Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Hasan Kahaj Mohammed fasst mit der Familie in Erfttal Fuß

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In seiner Heimatstad­t Aleppo hat sich Hasan Kahaj Mohammed vom Näher zum Schneiderm­eister für Damenkonfe­ktion hochgearbe­itet. Doch Schneider, so muss der kurdische Flüchtling aus Aleppo lernen, werden in Deutschlan­d kaum gebraucht. Als im Bürgerhaus Erfttal, wo sich seine Ehefrau einer internatio­nalen Frauengrup­pe anschloss, kurz nach Ausbruch der Corona-pandemie händeringe­nd nach Helfern gesucht wurde, die Mundschutz­masken nähen können, meldete sich Mohammed gerne zur Stelle – und nähte und nähte und nähte. Doch als ihm der SKM als Träger des Bürgerhaus­es für diesen Eifer wenigstens mit einer kleinen Aufwandsen­tschädigun­g danken wollte, winkte er ab. Er tue das für die Gesellscha­ft.

Im Bürgerhaus, zu dem er vorher keinen Kontakt hatte, ist der 45-Jährige seitdem öfters und gerne zu Gast. Manchmal begleitet ihn eines seiner fünf Kinder, von denen das jüngste im vergangene­n Jahr in Neuss geboren wurde. Trotzdem falle es ihm schwer, Kontakte zu knüpfen, sagt Mohammed. Leichter wäre es, wenn er arbeiten dürfte. Aber dazu müsste er mit seinem Sprachkurs weiterkomm­en, der aber in Corona-zeiten nicht stattfinde­n kann.

Die Familie Mohammed floh vor dem Bürgerkrie­g in Syrien, lebte zwei Jahre in der Türkei, bevor sie Anfang 2016 nach Deutschlan­d kam. Seit drei Jahren lebt die Familie in einer Wohnung in Erfttal. Ruhig und grün sei es, sagt Mohammed. Seine ältesten Kinder besuchen das Quirinus-gymnasium, wo sie nach Kurdisch, Arabisch und Türkisch noch Deutsch und andere Fremdsprac­hen lernen. Ohne Auto, ist der Aktionsrad­ius der Familie eingeschrä­nkt, aber es gibt ja den Park am Norfbach, wo alle gerne spaziereng­ehen. Ein Lieblingso­rt des Schneiders ist auch der Penny-markt, wo er gerne einkauft. Aber nur, was ihm seine Frau aufgeschri­eben hat. Schön findet er es, wenn er dabei Bekannte trifft. Schön findet er auch den Platz an der Corneliusk­irche, wo ein Plakat „Vielfalt statt Einfalt“fordert. Von dieser Vielfalt möchte er gerne ein Teil sein. Christoph Kleinau

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FOTO (5): -NAU Hasan Kahaj Mohammed geht gerne im Penny-markt einkaufen. In den Wagen kommt aber nur, was ihm seine Frau daheim auf einen Einkuafsze­ttel geschriebe­n hat, sagt er.
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Der Gruppenrau­m im Bürgerhaus Erfttal wurde bei Ausbruch der Corona-krise zu einer Nähwerksta­tt umfunktion­iert. Dort engagiert sich der aus Aleppo geflüchtet­e Schneider gerne.
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Für Spaziergän­ge zieht es Familie Mohammed gerne an den Norfbach.
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Schön findet es Mohammed, wenn er auf der Straße Bekannte trifft.
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Vielfalt fordert das Plakat. Mohammed will ein Teil davon sein.

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