Romanen - im Moment liegt „Die Liebe im Ernstfall“von Daniela Krien auf ihrem Nachttisch - auch viele Sachbücher zum Thema Schreiben. Romantisch­e Vorstellun­gen des Schriftste­llerdasein­s hat sie nicht. Sie wird weder von Dämonen nachts an den Schreibtis­ch gejagt, noch andauernd von der Muse geküsst. „In mir schlummern keine Geschichte­n, die urplötzlic­h mit aller Macht hinauswoll­en“, sagt sie.

Ganz wichtig ist es ihr, nicht nur für sich und ihre Schublade zu schreiben. Vera Kerick möchte gelesen werden. Ihr Erstlingsw­erk „Ava“hat bislang einige tausend Leser gefunden. Kein schlechter Einstieg, findet die Autorin, sieht aber noch reichlich Luft nach oben.

Wie wäre es mit Fantasy und Krimi? Zwei Genres, die bekanntlic­h besonders viel Aufmerksam­keit bekommen. Nein, winkt die Büdericher­in ab. Diese Sparten interessie­ren sie nicht. Dafür spielt die Liebe, die ebenfalls als potenziell­er Leserschaf­t-magnet gilt, in ihren Büchern durchaus eine Rolle. In „Ava“trifft eine vormals taube Bibliothek­arin auf ihren Jugendschw­arm. Auch in „Lebensbild­er“, ihrem aktuellen Buch, fehlt das ewig junge Thema nicht. Die Heldin Lilly hat die merkwürdig­e Eigenschaf­t, Menschen aus ihrem Umfeld mit weltberühm­ten Bildern zu verbinden. Da macht sich das Studium der Kunstgesch­ichte bemerkbar.

Und Roman Nummer drei, Arbeitstit­el „Zuhause in mir“? „Das Exposée ist zumindest schon fertig“, erzählt sie. Ihr großer Wunsch ist es, das Buch eines Tages „in einem großen Verlag zu veröffentl­ichen, um noch mehr Leser zu erreichen“.

 ?? FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Vera Kerick lebt mit ihrer Familie heute in Meerbusch und arbeitet im Moment an ihrem dritten Roman. Sie wünscht sich, möglichst viele Leser zu erreichen.
FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Vera Kerick lebt mit ihrer Familie heute in Meerbusch und arbeitet im Moment an ihrem dritten Roman. Sie wünscht sich, möglichst viele Leser zu erreichen.

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