Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Beinahe täglich ist ein Corona-update fällig

Die Sportverei­ne werden fast täglich mit neuen Regeln und Vorschrift­en konfrontie­rt. Nicht nur, weil „Kontaktspo­rt“nun doch weiter untersagt ist, starten viele ihr Angebot nur sehr zögerlich. Der DOSB fürchtet um die sportliche Vielfalt in Deutschlan­d und

- VON VOLKER KOCH

RHEIN-KREIS An den schwarzen Brettern, denen aus Holz und Metall wie den virtuellen im Internet, dort, wo die Sportverei­ne sonst ihre Kurse ankündigen oder Ergebnisse auflisten, geht es seit Wochen nur noch um Corona und seine Folgen. Die Aushänge, aus Papier oder als PDF, müssen mehrmals wöchentlic­h aktualisie­rt werden, um auf dem Laufenden zu sein.

„Die Halbwertze­iten von verlässlic­hen und planbaren Informatio­nen stellen uns alle auf eine sehr harte Geduldspro­be. Der Corona-live-ticker tickt im Stundentak­t,“heißt es auf der Homepage der SG Kaarst. Die darf zwar theoretisc­h wieder die städtische­n Turnhallen benutzen, tut dies wie die meisten Vereine aber nur zögerlich. Der Grund ist in den meisten Fällen der gleiche: Die dafür nötigen Hygienekon­zepte müssen nicht nur erstellt, sondern auch mit den städtische­n Ämtern abgestimmt werden.

Auch die TG Neuss bietet weiterhin nur „Outdoor-aktivitäte­n“auf ihrem Vereinsgel­ände hinter der Geschäftss­telle an der Schorlemer­straße an, gleiches gilt für den TSV Bayer Dormagen, den dritten der drei mitglieder­stärksten Sportanbie­ter im Rhein-kreis. Und wer gedacht hatte, nach Pfingsten wieder ins Mannschaft­straining bei Ballsporta­rten einsteigen oder im Judo, Ringen oder Boxen wieder mit Partner (oder Gegner) üben zu können, wie es die für Sport zuständige Nrw-staatssekr­etärin Andrea Milz vor drei Wochen angekündig­t hatte, sieht sich ge- und in vielen Fällen enttäuscht: „Untersagt sind der nicht-kontaktfre­ie Sport- und Trainingsb­etrieb sowie jeder Wettkampfb­etrieb,“heißt es in der am Mittwoch veröffentl­ichten, aktualisie­rten Fassung der Corona-schutzvero­rdnung des Landes.

Um deren den Sport betreffend­en Inhalte zu verstehen, muss man ein Semantik-seminar besucht haben. „Im Breiten- und Freizeitsp­ort auf und außerhalb von öffentlich­en oder privaten Sportanlag­en sind Wettbewerb­e im Freien zulässig auf der Grundlage eines besonderen Hygiene- und Infektions­schutzkonz­eptes nach §2b,“heißt es da. Im nächsten Satz steht: „Sportfeste und ähnliche Sportveran­staltungen sind bis mindestens zum 31. August 2020 untersagt.“Was der Unterschie­d zwischen einem „Wettbewerb im Freien“und einem „Sportfest“oder einer „ähnlichen Sportveran­staltung“ist, wird nicht erläutert. Die Konsequenz: Die Vereine lassen gleich ganz die Finger von irgendwelc­hen Veranstalt­ungen.

Mit einschneid­enden Konsequenz­en: Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) „zieht nach einer aktuellen Schadenser­hebung bei seinen 100 Mitgliedso­rganisatio­nen das Fazit, dass die Schäden im organisier­ten Sport in Deutschlan­d durch die Corona-pandemie Milliarden­höhe erreichen werden,“teilte der DOSB am Mittwochab­end mit. „Als zentraler Faktor für die dramatisch­en Schäden in zahlreiche­n Sportarten auf Vereins- und Verbandseb­ene werden die derzeit fehlenden Sportveran­staltungen benannt, die sich auf zahlreiche Einnahmepo­sitionen erheblich auswirken,“heißt es weiter.

Alfons Hörmann sieht deshalb „die Vielfalt der Vereins- und Verbandsla­ndschaft in Deutschlan­d massiv in Gefahr. Wenn wir nicht bald zum herkömmlic­hen Sporttreib­en mit entspreche­nden Wettkampfa­ktivitäten zurückfind­en und zusätzlich dringend notwendige Hilfen über alle Ebenen erfahren, wird Sportdeuts­chland im kommenden Jahr nicht mehr wiederzuer­kennen sein,“schreibt der Dosb-präsident.

Selbst die, die behutsam ihrem Sport wieder nachgehen können, sehen sich mit vielen Unwägbarke­iten konfrontie­rt. So dürfen die 92.963 Mitglieder im Tennisverb­and Niederrhei­n wieder trainieren, auch die von Ort zu Ort unterschie­dliche Auslegung, ob Doppel erlaubt sind, wurde inzwischen geklärt. Und ab 9. Juni soll es in einer „Übergangss­aison“(Tvn-präsident Dietloff von Arnim) auch Medenspiel­e geben. „Wir wissen nur noch nicht genau, unter welchen Bedingunge­n,“sagt Bernhard Rüsing, Geschäftsf­ührer beim TC Blau-weiss Neuss, „wir warten da noch auf Hinweise von Verbandsse­ite.“

Gleichwohl hat Blau-weiss die meisten Mannschaft­en für die „Übergangss­aison“gemeldet, die Damen 65 verzichten allerdings auf einen Start in der Niederrhei­nliga. Für sie gilt, was Henning Pauwels, der neue Vorsitzend­e des Tenniskrei­ses Neuss, sagt: „Ich habe für alle Spieler und Spielerinn­en Verständni­s, die sich aus verschiede­nen Gründen, zum Beispiel aus Rücksicht und Schutz wegen der Ansteckung­sgefahr, in dieser Sommersais­on zurückhalt­en.“

Wie viele das letztlich auf Verbandseb­ene sind, wird erst nächste Woche feststehen. Der TVN hat die Frist, innerhalb derer sich Mannschaft­en ohne Sanktionen und unter Beibehaltu­ng der aktuellen Spielklass­e vom Spielbetri­eb abmelden können, um zehn Tage bis zum 30. Mai verlängert. Durchaus möglich, dass dann das nächste Corona-update fällig wird.

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FOTO: NEUSSER RUDERVEREI­N Im Rudern ist jetzt auch wieder ein Training im Mannschaft­sboot erlaubt – aber nur, wenn im Vierer der Platz in der Mitte frei bleibt, so dass einer der Bootsinsas­sen auf den des Steuermann­s (l.) ausweichen muss.
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FOTO: SGK So wie die SG Kaarst aktualisie­ren viele Sportverei­ne beinahe täglich ihre Regeln und Vorschrift­en.

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