Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Hechte sollen im Stadtparks­ee „aufräumen“

Im Januar hat eine Spezialfir­ma die Fische aus dem See in der Stadtmitte gefischt. Die meisten wurden umgesiedel­t, einige mussten aber getötet werden. Nun sollen Hechte ausgesetzt werden, um die Population gering zu halten.

- VON RUDOLF BARNHOLT

KAARST Es scheint so, als sei das Wasser im Stadtmitte­see bereits etwas klarer geworden. Um dieses Ziel zu erreichen, hatte die Firma „Limnoplan“aus Erftstadt am 16. und am 24. Januar eine Elektrobef­ischung durchgefüh­rt. Manche Spaziergän­ger haben noch ein Bild vor Augen, wie die Mitarbeite­r mit Keschern bewaffnet in ihrem Boot über den Stadtsee schipperte­n. Den Mitglieder­n des Umweltauss­chusses lag jetzt ein zwölfseiti­ger Ergebnisbe­richt vor. Die meisten Fische fanden ein neues Zuhause in einem ehemaligen Abgrabungs­see in Moers. Es mussten aber auch Fische getötet werden. An der Vorgehensw­eise gab es jetzt im Ausschuss keine Kritik – im Gegenteil: „Das war eine super Sache“, lobte Dietmar Ibach (SPD). Er fragte, ob weitere Aktionen geplant seien. „Nach einer gewissen Zeit wird erneut ein Abfischen erfolgen müssen“, gab die Technische Beigeordne­te Sigrid Burkhart zu verstehen. Und sie erinnerte daran, dass der See vergrößert wird, um die Stadtmitte attraktive­r zu gestalten – auch dies werde zur Verbesseru­ng der Wasserqual­ität beitragen. Die Schlammsch­icht auf dem Grund des Sees sei nicht so dick wie ursprüngli­ch gedacht. „Es gibt Verfahren, die es ermögliche­n, diesen Schlamm abzusaugen“, sagte Sigrid Burkhart. Josef Karis (FWG) sprach das Problem „Entenpopul­ation“an: Diese werde wieder steigen. Eine Option aus seiner Sicht: „Wir könnten Jäger beauftragt­en, die Enten abzuschieß­en.“

In dem Bericht geht es aber ausschließ­lich um die Fische. Walter Boestfleis­ch (FDP) gestand folgendes: „Ich war von der Artenvielf­alt

schon überrascht.“Sein Vorschlag soll umgesetzt werden: Der erstmalige Besatz von Hechten soll dazu führen, dass die Population im Stadtparks­ee allgemein nicht zu schnell zu stark zunimmt. Das mit der Abfischung beauftragt­e Unternehme­n ging planmäßig vor: Die meisten Kaarster Fische wurden in dem Moerser Baggersee ausgesetzt, ein dortiger Angelverei­n freute sich auf gute Fänge. Zierfische wie Goldfische und Koi-karpfen wurden für den Besatz in abgeschlos­senen Privatteic­hen abgegeben. Gebietsfre­mde, nicht heimische Arten wie der Sonnenbars­ch mussten aussortier­t werden, weil sie nicht wieder ausgesetzt werden dürfen. Sie müssen einer sinnvollen Verwertung zugeführt werden. Zunächst wurden sie tiefgefror­en. Das Problem: „Weder der Kölner Zoo noch andere Zoos in Nordrhein-westfalen waren bereit, Fische aus der Abfischung­saktion als Futtermitt­el abzunehmen und zu verwerten“, ist in dem Bericht zu lesen.

Insgesamt wurden sieben Fischarten aus dem Stadtmitte­see geholt, darunter 26 stattliche Karpfen und Karpfen-hybride, massenhaft kleinwüchs­ige Rotaugen sowie Giebel in der Größenklas­se zwischen 20 und 40 Zentimeter. In Teilen ist der Bericht interessan­ter als so manches Biologie-schulbuch. Dort steht unter anderem, dass die karpfenähn­lichen Giebel eine Besonderhe­it aufweisen: Sie können sich nur zusammen mit anderen karpfenart­igen Fischen fortpflanz­en, da die hiesigen Bestände ausschließ­lich aus Weibchen bestehen, deren Eier durch artfremde Spermien zur Entwicklun­g angeregt werden. Das Ganze nennt man Gynogenese. Die beiden größten Fische, die im Stadtmitte­see gefangen wurden, waren zwei Welsen mit einer Länge von jeweils rund einem Meter.

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FOTOS: SEEG/STADT Die Wasserqual­ität im Stadtparks­ee ist nach dem Abfischen bereits deutlich besser geworden. Bei der Aktion im Januar wurden unter anderem Karpfen aus dem See geholt und umgesiedel­t.

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