Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kühle Cocktails und ein Star-praktikant
Dormagen reagierte rasch: Am Sonntag durften die Händler erstmals ihre Läden öffnen. So sollen Corona-verluste minimiert werden. Wirte und Eisdielen beteiligten gern. Selbst der Bürgermeister sorgte für Absatz.
DORMAGEN Premiere in der Corona-krise: Dormagener Geschäfte und Einkaufszentren öffneten an einem Sonntag. „Wir sind sehr froh über jede zusätzliche Öffnung und darüber, mit etwas mehr Zeit und Attraktivität für unsere Kunden da zu sein“, sagte Ring-center-geschäftsführer Heinz Dieter Lehnhoff. Wie alle Einzelhändler griff er die Idee der SWD und der Cido gerne auf und bot seinen Kunden attraktive Rabatte auf bereits reduzierte Ware.
Der Hintergrund: NRW erlaubt Kommunen in der Corona-krise bis zu vier verkaufsoffene Sonntage pro Geschäft noch in diesem Jahr. Das hat das Wirtschaftsministerium im Juli per Erlass bekanntgegeben. Den bisher erforderlichen Anlass, wie ein Stadtfest, braucht es nicht mehr.
„Unsere Kunden haben uns während des Lockdowns die Treue gehalten, einigen haben wir sogar Päckchen geschnürt. Zeitgleich haben wir in die Technik investiert und über unsere Homepage einen Onlineshop eingerichtet“, erklärte Lehnhoff. „Unser Hauptgeschäftsfeld ist es aber nach wie vor, unsere Kunden vor Ort im Ring-center zu beraten und zu betreuen.“Um den Kunden bei den hochsommerlichen Temperaturen eine Abkühlung zu bieten, hielten die Mitarbeiterinnen gegenüber in der Ring-center Lounge kühle alkoholfreie Cocktails bereit. „Wir wollen den Handel stärken und freuen uns, wenn uns die Stadt weiterhin darin unterstützt.“
Im Schuhhaus Ermert konnten sich die Kunden von einem ganz besonderen Praktikanten beraten lassen: Bürgermeister Erik Lierenfeld schlüpfte für einen Tag in die Rolle des Schuhverkäufers – für den guten Zweck. Pro verkauftem Paar Schuhe spenden er und die Inhaber
jeweils fünf Euro an das Raphaelshaus. „Eigentlich ist es viel zu heiß zum Einkaufen, aber dennoch kommen einige Kunden. Ich konnte schon einige Kinder mit neuen Schuhen für das kommende Schuljahr glücklich machen“, sagte Lierenfeld, der vor allem beeindruckt von den riesigen Schuhlagern war. Auch Claus Ermert zeigte sich begeistert davon, dass der Bürgermeister die Idee seiner Mutter Ingrid gleich aufgegriffen hatte und sich als „Star-praktikant“zur Verfügung gestellt hat. „Fünf Grad weniger hätten dem Raphaelshaus allerdings gut getan“, gab er zu Bedenken. „Schuhe und Mode werden in der Coronazeit eher bedarfsorientiert eingekauft.“Das Flanieren und Bummeln würden die meisten Kunden auf die Zeit verschieben, in der die Coronaregeln gelockert werden können. „Dennoch hilft jeder Tag, an dem wir öffnen dürfen – und wenn es lediglich zu Repräsentationszwecken ist.“
Auch die Gastronomie konnte aufrüsten: „Wir haben den Gastronomen ermöglicht, mehr Außenfläche zu nutzen, um die Abstandsregeln besser einhalten zu können. Sie müssen ihr Geschäft bei schönem Wetter machen, weil sich immer noch viele Gäste unwohl fühlen, im Inneren zu essen und zu trinken“, weiß Stadtmarketingleiter Thomas Schmitt. Zufrieden mit der Resonanz
am verkaufsoffenen Sonntag zeigte sich auch Vagner Leonardo Rodrigues vom Eiscafé und Bistro Adamis: „Heute bieten wir drei Kugeln Eis zum Preis von zwei und Kaffee und Torte zum Sonderpreis. Das wird gut angenommen.“
Carola Bley, zweite Vorsitzende der City-offensive Dormagen, ist ebenfalls zufrieden mit dem Verlauf des ersten verkaufsoffenen Sonntags während Corona. „Wir sind froh, dass es so schnell und unkompliziert möglich gemacht wurde und dass sich so viele Einzelhändler mit Aktionen beteiligen. Heute war die Stimmung gut, die Menschen sind viel gelöster und nehmen sich mehr Zeit fürs Shopping.“