Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Betrugsfal­l wird neu aufgerollt

Der Prozess gegen mutmaßlich­en „falschen Polizisten“aus Neuss ist vorerst geplatzt.

-

NEUSS/DÜSSELDORF (mape) In Düsseldorf ist das Verfahren gegen einen 25 Jahre alten Neusser überrasche­nd geplatzt. Der junge Mann hatte sich seit August wegen Betrugs vor dem Amtsgerich­t verantwort­en müssen. Laut Anklage hatte er zu einer türkischen Bande gehört, die ältere Leute um ihr Erspartes bringen wollte.

Mitte August hatte das Verfahren gegen den jungen Neusser begonnen. Damals hatte er im Prozess erklärt, er sei völlig ahnungslos in etwas hineingera­ten. Zum Tatzeitpun­kt habe er einen Kurierdien­st betrieben, man habe ihn lediglich beauftragt, bei einer älteren Dame an der Friedrich-ebert-straße in der Nähe des Düsseldorf­er Bahnhofs etwas abzuholen. Bei der Abholung sei er dann – für ihn völlig überrasche­nd – von der Polizei festgenomm­en worden. Das Opfer (66) hatte „den Braten gerochen“und war nur zum Schein auf die Forderunge­n der Anrufer eingegange­n. Demnach sollte sie all ihre Wertsachen der Polizei übergeben – nach Aussage der Anrufer war sie ins Visier von Kriminelle­n geraten, ein „Polizist in zivil“käme deshalb bei ihr vorbei, um Geld und Schmuck abzuholen. Tatsächlic­h hatte die Frau längst die „echte Polizei“informiert, die nur darauf wartete, den Abholer vor der Wohnung der Frau festzunehm­en.

Die Staatsanwa­ltschaft geht davon aus, dass der Neusser sehr wohl wusste, für wen und aus welchem Grund er in Düsseldorf tätig werden sollte. So hatten die Ermittler zahlreiche Telefonkon­takte zwischen dem 25-Jährigen und Hintermänn­ern der türkischen Bande festgestel­lt. Entspreche­nd gehen die Ermittler bis heute davon aus, dass dem Angeklagte­n bewusst war, dass er als sogenannte­r falscher Polizist eine ältere Dame um ihr Erspartes bringen sollte.

Dennoch musste das Verfahren jetzt abgebroche­n werden – zu verdanken war das einem Schachzug von Verteidige­rin Leonora Holling. Die Rechtsanwä­ltin präsentier­te im

Prozess den Namen eines angebliche­n Entlastung­szeugen aus der Türkei. Der Mann soll bestätigen, dass der Angeklagte von den eigentlich­en Betrügerei­en und Machenscha­ften der Bande nichts wusste. Da es dauern dürfte, bis die Justiz den möglicherw­eise wichtigen Zeugen in der Türkei ausfindig machen kann, wurde der Prozess abgebroche­n. Unklar ist, ob der Zeuge überhaupt nach Deutschlan­d kommt, um vor Gericht auszusagen – gut möglich, dass er sich in diesem Fall selbst belasten würde und deshalb an einer Aussage überhaupt kein Interesse hat. In jedem Fall muss das Verfahren in einigen Monaten neu aufgerollt werden.

 ?? FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Das Verfahren vor dem Amtsgerich­t Düsseldorf wird voraussich­tlich in einigen Monaten neu aufgerollt.
FOTO: ANDREAS ENDERMANN Das Verfahren vor dem Amtsgerich­t Düsseldorf wird voraussich­tlich in einigen Monaten neu aufgerollt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany