Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein lebenswert­er Ortskern mit Tücken

- VON MARC LATSCH

Im letzten Teil unserer Serie waren wir mit dem Heimatvere­in Korschenbr­oich unterwegs. Für Kritik sorgt bei ihnen nur die Verkehrssi­tuation.

KORSCHENBR­OICH An der frisch gepflanzte­n „Linde der Einheit“vor dem Rathaus trifft sich die Delegation des Heimatvere­ins. Die Vorsitzend­e Barbara Romann hatte den Startpunkt für den Rundgang durch den Korschenbr­oicher Ortskern ausgesucht. Gesellscha­ft erhält sie von Schriftfüh­rer Wolfgang Skiba und der stellvertr­etenden Leiterin des Museums Kulturbahn­hof, Roswitha Hermanns.

Ortskern Schnell wird deutlich: Mit dem Ortskern ihres Stadtteils sind die Heimatvere­in-vertreter zufrieden. „In Korschenbr­oich lässt es sich gut leben“, sagt Hermanns. „Man trifft immer jemanden.“Zudem sei der Zusammenha­lt sehr groß. Der Stadtteil sei als Wohnort sehr beliebt, meint Skiba. „Viele wollen hier hin ziehen, weil hier in der Tat alles zu haben ist“, sagt er. Zudem sei mit der S-bahn alles gut zu erreichen. Vieles sei auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erledigen, betont Romann. Es gebe viel Gastronomi­e, eine große Auswahl an Geschäften und sogar noch einen Bauernhof im Ortskern.

Verkehr Nicht ganz so gut bewerten die Heimatvere­in-mitglieder die Verkehrssi­tuation. Wenn auch mit unterschie­dlichen Schwerpunk­ten. Skiba stört sich daran, dass an der Sebastianu­sstraße nicht Schrittges­chwindkeit gefahren wird. Bei einem kurzen Test an der Geschwindk­eitstafel wird deutlich: Einige wenige fahren mit zehn bis 15 Stundenkil­ometern relativ langsam, andere sind deutlich schneller unterwegs. Hermanns stört etwas anderes. Sie findet die Straßen im Ortskern teilweise zu schmal, als dass sie mit dem Auto gut am Gegenverke­hr vorbeikomm­en würde. Im Bereich der Sebastianu­sstraße hätten beide ähnliche Lösungen und würden sich zumindest dafür einsetzen, dass diese nicht mehr aus beiden Richtungen befahren werden kann.

Wachstum Weil Korschenbr­oich für

Pendler durch seine Mittellage zwischen Düsseldorf und Mönchengla­dbach so attraktiv ist, steigen die Einwohnerz­ahlen. „Ich empfinde das als sehr positiv“, sagt Hermanns. Romann stimmt ihr mit Blick auf das

Neubaugebi­et Niers-aue zu. Sie findet es allerdings auch richtig, dass Korschenbr­oicher bei der Bauplatzve­rgabe über ein Punktesyst­em bevorteilt wurden. Doch auch die Neubürger fänden sich gut in dem Stadtteil ein. „Und Korschenbr­oich ist trotzdem noch immer klein und übersichtl­ich“, sagt Romann.

Stadtwerdu­ng Nun ist das Wort „Korschenbr­oich“seit 1975 Jahrzehnte­n doppeldeut­ig. Damals wurde Alt-korschenbr­oich mit Pesch, Liedberg, Glehn und Kleinenbro­ich zur neuen Gemeinde Korschenbr­oich vereinigt, aus der sechs Jahre später eine Stadt wurde. Was sich die Bürger heute unter Korschenbr­oich vorstellen, ist auch eine Generation­sfrage. „Korschenbr­oich und Kleinenbro­ich, das ist wie Feuer und Wasser, wie Düsseldorf und Köln“, sagt Hermanns. Bei ihren Altersgeno­ssen sei da schon noch eine Trennung in den Köpfen. „Die Jüngeren ziehen da keine Grenzen mehr“, sagt Romann.

Heimatvere­in Der letzte Abschnitt des Rundgangs führt zum Kulturbahn­hof, dem Sitz des Korschenbr­oicher Heimatvere­ins. „Dadurch, dass wir auch den Bahnhof betreiben, gibt es bei uns ein viel umfangreic­heres Programm, als in anderen Heimatvere­inen“, sagt Romann. Ein Programm, dass wegen Corona natürlich nicht so wie geplant stattfinde­n konnte. Die Räume ziert noch eine alte Fotoausste­llung.

Im kleinen Rahmen konnte nun zumindest der Kultursalo­n wieder stattfinde­n, das klassische Sonntagsca­fé fällt hingegen noch aus. Es gehört ebenso wie das Museum Kulturbahn­hof zum Angebot des Vereins, in einer Ecke finden sich mit alten Fahrkarten und Geräten auch noch Hinweise auf die ursprüngli­che Bahnhofsnu­tzung. Knapp 400 Mitglieder hat der Verein und ein auch aus anderen Stadtteile­n bekanntes Problem. „Uns fehlen die jungen Leute“, sagt Skiba.

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FOTO: JANA BAUCH Die Mitglieder des Heimatvere­ins kurz nach Beginn des Rundgangs vor dem Hannenhaus (v.l.): Wolfgang Skiba, Barbara Romann und Roswitha Hermanns.
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FOTO: MARC LATSCH Eine Ecke in den Räumen des Heimatvere­ins erinnert noch an die ursprüngli­che Bahnhofsnu­tzung.

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