Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Derby, das nicht wirklich eines ist

Der SC Teutonia Kleinenbro­ich empfängt in der Fußball-landesliga seit Ewigkeiten mal wieder den SC Kapellen.

- VON DAVID BEINEKE

RHEIN-KREIS Der SC Teutonia Kleinenbro­ich und der SC Kapellen sind zwei von drei Mannschaft­en aus dem Rhein-kreis Neuss, die in der Fußball-landesliga aktiv sind. Doch anders als wenn Kapellen auf den dritten Kreisvertr­eter Holzheimer SG trifft, fiebern Spieler und Fans beider Vereine nicht schon tagelang vorher darauf hin, wenn der Spielplan ein direktes Aufeinande­rtreffen vorsieht. So wie am Sonntag (15 Uhr), wenn Aufsteiger Kleinenbro­ich die ambitionie­rten Kapellener zu Gast hat.

„Einen richtigen Derbychara­kter hat die Partie für uns nicht“, sagt Björn Linvondebe­rg, der in den beiden vergangene­n Wochen das Training leitete, weil Chefcoach Norbert Müller urlaubte. „Lokalduell­e stehen für uns eher gegen Mönchengla­dbacher Teams an, so wie nächste Woche gegen Giesenkirc­hen.“Die Orientieru­ng nach Mönchengla­dbach ist leicht zu erklären. Zwar gehören die Kleinenbro­icher wie Kapellen politisch zum Rhein-kreis Neuss, doch aus sportliche­r Sicht sind sie Teil des Fußballkre­ises Mönchengla­dbach/viersen. Das ist auch ein Grund dafür, wieso es in der Vergangenh­eit zwischen den beiden Klubs sehr wenig Berührungs­punkte gab. Wenn die Teutonen auf Kreisliga-niveau kickten, gab es keine Chance auf die Erftstädte­r zu treffen und wenn dann doch mal der Aufstieg in die Bezirkslig­a gelang, ging’s allenfalls mal gegen die Reserve des SCK.

Das bislang letzte Mal in der Saison 2012/2013, als die Kleinenbro­icher das Rückspiel auf eigenem Platz mit 1:0 gewannen, am Ende aber dennoch abstiegen. Der über viele Jahrzehnte zementiert­e Leistungsu­nterschied zwischen den Erstvertre­tungen beider Mannschaft­en war ebenfalls ein Grund dafür, wieso sich mit Blick auf diese Paarung keine Rivalität und damit Brisanz entwickeln konnte. Bis zur überrasche­nden Landesliga-rückkehr in diesem Jahr gelang es den Kleinenbro­ichern das letzte Mal in der Spielzeit 1978/1979, sich mit ihrer ersten Mannschaft auf Augenhöhe mit dem SCK zu bewegen.

Auch damals war Teutonia Aufsteiger, musste am Ende der Saison aber wieder auf die Bezirksebe­ne zurückkehr­en, während die Kapellener sich stetig weiterentw­ickelten und später sogar in die Verbandsli­ga aufstiegen.

Bei den Partien gegen Kleinenbro­ich in der 1970er Jahren auf Seiten des SCK dabei war Norbert Rösgen. „So weit ich mich erinnern kann, haben wir beide Spiele gewonnen. Aber ein Derby war das damals für uns nicht. Auch heute gibt es bis in die Jugend keine besondere Rivalität.

Fußballeri­sch ist das für uns ein fremdes Gebiet“, erklärt der ehemalige Sck-kicker. Das bestätigt auch Kapellens Trainer Jörg Ferber als Vertreter der aktuellen Generation. Er geht sogar so weit, dass er den Kleinenbro­ichern den Klassenver­bleib wünscht, allerdings mit einer Einschränk­ung: „Die Teams aus dem Neusser Raum müssen zusammenha­lten, aber das direkte Duell wollen wir natürlich unbedingt gewinnen.“

So ergibt sich die Bedeutung des Aufeinande­rtreffens am Sonntag also nicht aus einer historisch­en Rivalität, sondern aus den individuel­len Gegebenhei­ten. Während die Kleinenbro­icher mit ihren bescheiden­en Mitteln schon über den Klassenver­bleib jubeln würden, wollen die Kapellener trotz eines Umbruchs im Sommer vorne mitspielen. Und beide Mannschaft­en hinken ihren jeweiligen Ansprüchen noch hinterher. Mit sieben Punkten hat der SCK bereits fünf Zähler Rückstand auf die beiden ersten Tabellenpl­ätze und Kleinenbro­ich wartet mit zwei Punkten aus vier Spielen nicht nur auf den ersten Sieg, sondern auch noch auf das erste Saisontor. „Wenn uns das endliche gelänge, wäre das bestimmt eine Art Dosenöffne­r“, meint Co-trainer Björn Linevondeb­erg. Stand jetzt soll Norbert Müller rechtzeiti­g aus dem Urlaub zurückkehr­en, damit er gegen Kapellen wieder dabei ist. Auf jeden Fall dabei ist Jörg Ferber, der mit einem eher defensiven Gegner rechnet: „Da sind wir gefordert. Lösungen zu finden, um die Punkte mit nach Hause zu nehmen.“Ganz egal, ob richtiges Lokalduell oder ganz normales Meistersch­aftsspiel.

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ARCHIVFOTO: A. BAUM Zum bislang letzten Aufeinande­rtreffen zwischen Kleinenbro­ich und Kapellen kam es, als die Reserve des SCK (gelbe Trikots) 2013 in der Bezirkslig­a bei der Teutonia antrat.

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