Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bayer Dormagen gibt richtige Antwort

- VON DAVID BEINEKE

Nach dem schwachen Saisonstar­t gegen Dessau standen die Zweitliga-handballer des TSV beim Titelanwär­ter SG BBM Bietigheim schon unter Druck. Die junge Mannschaft zeigte eine gute Mentalität und siegte überrasche­nd 26:25.

DORMAGEN Direkt nach dem Schlusspfi­ff gab es kein Halten mehr. In der Egetrans-arena stürmten Spieler und Verantwort­liche des TSV Bayer Dormagen aufs Feld, bildeten einen Kreis und feierten ausgelasse­n hüpfend den überrasche­nden 26:25 (11:10)-Erfolg bei der als Titelanwär­ter in die Saison gegangenen SG BBM Bietigheim. Dass die Jubelarie auch anschließe­nd in der Kabine vielleicht noch ein bisschen opulenter ausfiel als gewöhnlich, war verständli­ch. Schließlic­h waren die Dormagener mit einer Niederlage (21:14) vor eigenem Publikum in die Saison gestartet und hatten sich so angesichts des schweren Auftaktpro­gramms selbst schon früh unter Zugzwang gesetzt.

Insgesamt ähnelte das Szenario in Bietigheim am Ende stark dem, das Bayer beim Saisonstar­t erlebt hatte. Die am ersten Spieltag spielfreie SG wusste bei ihrem Saisondebü­t nach Corona-bedingt sieben Monaten ohne Pflichtspi­el nicht so recht wo sie stand und traf auf einen Gegner, der als Außenseite­r mit aller Macht den Sieg wollte und dementspre­chend alles dafür tat. Bietigheim war wie Dormagen gegen Dessau zwischendu­rch auch mal nah dran, die Partie zu drehen, doch in den entscheide­nden Momenten hatte der Außenseite­r immer die besseren Nerven und die besseren Antworten parat. „Das war ein guter Zeitpunkt für das Aufeinande­rtreffen mit Bietigheim. In diesem scheiß ersten Spiel nach einer so langen Pause und einer guten Vorbereitu­ng, bist du einem Druck ausgesetzt, mit dem gerade junge

Spieler nicht so gut klarkommen“, meinte Tsv-coach Dusko Bilanovic. Er hatte von der ersten Sekunde an gemerkt, dass seine Spieler mit einer ganz anderen Mentalität zu Werke gingen als noch vor gut einer Woche, was ihm früh die Zuversicht gab, dass es klappen könnte mit der Überraschu­ng.

Doch es war ein harter Weg, den die Dormagener beschreite­n mussten. In einem insgesamt nicht hochklassi­gen Handballsp­iel hatten auch sie ein paar Täler zu durchschre­iten, doch letztlich gelang das im Kollektiv. Wenn es wie in der ersten Hälfte nach einer 6:3-Führung mal wieder über mehrere Minuten nicht klappte (13. bis 22.), ein Tor zu erzielen, waren die Defensive um den nach einer Verletzung zurückgeke­hrten Abwehrchef Patrick Hüter und der starke Torwart Sven Bartmann (elf Paraden) zur Stelle und machte es den Gastgebern schwer, Kapital daraus zu schlagen. Bietigheim ging zwar 7:6 in Front, doch Bayer blieb dran und konnte sogar mit einer knappen Führung in die Pause gehen.

Als das bis dahin oft behäbige Angriffssp­iel der Bietigheim­er zu Beginn

der zweiten Hälfte an Tempo und Dynamik zulegte, was eine 14:12-Führung zur Folge hatte, war es die Cleverness der Dormagener, die auch mit Hilfe ihres mit allen Wassern gewaschene­n Trainers leichte Fehler des Gegners provoziert­en. Als die SG bei einer 14:13-Führung eine Zwei-minuten-strafe von Jan Asmuth verkraften musste, bei der sie im Angriff ihren Torwart gegen einen sechsten Feldspiele­r tauschte, waren es gleich zwei schlampige Abspiele, die zu leichten Gegentreff­ern führten, und Überzahlto­r von André Meuser, die Bayer eine 17:14-Führung bescherten. Nach einer Auszeit fingen sich die Gäste zwar wieder, doch Dormagen blieb in Führung.

Als es dann in der Schlusspha­se noch mal enger wurde, bewies Bilanovic mit der Einwechslu­ng von

Torwart Martin Juzbasic ein glückliche­s Händchen. Zweimal bekam er bei Gegenstöße­n noch irgendwie ein Körperteil an den Ball und verhindert­e scheinbar sichere Gegentore, so dass Bayer in der 56. Minute noch 23:21 führte. Im Angriff behielt Bayer seine Linie bei und spielte seine Angriffe in aller Ruhe aus. „Das war unser Matchplan. Gegen heimstarke Gegner musst du geduldig bleiben, um Hektik zu provoziere­n“, erklärte Bilanovic. Als André Meuser in der letzten Minute das 26:24 gelang, war das die Entscheidu­ng. „Das war eine geschlosse­ne Mannschaft­sleistung“, meinte der Tsv-coach, der aber dennoch ein Extralob für den mit sieben Toren besten Bayer-schützen Ian Hüter parat hatte: „Er hat toll Regie geführt, war selber gefährlich und hat Bälle geklaut, wo es wehgetan hat.“

 ?? FOTO: MARCO WOLF ?? Beim wichtigen Sieg in Bietigheim war Ian Hüter mit sieben Toren Dormagens bester Schütze. Nicht nur deswegen erhielt er ein Sonderlob von seinem Trainer Dusko Bilanovic.
FOTO: MARCO WOLF Beim wichtigen Sieg in Bietigheim war Ian Hüter mit sieben Toren Dormagens bester Schütze. Nicht nur deswegen erhielt er ein Sonderlob von seinem Trainer Dusko Bilanovic.

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