Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ein lebenswerter Ortskern mit Tücken
Im letzten Teil unserer Serie waren wir mit dem Heimatverein Korschenbroich unterwegs. Für Kritik sorgt bei ihnen nur die Verkehrssituation.
KORSCHENBROICH An der frisch gepflanzten „Linde der Einheit“vor dem Rathaus trifft sich die Delegation des Heimatvereins. Die Vorsitzende Barbara Romann hatte den Startpunkt für den Rundgang durch den Korschenbroicher Ortskern ausgesucht. Gesellschaft erhält sie von Schriftführer Wolfgang Skiba und der stellvertretenden Leiterin des Museums Kulturbahnhof, Roswitha Hermanns.
Ortskern Schnell wird deutlich: Mit dem Ortskern ihres Stadtteils sind die Heimatverein-vertreter zufrieden. „In Korschenbroich lässt es sich gut leben“, sagt Hermanns. „Man trifft immer jemanden.“Zudem sei der Zusammenhalt sehr groß. Der Stadtteil sei als Wohnort sehr beliebt, meint Skiba. „Viele wollen hier hin ziehen, weil hier in der Tat alles zu haben ist“, sagt er. Zudem sei mit der S-bahn alles gut zu erreichen. Vieles sei auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erledigen, betont Romann. Es gebe viel Gastronomie, eine große Auswahl an Geschäften und sogar noch einen Bauernhof im Ortskern.
Verkehr Nicht ganz so gut bewerten die Heimatverein-mitglieder die Verkehrssituation. Wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Skiba stört sich daran, dass an der Sebastianusstraße nicht Schrittgeschwindkeit gefahren wird. Bei einem kurzen Test an der Geschwindkeitstafel wird deutlich: Einige wenige fahren mit zehn bis 15 Stundenkilometern relativ langsam, andere sind deutlich schneller unterwegs. Hermanns stört etwas anderes. Sie findet die Straßen im Ortskern teilweise zu schmal, als dass sie mit dem Auto gut am Gegenverkehr vorbeikommen würde. Im Bereich der Sebastianusstraße hätten beide ähnliche Lösungen und würden sich zumindest dafür einsetzen, dass diese nicht mehr aus beiden Richtungen befahren werden kann.
Wachstum Weil Korschenbroich für
Pendler durch seine Mittellage zwischen Düsseldorf und Mönchengladbach so attraktiv ist, steigen die Einwohnerzahlen. „Ich empfinde das als sehr positiv“, sagt Hermanns. Romann stimmt ihr mit Blick auf das
Neubaugebiet Niers-aue zu. Sie findet es allerdings auch richtig, dass Korschenbroicher bei der Bauplatzvergabe über ein Punktesystem bevorteilt wurden. Doch auch die Neubürger fänden sich gut in dem Stadtteil ein. „Und Korschenbroich ist trotzdem noch immer klein und übersichtlich“, sagt Romann.
Stadtwerdung Nun ist das Wort „Korschenbroich“seit 1975 Jahrzehnten doppeldeutig. Damals wurde Alt-korschenbroich mit Pesch, Liedberg, Glehn und Kleinenbroich zur neuen Gemeinde Korschenbroich vereinigt, aus der sechs Jahre später eine Stadt wurde. Was sich die Bürger heute unter Korschenbroich vorstellen, ist auch eine Generationsfrage. „Korschenbroich und Kleinenbroich, das ist wie Feuer und Wasser, wie Düsseldorf und Köln“, sagt Hermanns. Bei ihren Altersgenossen sei da schon noch eine Trennung in den Köpfen. „Die Jüngeren ziehen da keine Grenzen mehr“, sagt Romann.
Heimatverein Der letzte Abschnitt des Rundgangs führt zum Kulturbahnhof, dem Sitz des Korschenbroicher Heimatvereins. „Dadurch, dass wir auch den Bahnhof betreiben, gibt es bei uns ein viel umfangreicheres Programm, als in anderen Heimatvereinen“, sagt Romann. Ein Programm, dass wegen Corona natürlich nicht so wie geplant stattfinden konnte. Die Räume ziert noch eine alte Fotoausstellung.
Im kleinen Rahmen konnte nun zumindest der Kultursalon wieder stattfinden, das klassische Sonntagscafé fällt hingegen noch aus. Es gehört ebenso wie das Museum Kulturbahnhof zum Angebot des Vereins, in einer Ecke finden sich mit alten Fahrkarten und Geräten auch noch Hinweise auf die ursprüngliche Bahnhofsnutzung. Knapp 400 Mitglieder hat der Verein und ein auch aus anderen Stadtteilen bekanntes Problem. „Uns fehlen die jungen Leute“, sagt Skiba.