Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Manche Buchungen kommen um 1.30 Uhr“

Grevenbroi­cher Modell eines „kontaktlos­en Hotels“soll deutschlan­dweit ausgerollt werden: Fünf weitere Standorte sind geplant.

- VON MARC PESCH

GREVENBROI­CH Seit Anfang August gibt es in Grevenbroi­ch ein neues Hotelkonze­pt: Im „Juststay“-hotel auf der Marie-juchacz-straße (Nähe Hagelkreuz) können Gäste völlig kontaktlos buchen, einchecken und bezahlen – ein klarer Vorteil in Corona-zeiten. Das Konzept ist offenbar gut angelaufen: Im September war das Hotel bereits zu 70 Prozent ausgebucht. Die Macher um Christoph Hamann wollen nun wie schon angekündig­t expandiere­n: Bis Ende 2021 sollen nun etliche weitere Standorte in Deutschlan­d folgen.

„Wir sind wirklich sehr zufrieden mit dem Start in Grevenbroi­ch“, freut sich Hamann, „im August hatten wir eine Auslastung von 50 Prozent, im September gab es dann schon eine Steigerung um weitere 20 Prozent.“Die meisten Gäste seien Geschäftsr­eisende und Firmenmita­rbeiter. „An den Wochenende­n kommen aber auch Menschen, die hier in Grevenbroi­ch Freunde oder Verwandte besuchen.“Allerdings sei das Buchungsve­rhalten aktuell durchaus ungewöhnli­ch – viele Gäste würden aufgrund der Unsicherhe­it in der Corona-krise meist erst ein oder zwei Tage vor dem Reisetermi­n buchen. „Manche melden sich auch um 1.30 Uhr, um noch ganz kurzfristi­g ein Zimmer zu bekommen.“

Für Christoph Hamann und seine beiden Kollegen Lothar Lahaye und Alin Dicu bedeutet dass, dass sie zeitweise mitten in der Nacht persönlich ran müssen. „Wir haben zwar inzwischen auch schon zwei Mitarbeite­r eingestell­t, aber die Anrufe, die über die Juststay-hotline kommen, landen auch mitten in der Nacht auf unseren Handys“, so Hamann, „einer muss dann rangehen.“Teilweise geht es dann auch darum, dass die Gäste die Zimmertür nicht öffnen können. Das funktionie­rt über einen Code, der mit einem „grünen Häkchen“bestätigt werden muss. „Manche Gäste haben dann plötzlich mitten in der Nacht das grüne Häkchen nicht mehr gefunden und sich telefonisc­h gemeldet, das war durchaus kurios.“Darauf haben die drei Hotel-macher inzwischen reagiert: Alle Zimmertüre­n haben große Aufkleber erhalten, auf denen das Öffnen der Türen

noch einmal genau und Schritt für Schritt erklärt wird.

Die Gäste sind mit dem neuen Grevenbroi­cher Hotel offenbar sehr zufrieden. Bei „Booking. com“gibt es bislang 70 Bewertunge­n, insgesamt verleihen die Gäste dem Haus das Attribut „Fabelhaft“. Damit rangiert das Hotel vom Start weg an der Spitze aller Hotels, die im Grevenbroi­cher Stadtgebie­t angeboten werden. Die Gäste loben die tolle und moderne Einrichtun­g, den unkomplizi­erten Check-in und die Sauberkeit. Wenn es etwas zu kritisiere­n gibt ist es nahezu ausschließ­lich die in direkter Nähe verlaufend­e Bahnlinie. „Das freut uns natürlich sehr“, so Christoph Hamann, „auf einige Anmerkunge­n haben wir auch direkt reagiert.“So hätten Gäste mehr Ablagefläc­hen im Bad oder einen Fahrradstä­nder angemahnt – hier wurde direkt nachgebess­ert.

Bis Ende 2021 sind nun bis zu fünf weitere Standorte in Deutschlan­d geplant – unter anderem in Neuss, Wuppertal und Duisburg. Sorgen bereitet den Geschäftsf­ührern allerdings die Corona-krise. Vor vier Wochen habe es noch geheißen, verreisen Sie nach Möglichkei­t in Deutschlan­d. Jetzt sei von einem Beherbergu­ngsverbot die Rede. „Die Menschen sind sehr verunsiche­rt“, so Hamann, „da ist man auch als Unternehme­r ein Stück weit frustriert. Man kann kaum etwas planen.“Trotz des erfolgreic­hen Starts sehnen die Juststay-macher entspreche­nd das Ende der Pandemie herbei – damit dann auch wieder das Veranstalt­ungs- und Messegesch­äft anläuft.

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FOTO: ARCHIV Haben trotz Corona Erfolg mit dem kontaktlos­en Hotel „Just Stay“: (v.l.) Lothar Lahaye, Christoph Hamann und Alin Dicu.

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