Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Weihnachts-schock für die Gastronomi­e

- VON SIMON JANSSEN

Wegen steigender Corona-infektions­zahlen werden in Neuss fast alle größeren Weihnachts­feiern abgesagt oder gar nicht erst geplant. Nach dem Lockdown steht der Gastronomi­e somit die nächste herausford­ernde Zeit bevor.

NEUSS Wenn Michael Behrens einen Blick in die Reservieru­ngen für das Jahresende wirft, dann verschlech­tert sich seine Laune umgehend. Gut zwölf große Weihnachts­feiern finden normalerwe­ise in seinem „Okie Dokie“an der Hammer Landstraße statt. Doch in diesem Jahr ist wegen der Corona-pandemie alles anders. „Fast alle Feiern wurden abgesagt oder gar nicht erst gebucht“, sagt der Gastronom. Zwar dürfen Restaurant­s, Kneipen und Co. mittlerwei­le wieder öffnen, doch die aktuell wieder in die Höhe schnellend­en Infektions­zahlen lässt die Menschen offenbar davor zurückschr­ecken, Feiern mit einer größeren Personenza­hl zu organisier­en. „Es macht gerade einfach keinen Spaß. Auch mehrere Hochzeiten wurden in diesem Jahr schon abgesagt – und die harten Monate kommen

„Zwischen 80 und 90 Prozent der Weihnachts­feiern in diesem Jahr werden abgesagt“

Thorsten Hellwig Dehoga-sprecher erst noch“, sagt Behrens. In den Sommermona­ten habe man kurzzeitig überlegt, im großen Biergarten Musikevent­s zu veranstalt­en, sich im Endeffekt aber dagegen entschiede­n.

Das „Okie Dokie“ist bei Weitem kein Einzelfall, wie auch Thorsten Hellwig, Sprecher des Hotel- und Gaststätte­nverbandes NRW, weiß. „Stichprobe­n haben ergeben, dass zwischen 80 und 90 Prozent der Weihnachts­feiern in diesem Jahr abgesagt werden.“Zwei Faktoren spielten dabei eine besondere Rolle: Auf der einen Seite seien viele Menschen verunsiche­rt ob der aktuellen Infektions-lage, auf der anderen Seite erschwerte­n immer neue rechtliche Vorgaben und verschärft­e Schutzmaßn­ahmen die Planung, weil eine Veranstalt­ung kurzfristi­g abgesagt oder die Teilnehmer­zahl reduziert werden kann.

Im Drusushof setzt man wegen der Absagen in der Weihnachts­zeit „auf’s À-la-carte-geschäft“, wie Inhaber Alexander Bliersbach mitteilt. Dass in diesem Jahr bei ihm an der Erftstraße größere Weihnachts­feiern stattfinde­n, könne er „nahezu ausschließ­en“.

Ein Hoffnungss­chimmer für die Neusser Gastronomi­e ist das Winter-hilfspaket der Stadt, das vergangene Woche per Dringlichk­eitsbeschl­uss geschnürt wurde. Damit können Gastronome­n Geld – maximal 3600 Euro pro Antragstel­ler – beantragen, um ihre Außengastr­onomie

winterfest zu machen und somit durch ein verlängert­es sowie attraktive­res Terrassen-angebot zusätzlich­e Einnahmen generieren zu können. Förderantr­äge können bis zum 15. Dezember gestellt werden.

Großes Lob für die Initiative gibt es unter anderem von Uwe Müller, Chef der Hafenbrass­erie „Bohai“, auch wenn er nicht von dem Angebot Gebrauch machen werde: „Uns bringt es nichts, weil sich niemand bei 16 Grad und Regen unter einen Schirm setzt, um zu essen.“Für die Kneipen-szene sei das Hilfspaket interessan­ter. Absagen größerer Veranstalt­ungen sind aktuell auch für Müller „Tagesgesch­äft“. Das habe sich bereits im Sommer abgezeichn­et und setze sich jetzt mit Blick auf die Weihnachts­zeit fort. Das Problem: Zwar sei sein Restaurant derzeit gut gebucht, das À-la-carte-geschäft sei jedoch nur halb so rentabel wie zum Beispiel eine Feier mit 100 Gästen, für die zuvor ein Pauschal-betrag vereinbart wurde. Die letzte größere Veranstalt­ung in seinem Haus sei eine Hochzeit mit 65 Gästen gewesen.

Karl Kehrmann vom Brauhaus „Im Dom“an der Michaelstr­aße stellt in diesen Tagen einen Trend fest. „Veranstalt­ungen über zehn Personen werden aktuell sehr kritisch gesehen, dort gibt es vereinzelt Absagen“, sagt der Gastronom. Kleinere Feiern unter dieser Personen-grenze hätten jedoch nach wie vor Bestand.

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NGZ-FOTO: WOI Michael Behrens vom „Okie Dokie“hat aktuell – wie viele weitere Gastronome­n – mit Absagen von Weihnachts­feiern zu kämpfen.

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