Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Abitur ohne Glanz und Glamour

Es wird keine Abibälle geben, nur die Zeugnisver­gabe. Elisa Büsing ist froh, noch kein Kleid gekauft zu haben.

- VON MARVIN WIBBEKE

NEUSS Mit dem Abitur endet für die Schüler ein Lebensabsc­hnitt. Viele von ihnen wollen direkt an die Uni und studieren, andere machen eine Ausbildung, manche wollen zunächst ein Freiwillig­es Soziales Jahr oder „Work and travel“in fernen Ländern machen, weil sie noch nicht genau wissen, in welche Richtung es später für sie gehen soll. Eines ist aber sicher: Bei den Feierlichk­eiten rund um den Schulabsch­luss kommen die Absolvente­n noch ein letztes Mal zusammen, bevor der viel zitierte „Ernst des Lebens“beginnt. In diesem Jahr ist aufgrund der Corona-pandemie alles anders.

Elisa Büsing macht ihr Abitur am Nelly-sachs-gymnasium. Die schriftlic­hen Prüfungen hat die 17-Jährige, genau wie ihre Mitschüler, bereits hinter sich, die mündliche Prüfung steht noch aus. Neben den Klausuren mussten sie sich gedanklich auch mit den Abschlussf­eierlichke­iten befassen, denn die können dieses Jahr nicht wie gewohnt stattfinde­n. „Ich glaube, einige von uns haben das emotional noch gar nicht so realisiert“, sagt Elisa Büsing. „Auch wenn das noch keiner miterlebt hat und alles neu für uns ist, wir haben ja in den vergangene­n Jahren bei den Stufen über uns gedacht, in zwei Jahren machen wir das auch, nächstes Jahr sind wir dran. Und jetzt fällt das alles weg. Man kann sagen, wir machen unseren Abschluss heimlich, still und leise.“

Auch wenn kein Abiball, keine Mottowoche und keine Abiparade stattfinde­n können, eine Zeugnisver­gabe

soll es für die Schulen natürlich trotzdem geben. Die Frage ist nur, in welchem Rahmen das möglich ist. Nrw-schulminis­terin Yvonne Gebauer

(FDP) sagte am Mittwoch, dass kleine Abschlussf­eiern ermöglicht werden sollen. „Dies ist ein wichtiges Ereignis für die ganze Familie“, sagte Gebauer. „Es wäre ein schmerzlic­her Verzicht, den Schülern und ihren Familien diesen ganz besonderen Moment der Freude und des Stolzes vorzuentha­lten.“Das Land werde in den kommenden Tagen die rechtliche­n Regelungen dafür schaffen. Darauf warten auch die Schulen. Wie die Zeugnisver­gaben dann genau ablaufen sollen, hängt von den aktuellen Versammlun­gsregeln ab. „Entweder wird nur die Stufe in der Schule erscheinen, maximal sollen die Eltern mit dabei sein, dann eventuell auf dem Schulhof. Das ist unser Kenntnisst­and“, sagt Büsing. Im Gegensatz zu vielen ihrer Mitschüler­innen hat die 17-Jährige nicht das Problem, nun ein teures Ballkleid im Schrank hängen zu haben, von dem die Besitzerin nicht weiß, ob und wann es getragen werden kann. „Ich wollte mich in aller Ruhe nach den Prüfungen darum kümmern. In dieser Hinsicht habe ich noch mal Glück gehabt“, sagt sie. Die Stufe diskutiert momentan darüber, ob der Abiball zu einem späteren Zeitpunkt, zum Beispiel in einem Jahr, nachgeholt werden soll. „Wir hatten uns alle auf die Feiern gefreut. Wir würden sehr gerne mit unseren Eltern, Geschwiste­rn, Freunden und Lehrern feiern. Aber wir wissen auch, dass es nicht dasselbe sein wird“, sagt Büsing. Für die Zeit nach dem Abitur hatte sie bereits Pläne, von denen sie hofft, diese noch umsetzen zu können. „Ich möchte ab September für ein halbes Jahr als Au Pair arbeiten – irgendwo in Europa.“Danach strebt sie ein Medizinstu­dium an. Einige ihrer Mitschüler hatten gemeinsame Reisen geplant, die nun wie die etlichen Feiern nicht stattfinde­n können. Daher sind manche auf der Suche nach Möglichkei­ten, die Zeit bis zum Studium gut überbrücke­n zu können.

 ??  ??
 ?? FOTOS: BÜSING/BRETZ ?? Elisa Büsing macht Abitur am Nelly-sachs-gymnasium.
FOTOS: BÜSING/BRETZ Elisa Büsing macht Abitur am Nelly-sachs-gymnasium.

Newspapers in German

Newspapers from Germany