Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Bayer Dormagen gibt richtige Antwort
Nach dem schwachen Saisonstart gegen Dessau standen die Zweitliga-handballer des TSV beim Titelanwärter SG BBM Bietigheim schon unter Druck. Die junge Mannschaft zeigte eine gute Mentalität und siegte überraschend 26:25.
DORMAGEN Direkt nach dem Schlusspfiff gab es kein Halten mehr. In der Egetrans-arena stürmten Spieler und Verantwortliche des TSV Bayer Dormagen aufs Feld, bildeten einen Kreis und feierten ausgelassen hüpfend den überraschenden 26:25 (11:10)-Erfolg bei der als Titelanwärter in die Saison gegangenen SG BBM Bietigheim. Dass die Jubelarie auch anschließend in der Kabine vielleicht noch ein bisschen opulenter ausfiel als gewöhnlich, war verständlich. Schließlich waren die Dormagener mit einer Niederlage (21:14) vor eigenem Publikum in die Saison gestartet und hatten sich so angesichts des schweren Auftaktprogramms selbst schon früh unter Zugzwang gesetzt.
Insgesamt ähnelte das Szenario in Bietigheim am Ende stark dem, das Bayer beim Saisonstart erlebt hatte. Die am ersten Spieltag spielfreie SG wusste bei ihrem Saisondebüt nach Corona-bedingt sieben Monaten ohne Pflichtspiel nicht so recht wo sie stand und traf auf einen Gegner, der als Außenseiter mit aller Macht den Sieg wollte und dementsprechend alles dafür tat. Bietigheim war wie Dormagen gegen Dessau zwischendurch auch mal nah dran, die Partie zu drehen, doch in den entscheidenden Momenten hatte der Außenseiter immer die besseren Nerven und die besseren Antworten parat. „Das war ein guter Zeitpunkt für das Aufeinandertreffen mit Bietigheim. In diesem scheiß ersten Spiel nach einer so langen Pause und einer guten Vorbereitung, bist du einem Druck ausgesetzt, mit dem gerade junge
Spieler nicht so gut klarkommen“, meinte Tsv-coach Dusko Bilanovic. Er hatte von der ersten Sekunde an gemerkt, dass seine Spieler mit einer ganz anderen Mentalität zu Werke gingen als noch vor gut einer Woche, was ihm früh die Zuversicht gab, dass es klappen könnte mit der Überraschung.
Doch es war ein harter Weg, den die Dormagener beschreiten mussten. In einem insgesamt nicht hochklassigen Handballspiel hatten auch sie ein paar Täler zu durchschreiten, doch letztlich gelang das im Kollektiv. Wenn es wie in der ersten Hälfte nach einer 6:3-Führung mal wieder über mehrere Minuten nicht klappte (13. bis 22.), ein Tor zu erzielen, waren die Defensive um den nach einer Verletzung zurückgekehrten Abwehrchef Patrick Hüter und der starke Torwart Sven Bartmann (elf Paraden) zur Stelle und machte es den Gastgebern schwer, Kapital daraus zu schlagen. Bietigheim ging zwar 7:6 in Front, doch Bayer blieb dran und konnte sogar mit einer knappen Führung in die Pause gehen.
Als das bis dahin oft behäbige Angriffsspiel der Bietigheimer zu Beginn
der zweiten Hälfte an Tempo und Dynamik zulegte, was eine 14:12-Führung zur Folge hatte, war es die Cleverness der Dormagener, die auch mit Hilfe ihres mit allen Wassern gewaschenen Trainers leichte Fehler des Gegners provozierten. Als die SG bei einer 14:13-Führung eine Zwei-minuten-strafe von Jan Asmuth verkraften musste, bei der sie im Angriff ihren Torwart gegen einen sechsten Feldspieler tauschte, waren es gleich zwei schlampige Abspiele, die zu leichten Gegentreffern führten, und Überzahltor von André Meuser, die Bayer eine 17:14-Führung bescherten. Nach einer Auszeit fingen sich die Gäste zwar wieder, doch Dormagen blieb in Führung.
Als es dann in der Schlussphase noch mal enger wurde, bewies Bilanovic mit der Einwechslung von
Torwart Martin Juzbasic ein glückliches Händchen. Zweimal bekam er bei Gegenstößen noch irgendwie ein Körperteil an den Ball und verhinderte scheinbar sichere Gegentore, so dass Bayer in der 56. Minute noch 23:21 führte. Im Angriff behielt Bayer seine Linie bei und spielte seine Angriffe in aller Ruhe aus. „Das war unser Matchplan. Gegen heimstarke Gegner musst du geduldig bleiben, um Hektik zu provozieren“, erklärte Bilanovic. Als André Meuser in der letzten Minute das 26:24 gelang, war das die Entscheidung. „Das war eine geschlossene Mannschaftsleistung“, meinte der Tsv-coach, der aber dennoch ein Extralob für den mit sieben Toren besten Bayer-schützen Ian Hüter parat hatte: „Er hat toll Regie geführt, war selber gefährlich und hat Bälle geklaut, wo es wehgetan hat.“